Schindellegi SZ/Opfikon – Der Logistikkonzern Kühne+Nagel hat 2023 die Normalisierung nach dem Corona-Boom gespürt. Nun scheint die Talsohle durchschritten. Im vierten Quartal stiegen die Volumina in der Seefracht wieder an.
Die pandemiebedingte Sonderkonjunktur der Jahre 2021 und 2022 hatte Kühne+Nagel hohe Gewinne beschert. 2023 war davon nicht mehr viel übrig. Die Geschäfte des Konzerns aus Schindellegi im Kanton Schwyz liefen wieder normal.
In Zahlen sieht das auf den ersten Blick dramatisch aus: Der um die volatilen Frachtraten der Reedereien bereinigte Bruttoumsatz brach im vergangenen Geschäftsjahr um über 20 Prozent auf noch 8,8 Milliarden Franken ein.
Das Betriebsergebnis (EBIT) halbierte sich auf 1,9 Milliarden Franken, ebenso der Reingewinn auf knapp 1,5 Milliarden Franken. Die sogenannte Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Bruttogewinn angibt, erreichte noch knapp 22 Prozent (VJ 34%).
Anstieg gegenüber 2019
Auf den zweiten Blick relativieren sich die rückläufigen Zahlen jedoch: Denn in den vergangenen zwei Jahren hatte das Unternehmen stark von den Turbulenzen der Pandemie profitiert: Die Organisation der Warenströme war aufwändiger und damit für die Kunden teurer.
Das zeigt sich auch, wenn man die Zahlen von 2023 mit dem Vor-Pandemiejahr 2019 vergleicht. Damals erzielte Kühne+Nagel einen Rohertrag von weniger als 8 Milliarden und wies einen Reingewinn von 800 Millionen aus – «nur» rund halb so viel wie heute.
Zudem gab die Seefracht im vierten Quartal Anlass zu Optimismus. Die Talsohle sei durchschritten, betonte die Konzernleitung. Die Volumina steigen wieder und die Zeichen stehen derzeit auf Wachstum.
Profitieren wird der Konzern in den kommenden Monaten auch von der Krise im Roten Meer. Seit die Huthi-Rebellen dort Frachtschiffe beschiessen, nehmen die meisten Containerschiffe den Umweg ums Kap Horn. Die Fahrt dauere zwölf Tage länger als durch den Suezkanal, sagte Kühne-Chef Stefan Paul. Insgesamt habe sein Unternehmen bereits 400 bis 450 Schiffe umleiten müssen.
Frachtraten gestiegen
Was schwierig klingt, hat für den Konzern auch einen positiven Aspekt: Die Frachtraten steigen. Das gibt Kühne+Nagel Rückenwind in Sachen Profitabilität. «Wir sprechen hier von einem zweistelligen Millionenbetrag beim EBIT ab dem zweiten Quartal», sagt CEO Paul.
Noch nicht auf den Wachstumspfad zurückgekehrt ist die Luftfracht: Während der Corona-Pandemie hatten Probleme in den Lieferketten hier zu einem regelrechten Boom geführt. Dies sei nun nicht mehr der Fall, da die globalen Lieferketten abgesehen von den Problemen am Suezkanal sehr gut funktionierten, betonte Paul. Zudem mache sich die derzeit verhaltene Wirtschaftslage bemerkbar.
An der Börse stiess der Optimismus des Kühne-Managements allerdings auf taube Ohren. Die Anleger warfen die Aktie am Freitag in hohem Bogen aus ihren Depots. Die Titel schlossen 13,5 Prozent im Minus bei noch 257,30 Franken – und dies trotz einer positiven Stimmung am Gesamtmarkt. (awp/mc/pg)