Kühne+Nagel verdient 2017 mehr
Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel hat im vergangenen Jahr beim Umsatz, dem Rohertrag und dem Reingewinn neue Bestmarken erreicht. In den Kernbereichen See- und Luftfracht baute der Konzern seine Marktanteile weiter aus und erhöhte die Volumen. Das Unternehmen kämpfte allerdings wegen höherer Frachtraten mit anhaltendem Margendruck. An der Börse geht es mit den Aktien als Reaktion auf die Zahlen südwärts.
Ausschlaggebend für den Margendruck sind die Frachtraten, also jene Preise, welche die Reeder von den Logistikern verlangen. «Wir kommen bei den Raten vor allem in der Seefracht wieder zu einem normalen Preisniveau zurück», erklärte CEO Detlef Trefzger an der Bilanzmedienkonferenz am Mittwoch in Zürich. Doch habe man die Preissteigerungen nicht so schnell an die Kunden weitergeben können, weshalb die Margen im abgelaufenen Geschäftsjahr noch gelitten hätten.
Konkret stieg der Nettoumsatz über die Gesamtgruppe hinweg um 12,5% auf 18,6 Mrd CHF. Mehr Aussagekraft als der Nettoumsatz hat aber der um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag. Dieser legte um 7,2% auf 7,02 Mrd CHF zu. Der Gewinn auf Stufe EBIT erhöhte sich um 2,1% auf 937 Mio CHF, die entsprechende Marge nahm aber um 0,6 Prozentpunkte auf 5,0% ab. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn stieg um 2,6% auf 737 Mio.
Konversionsmarge gesunken
Die sogenannte Konversionsmarge sank ebenfalls. Dabei handelt es sich um eine in der Branche wichtige Kennzahl zur Messung der Rentabilität, indem sie Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt. Sie kam bei 13,3% nach 14,0% im Vorjahr zu liegen. Auf Gruppenebene peilt Kühne+Nagel einen Wert von 16% bis 2022 an. «Natürlich wird es uns daher noch nicht 2018 gelingen, diesen Wert zu erreichen», betonte Trefzger.
Nach Sparten betrug die Konversionsmarge in der Seefracht noch 29,2% nach 31,4% im Vorjahr. In der Luftfracht lag sie mit 30,2% fast auf Vorjahresniveau. «Unser Ziel bleibt sowohl in der See- wie auch in der Luftfracht ein Wert von 30%», sagte der CEO.
Hintergrund des Margenrückgangs bei Seefrachten war auch die allgemeine Konsolidierung der weltweiten Container-Linienschifffahrt. «Noch vor wenigen Jahren teilten sich 18 Anbieter den Markt auf, heute sind es noch 8», führte Trefzger aus. Dass mit der chinesischen Hanjin als erstes ein Low-Cost-Carrier bankrott gegangen sei, verwundere ihn nicht, da sich der Anspruch der Kunden zunehmend in Richtung Qualität verlagere.
Digitalisierung soll Wachstum bringen
Für die Zukunft erhofft sich der Manager von Digitalisierung und Automatisierung weiteres Wachstum. Wie dies gehen kann, erklärte er mit Bezug auf die Sparte Kontraktlogistik. Besonders stolz zeigte sich der CEO über eine mit dem E-Commerce-Händler Alibaba 2017 geschlossene Logistikvereinbarung im E-Commerce-Fullfilment. Insgesamt wachse sein Unternehmen hier mit 50% jährlich, wobei er aber keine konkreten Volumen nennen wollte.
Beim E-Commerce-Fulfillment übernimmt ein Anbieter wie Kühne+Nagel alle jene Aufgaben, die nach dem Tätigen einer Online-Bestellung erfolgen. Weltweit habe das Unternehmen inzwischen 80 sogenannte Fullfilment Center in über 25 Ländern «up and running», so Trefzger. Schliesslich, so das Fazit des Managers, stimme ihn die Innovationskraft seines Unternehmens auch für 2018 zuversichtlich.
Valoren im Minus
Die Märkte zeigten sich ob der publizierten Zahlen indes enttäuscht. Die Aktien von Kühne+Nagel verloren bis Börsenschluss 5,0% deutlich auf 154,70 CHF. Sie waren damit der grösste Verlierer unter den ebenfalls zumeist nachgebenden Blue Chips. Die Kühne-Aktien hatten bereits im Vorfeld der Zahlenvorlage schwächer tendiert. (awp/mc/upd/pg)