Doris Fiala, Präsidentin des Kunststoff Verbandes Schweiz (KVS).
Aarau – Der rückläufige Trend in der Schweizer Kunststoffindustrie des Jahres 2011 hat sich im Jahr 2012 weiter fortgesetzt. Da-bei machten sich die belastenden Faktoren (Frankenstärke, konjunkturelle Unsicherheiten im Euroraum) zunehmend bemerkbar. Für das Gesamtjahr resultierten negative Veränderungen bei den Umsätzen um 3,5 Prozent und bei der Beschäftigung um 0,5 Prozent.
Die Schweizer Kunststoffindustrie erzielte im Jahr 2012 einen Umsatz von 15 Mrd. Fr. Dies bedeutet einen Rückgang von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die An-zahl der Unternehmen zeigt sich mit 828 Unternehmen gegenüber dem Jahr 2011 ebenfalls rückläufig. Diese Firmen beschäftigten 2012 insgesamt 34’353 Mitarbeiten-de, das sind 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Produktivität ist im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 436’000 Franken Umsatz pro Mitarbeiter um 3,1 Prozent gefallen. In der gesamten Kunststoffindustrie wurden im vergangenen Jahr 812‘000 Tonnen Kunststoff und Kautschuk (-9.8 Prozent) verarbeitet. Für das laufende Jahr rechnet die Industrie mit einer Erholung der Branchen- Konjunktur.
Angespanntes Branchenumfeld
Die Präsidentin des Kunststoff Verbandes Schweiz (KVS), Doris Fiala, stellt fest, dass im vergangenen Jahr das wirtschaftliche Umfeld von vielen Unsicherheiten geprägt war. Der Eingriff der Nationalbank zur Stabilisierung des Wechselkurses hat sehr viel zur Beruhigung und zur Planungssicherheit beigetragen. Die Turbulenzen im Euroraum, wichtigster Handelspartner der Schweiz, schlagen sich jedoch in einem schwierigen Geschäftsumfeld nieder, von dem die verschiedenen Branchen ganz unterschiedlich betroffen sind. Dies macht sich auch für Unternehmen der Kunststoff-industrie massiv bemerkbar. Einige Unternehmen operieren sehr erfolgreich, andere spüren die Schwäche der Abnehmerindustrie, namentlich der MEM-Branche.
Rahmenbedingungen
Wie bereits im vergangenen Jahr werden die energieintensiven Produktionen durch steigende Energiekosten zusätzlich überproportional belastet. Die Fortsetzung der Energiewende verfolgt der KVS nach wie vor mit grosser Besorgnis. Die zuverlässige und kostengünstige Versorgung mit elektrischer Energie stellt für die Betriebe weiter-hin einen entscheidenden Standortfaktor dar.
Weitere Zielsetzungen:
- Sicherung der Sozialwerke ohne zusätzliche Belastungen der Unternehmen
- Unternehmenssteuern
- Reduktion des administrativen Aufwands (Mehrwertsteuer, Bürokratie, etc.)
Angesichts des Mangels an Fachkräften ist zudem der freie Personenverkehr für die Kunststoffindustrie lebenswichtig. Die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen
zur Ventilklausel sind gegenüber den Interessen des Kunststoff Verbandes Schweiz nicht gerade förderlich. Einschränkungen in diesem Bereich würden eine existentielle Bedrohung darstellen.
Wechselkurs
Nach Dr. Ernesto Engel, Geschäftsführer des Kunststoff Verbandes Schweiz (KVS), wirkt sich der starke Franken weiterhin extrem negativ auf die MEM-Industrie (Ma-schinen, Elektro- und Metallindustrie) und die damit verbundene exportorientierte Schweizer Kunststoffwirtschaft aus. Viele Zulieferfirmen aus der klein- und mittel-ständischen Industrie sehen sich aufgrund eines Importsoges einem massiv steigenden Wettbewerb aus dem Ausland gegenüber. Firmenschliessungen oder -verlagerungen ins Ausland sind oftmals zwangsläufige Konsequenzen.
Nachwuchs
Der KVS engagiert sich erfolgreich zusammen mit anderen Verbänden und Organi-sationen für die Förderung der Nachwuchsrekrutierung, beispielweise mittels Auftrit-ten an Berufsmessen oder mittels Informationsveranstaltungen an der ETH. Trotz-dem haben die Betriebe der Kunststoffindustrie zunehmend Schwierigkeiten bei der Nachwuchsrekrutierung. Manche Lehrstelle für Kunststofftechnologen bleibt unbesetzt. Und auch auf Stufe Ingenieur muss der Nachwuchs zunehmend im Ausland gesucht werden.
Kunststoffe leisten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung
Kunststoffe und Kunststoffprodukte helfen durch ihre gezielte Verwendung zum Bei-spiel im Bau, Verkehr, bei Verpackungen oder im Medizinalbereich den Rohstoff- und Energiebedarf zu senken und verschiedenste Umweltbelastungen zu reduzieren. Vielfältige Recycling-Technologien unterstützen diese positiven Effekte zusätzlich. Zur Optimierung ihrer Produkte und stetigen Entlastung der Umwelt investiert die Kunststoffbranche seit Jahren viel Know-how und finanzielle Mittel in die Modernisierung und Innovationstätigkeit ihrer Produktionsanlagen.
Der Werkstoff Kunststoff erobert zwar immer neue Anwendungen und macht spektakuläre Projekte, wie das Solarflugzeug Solar Impulse, überhaupt erst möglich. Trotzdem sieht er sich auch immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Symptomatisch ist die parlamentarische Unterstützung eines Verbots der Abgabe von Plastiksäcken bei den Grossverteilern.
KVS – Der Branchenrepräsentant
Die Mitglieder des KVS sind mehrheitlich kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit 40 bis 50 Mitarbeitenden aber auch global agierende Grossunternehmen.
Der Kunststoff Verband Schweiz vertritt die Interessen der Kunststoffindustrie ge-genüber Behörden und in der Öffentlichkeit. Sein Ziel ist es, den verantwortungs-vollen Umgang mit der Ressource Kunststoff zu fördern, seinen Mitgliedern moderne, zielgerichtete Möglichkeiten zur beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie branchen-spezifische Dienstleistungen anzubieten.