Zubin Karkaria, CEO Kuoni Group.
Zürich – Alles neu macht der Mai – bei Kuoni gilt das auch für den November. Gerade erst hat der Reisedienstleister seine Wurzeln, das klassische Reisegeschäft, gekappt, da rollt bereits die nächste Restrukturierungswelle. Bei GTS läuft es nicht rund und somit muss eine Neuausrichtung her. Gleichzeitig tauscht der Konzern seine komplette Führungsriege aus. Der ursprüngliche Anlass der heutigen Pressekonferenz, nämlich die Geschäftszahlen nach neun Monaten, rückten dabei fast völlig in den Hintergrund.
Der neue Mann auf dem Chefsessel ist der CEO der erfolgreichen Visasparte VFS und bringt laut Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer die «besten Voraussetzungen für die aktuellen Anforderungen» bei Kuoni mit. Es gehe nach den Portfolioänderungen der letzten Monate nun um «Fokussierung, Beschleunigung, neue Produkte und Services», so der VRP. Karkaria besitze einen unglaublichen Unternehmer- und Pioniergeist, sei ein starker Motivator. Komplettiert wird das neue Management dann im ersten Quartal 2016 mit der neuen Finanzchefin Prisca Havranek-Kosicek.
GTS muss für Erreichung der Ziele profitabel werden
Beim Blick auf die aktuellen Ergebnisse der neuen Kuoni ist das Sorgenkind schnell ausgemacht: Das Gruppenreisegeschäft GTS schreibt rote Zahlen. «Die Division hat in der Tat grosse Probleme», räumt der VRP ein. Das liege am schwächelnden Japan-Geschäft. «Wir rechnen in dem Bereich auch nicht mit einer Erholung, darum haben wir uns für die Restrukturierung entschieden.» Die Kostenbasis müsse schnell – noch 2016 – um etwa 30 Mio CHF gesenkt werden, damit dann GTS 2017 wieder profitabel werde. Und das sei nötig, um die bestätigten Mittelfristziele zu erreichen.
Im Zuge der geplanten «umfassenden» Restrukturierung sollen Managementstrukturen angepasst und die Komplexität reduziert werden. Es seien Standortverlagerungen erforderlich und weltweit würden rund 350 Vollzeitstellen abgebaut. Die einmaligen Kosten für die Restrukturierung belasten das Konzernergebnis 2015 wohl mit 15 Mio CHF, seien aber hauptsächlich 2016 cashwirksam. Für die konzernübergreifenden Anpassungen fielen 2015 nochmals Kosten von 5 Mio an.
Helfen soll auch die neue Partnerschaft mit der chinesischen HNA. «Wir haben in China zwar ein erfreuliches Wachstum, sind aber schon längere Zeit auf Partnersuche, um besseren Anschluss an die dortigen Netzwerke zu bekommen», heisst es von Karrer. Derweil sei ein Verkauf der kränkelnden Sparte GTS derzeit «überhaupt kein Thema. Wir schauen derzeit darauf, GTS in die profitable Zone zu bringen und HNA kann uns dabei sicherlich helfen.»
VR beantragt Aufhebung Stimmrechtsbeschränkung
Auch der Verwaltungsrat wird der neuen Kuoni angepasst – es wird an der Generalversammlung die Verkleinerung des Gremiums von sieben auf sechs Mitglieder sowie eine Erneuerung beantragt.
Zudem wird der ordentlichen Generalversammlung vom 26. April 2016 die Aufhebung der statutarischen Stimmrechtsbeschränkung vorgeschlagen. Das soll auch neue Investoren anlocken. Das Stimmrecht der Kuoni-Aktionäre ist grundsätzlich auf 3% beschränkt – auch wenn ihre Kapitalbeteiligung deutlich höher liegt. Eine Ausnahme bildet die Kuoni und Hugentobler-Stiftung, die 25% der Stimmen auf sich vereint, obschon sie nur 6,25% der Aktien hält. Wie die Stiftung zu dem Vorhaben steht, ist noch offen.
Geschäftsergebnis rückt in den Hintergrund – angepasster Ausblick
Angesichts des fortschreitenden Konzernumbaus rücken die eigentlichen Ergebnisse für die ersten 9 Monate – auch etwas aufgrund ihrer geringen Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr – in den Hintergrund. Der Umsatz lag auf angepasster Basis nach Verkauf der Reiseveranstalteraktivitäten etwa unverändert bei 2,56 Mrd CHF.
Der EBIT lag angepasst bei 20,5 Mio, ein Minus von fast 70%. Unter dem Strich verbuchte Kuoni inklusive der nicht-fortgeführten Aktivitäten einen Verlust von 293,3 Mio. Das Ergebnis des fortgeführten Geschäfts liegt bei +12,0 Mio nach +56,6 Mio im Vorjahr.
Bei den Sparten glänzten wie gewohnt das Visageschäft VFS Global mit einem satten Umsatzplus von knapp 21%, GTD erzielte immerhin ein Plus von 3%. Beim Sorgenkind GTS wurde indes gut 10% weniger umgesetzt und der EBIT lag mit -36,2 Mio CHF deutlich im negativen Bereich.
Für das Gesamtjahr 2015 passte Kuoni den Ausblick an. So soll der bereinigte EBIT bei mindestens 50 Mio CHF liegen, inklusive der Restrukturierungskosten sowie der Wertberichtigungen wird ein EBIT von 11 Mio angepeilt. Bislang war Kuoni von einem EBIT der fortgeführten Aktivitäten im Bereich von 40-50 Mio ausgegangen. Die Dividendenpolitik soll beibehalten werden.
An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an, die Aktie stieg bis Börsenschluss um 7,1%. Analysten sehen zwar weitere Umbauten auf den Konzern zukommen, es gehe aber in die richtige Richtung, so der Tenor. (awp/mc/upd/ps)