Kühne+Nagel startet mit Gewinnsprung ins Jahr
Schindellegi – Kühne+Nagel ist fulminant ins Geschäftsjahr 2021 gestartet. Die Gewinnzahlen kletterten deutlich in die Höhe, auch wenn das Vorjahr wegen der beginnenden Pandemie eine schwache Vergleichsbasis abgibt. An der Börse eilen die Aktien von einem Rekord zum nächsten.
Logistiker sorgen dafür, dass Waren pünktlich von A nach B transportiert werden. Wie das organisiert wird, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr fundamental verändert. Pandemiebedingt heben heute immer noch kaum Passagierflugzeuge ab, die Waren mitnehmen können. Sie müssen durch reine Frachtfieger ersetzt werden. Gleichzeitig mangelt es an Seefrachtcontainern, weil diese lange in den Häfen auf ihre Abfertigung warten müssen.
Während sich der Welthandel weiter belebte, blieb die Angebotsknappheit also bestehen. Das führte zu stark steigenden Frachtpreisen und hatte zur Konsequenz, dass vor allem «wertvollere» Fracht transportiert wurde. Kühne+Nagel hat sich schnell auf die veränderten Bedingungen eingestellt und gleichzeitig darauf geachtet, sich den Handlungsspielraum zu erhalten.
Gewinn verdoppelt
Und das macht sich jetzt bezahlt: Das von Kühne+Nagel abgefertigte Containervolumen ist im ersten Quartal wieder um 2 Prozent gewachsen. Vor allem aber wuchsen die margenstarken Luftfrachtvolumen um deutliche 16,4 Prozent.
Das spülte Kühne+Nagel mit 6,03 Milliarden Franken 23 Prozent mehr Umsatz in die Kassen. Diese Zahl ist aber mit Vorbehalt zu betrachten, sind doch die Frachttarife der Reeder und Fluggesellschaften seit Ausbruch der Pandemie explodiert.
Aussagekräftiger ist daher der sogenannte Rohertrag, der um 7,5 Prozent auf 2,02 Milliarden Franken stieg. Der Rohertrag gibt an, wie viel Geld bei Kühne+Nagel bleibt, nachdem die Frachttarife beglichen wurden. Der Betriebsgewinn EBIT (431 Mio) und der Reingewinn (318 Mio) wurden mehr als verdoppelt.
Schief parkiert im Suezkanal
Auch die Blockade des Suezkanals während mehr als einer Woche hat die Warenströme rund um den Globus durcheinandergewirbelt. Der 400 Meter lange Containerfrachter «Ever Given» hatte den Suezkanal als eine der meistbefahrenen Routen der Welt vom 23. bis zum 29. März für sieben Tage blockiert.
Finanzchef Markus Blanka nahm es mit Humor: «Da hat ein Schiff ein bisschen schief parkiert», sagte dieser im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Auf der «Ever Given» selbst hatte Kühne+Nagel «einige hundert» Container stehen.
Schlimmer waren die mehr als 400 Schiffe, die auf das Ende der Blockade warteten. «Bei uns waren in der Zeit insgesamt rund 65’000 Container von Verzögerungen betroffen», sagte Blanka. «Wir mussten viel umdisponieren. Das war mit ein Grund, warum wir in der Luftfracht so gut abgeschnitten haben», verriet er.
Punkto Ausblick gibt sich das Unternehmen wie meistens bedeckt. Kühne+Nagel erwarte für den Rest dieses Jahres ein weiterhin herausforderndes Marktumfeld, hiess es im Communiqué.
Applaus von der Börse
An der Börse griffen die Anleger bei Kühne+Nagel zu. Bis 12.20 Uhr verteuerten sich die Papiere um 1,3 Prozent auf 296,20 Franken. Im frühen Handel wurde mit 301,70 Franken eine neue Rekordmarke gesetzt. Mit einem beeindruckenden Plus von rund 48 Prozent führen die Papiere die Gewinnerliste der Blue Chips seit Jahresbeginn unangefochten an. (awp/mc/pg)