Logistiker Kühne+Nagel verdient mehr trotz Rückgang in der Luftfracht

Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel hat auch im dritten Quartal 2019 die schwächelnde Konjunktur gespürt. Trotzdem erzielte er vor allem in der Seefracht und bei den Landverkehren ein gutes Ergebnis. In der Luftfracht hingegen war das Marktumfeld erneut anspruchsvoll.

Die Volumen der Gruppe sanken bei den Flugzeug-Transporten in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nämlich um 6,4 Prozent auf 1,22 Millionen Tonnen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Erneut spürte der Logistiker hier das durch Handelshemmnisse geprägte Umfeld.

Dies liess die Nachfrage in einigen Schlüsselindustrien weiter sinken. Im Gesamtjahr dürfte der Luftfrachtmarkt weltweit gar um 5 bis 6 Prozent schrumpfen, wie Kühne-Finanzchef Markus Blanka-Graff, am Dienstagmorgen in einem Gespräch mit AWP sagte.

Seefracht gewachsen
«Die Luftfracht ist teuer, die Kunden sparen hier als erstes», sagte er. Profitieren konnte von diesem Trend dafür die Seefracht – bei Kühne+Nagel handelt es sich hierbei um die Paradedisziplin. Der Logistiker wuchs zu Wasser im dritten Quartal trotz des stagnierenden Gesamtmarkts deutlich.

So beförderte die Gruppe aus Schindellegi in der Periode von Januar bis September 3,67 Millionen sogenannte Standardcontainer (TEU). Das sind 4,3 Prozent, respektive 152’000 Einheiten mehr als in der Vorjahresperiode. Und auch die Landverkehre setzten ihre Dynamik fort.

Entsprechend zufrieden zeigte sich der Finanzchef des Unternehmens denn auch. «Unser drittes Quartal fiel entgegen den Marktentwicklungen positiv aus», sagte er und verwies auf das Volumenwachstum in der Seefracht.

Ergebnis deutlich verbessert
Auf Ebene der gesamten Gruppe ging der Nettoumsatz von Juli bis September zwar um 1,1 Prozent zurück auf 5,24 Milliarden Franken. Allerdings beinhaltet diese Kennzahl die relativ volatilen Frachtraten, die vom Logistikunternehmen selbst kaum beeinflusst werden können. Der deshalb aussagekräftigere Rohertrag legte um 2,3 Prozent auf 1,97 Milliarden zu.

Erheblich verbessern konnte die Gruppe aber vor allem das Ergebnis. Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIT resultierte ein Anstieg um 16 Prozent auf 283 Millionen Franken. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn legte um 13 Prozent auf 213 Millionen zu. Bei beiden Kennzahlen schlug das Unternehmen die Erwartungen der Analysten.

Diese lobten Kühne+Nagel am Dienstag denn zumeist auch. Die Gruppe entwickle sich in einem schwierigen und unsicheren Marktumfeld, das von Handelsstreitigkeiten geprägt ist, weiterhin besser als der Markt, lautet etwa das Fazit der Bank Vontobel. Sein für Bernstein tätiger Berufskollege Daniel Roeska betonte ausserdem, dass die Ergebnisse die Stärke des Unternehmens beim Senken der Kosten erneut unter Beweis gestellt hätten.

Umfeld dürfte schwierig bleiben
Diese Fähigkeit dürfte der Gruppe weiterhin helfen. Das Umfeld wird sich vorerst kaum verbessern. Dazu kommt, dass im Seefracht-Bereich neue Treibstoffvorschriften für die Containerschifffahrt temporär für höhere Kosten sorgen könnten, wie Blanka-Graff einräumte. In wenigen Monaten tritt ein faktisches Verbot von Schweröl zugunsten schwefeldioxidärmerer Schiffstreibstoffe in Kraft.

Trotz solcher und anderer Widrigkeiten bleibt beim mittelfristigen Ausblick von Kühne+Nagel alles beim Alten. So hat das Unternehmen den Ehrgeiz, bis 2022 eine Konversionsmarge auf Gruppenebene von über 16 Prozent zu erreichen (Q3 2019: 13,3 Prozent).

An der Börse wird der Zahlenkranz klar positiv aufgenommen. Die Kühne-Valoren stehen um 11.05 Uhr in einem leichteren Gesamtmarkt (SPI -0,3%) mit 3,2 Prozent im Plus bei 153,31 Franken. (awp/mc/ps)

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