Kühne+Nagel fährt im Jubiläumsjahr Rekordergebnis ein
Detlef Trefzger, CEO Kühne+Nagel. (Foto: K+N)
Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel ist im vergangenen Geschäftsjahr vom Gegenwind der Wechselkurse ausgebremst worden. Das Geschäft war insgesamt aber dennoch profitabler als im Vorjahr. Vom Gewinn werden fast 90% ausgeschüttet, womit die Dividende höher ausfällt. Damit unterstreicht die Konzernleitung ihre Zuversicht, im laufenden Jahr die positive Entwicklung fortzusetzen. Zudem kommt es zur Veränderung an der Spitze des Verwaltungsrates.
Für den weltweit tätigen Konzern ist die Frankenstärke eine Herausforderung. Auf Stufe Umsatz habe man 2015 wegen der Umrechnung in Schweizer Franken 1,7 Mrd CHF an Umsatz verloren, rechnete Finanzchef Markus Blanka-Graff an der Bilanzmedienkonferenz vor. Dass man mit den Gewinnzahlen in Schweizer Franken dennoch im Plus abgeschnitten hat, führte er auf Kosten- und Prozessoptimierungen zurück. «Da nehmen wir unsere Dynamik her.»
Starke Margen in See- und Luftfracht
In der Paradedisziplin Seefracht – hier ist Kühne+Nagel Weltmarktführer – wurden wie im Vorjahr 3,8 Mio Standardcontainer transportiert, dies jedoch bei einer erheblich verbesserten Rendite. Der Bruttogewinn pro Container stieg so um 5,2% und die Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zum Bruttogewinn ausdrückt und in der Branche als massgebende Profitabilitätskennzahl gilt, verbesserte sich auf im Branchenvergleich sehr hohe 33,2% von 30,3% im Jahr zuvor.
Auch das Resultat im Luftfrachtgeschäft glänzt: Die Tonnage stieg um 4,7%, was mit der Ausrichtung auf industriespezifische Luftfrachtangebote erklärt wird. Dies habe zu «umfangreichem» Neugeschäft aus den Branchen Pharma, Luft- und Raumfahrt sowie leichtverderbliche Waren geführt. Die Konversionsmarge legte auf 29,3% von 27,0% zu.
Das Ergebnis im Geschäftsbereich Landverkehr hingegen wurde von einer Kartellbusse aus Frankreich belastet, der EBIT brach in der Folge auf 7 Mio CHF von 30 Mio ein. Im Bereich Kontraktlogistik ist Kühne+Nagel besonders von negativen Währungseffekten betroffen, belastet habe auch das Ergebnis der britischen Tochter Drinks Logistics, wie es heisst. Der EBIT sank auf 119 Mio CHF von 153 Mio.
Gewinn gesteigert – Dividende erhöht
Insgesamt stieg der EBIT um 3,8% auf 850 Mio CHF und die entsprechende Marge auf 5,1% von 4,7% im Jahr zuvor. Zusammen mit den Neun-Monats-Zahlen hatte die Konzernleitung im Oktober eine Marge von mindestens 5% für 2015 in Aussicht gestellt und damit ihr Ziel erreicht. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn stieg um 6,8% auf 676 Mio. «Zu unserem 125-Jahr-Jubiläum haben wir ein Rekordergebnis erzielt», so CEO Detlef Trefzger.
«Das war eine ausgezeichnete Leistung des Managements», bilanzierte Verwaltungsratspräsident Karl Gernandt vor dem Hintergrund eines «herausfordernden Marktumfelds». Die Aktionäre will man an der Geschäftsentwicklung mit einer um 1,00 CHF auf 5,00 CHF erhöhten regulären Dividende beteiligen. Mit der Ausschüttung von knapp 90% des erwirtschafteten Gewinns unterstreiche man die Zuversicht für die weitere Entwicklung.
Im laufenden Jahr wolle man Volumen, Marktanteil und EBIT steigern, sagte CEO Trefzger. «Wachstum ist bei uns das ’new normal'», ergänzte der VRP.
Gernandt tritt von Präsidium zurück
Gernandt, seit 2008 im Verwaltungsrat und seit 2011 dessen Präsident, tritt an der Generalversammlung im Mai zurück und übergibt dann an den derzeitigen Vize Jörg Wolle. Er bleibt aber als Vize-Präsident im Gremium.
Als Grund für seinen Rücktritt führte Gernandt an, er wolle sich auf den Ausbau der Kühne Holding konzentrieren. Die Holding ist Mehrheitsaktionärin des an der SIX kotierten Kühne+Nagel-Konzerns und im Besitz des langjährigen Unternehmenspatrons Klaus-Michael Kühne. Dort übernimmt Gernandt das Präsidium des Verwaltungsrates.
Markterwartungen erfüllt – Aktie gibt dennoch nach
Die Erwartungen der Analysten hat Kühne+Nagel mit dem Zahlenausweis erfüllt. Bei der Dividende hatte man mancherorts allerdings etwas mehr erhofft.
Kühne+Nagel Namen verloren am Mittwoch 1,2% auf 131,40 CHF, wohingegen der Gesamtmarkt klar zulegte (SPI: +0,8%). Am Vortag noch waren die Titel allerdings stärker als der Gesamtmarkt gestiegen und auch auf Jahressicht schneiden sie besser ab. Die Credit Suisse senkte im Nachgang der Zahlen das Kursziel: Die nach wie vor hohe Bewertung biete trotz ordentlichem Ergebnis in schwierigem Umfeld weiterhin Abwärtsrisiko, so der zuständige Analyst. (awp/mc/upd/ps)