Kuoni schlägt Ulf Berg als VR-Präsidenten vor
Ulf Berg, designierter Kuoni-VRP. (Foto: ethlife.ethz.ch)
Zürich – An der Spitze von Kuoni ersetzt ein bekanntes Gesicht das andere: Der frühere Sulzer-Chef Ulf Berg soll Verwaltungsratspräsident des Tourismusunternehmens werden und damit Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer ablösen.
Karrer verliert mit dem Kuoni-Präsidium sein wichtigstes Mandat. Er muss es deshalb abgeben, weil Kuoni an die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT verkauft wird. Die Käuferin wechselt den gesamten, heute siebenköpfigen Verwaltungsrat von Kuoni aus. Sie ersetzt ihn durch drei, von ihr bestimmte Personen.
Dass EQT Ulf Berg als Präsidenten auswählte, ist kein Zufall: Berg, der am Sonntag seinen 66. Geburtstag feierte, zählt zu den sogenannten industriellen Beratern von EQT. Auf das Knowhow dieser Berater setzt die Beteiligungsgesellschaft zur Weiterentwicklung der von ihr gehaltenen Firmen.
Berg wird also als Vertreter von EQT in den Verwaltungsrat von Kuoni einziehen. Ihm zur Seite stehen soll ein weiterer EQT-Mann: Michael Bauer leitet die Schweizer Niederlassung der Beteiligungsgesellschaft und ist verantwortlich für den Kauf von Kuoni.
Neben den beiden Gesandten der Käuferin soll Thomas Geiser im Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Der langhaarige, stets Fliege tragende Rechtsprofessor ist Stiftungsrat der Kuoni-Ankeraktionärin, der Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung.
Aktionäre müssen zustimmen
Die Kuoni-Aktionäre müssen der Besetzung des neuen Verwaltungsrates an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 2. Mai noch zustimmen. Der Abschluss der Übernahme von Kuoni durch EQT wird gemäss Mitteilung weiterhin am 19. Mai erwartet.
EQT, deren Wurzeln auf die schwedische Familiendynastie der Wallenbergs zurückreichen, preist Ulf Berg als richtigen Mann zur richtigen Stunde an: Er verfüge über umfassende Erfahrung in der Restrukturierung von Unternehmen, bei Übernahmen und Firmenintegrationen, heisst es in der Mitteilung.
Für Berg wäre das Kuoni-Präsidium eine weitere Station in einer eindrücklichen Karriere. Bisher spielte sich diese vornehmlich in der Industrie ab. Nach über 20 Jahren bei ABB erlangte Berg über die Chefposten der Elektronikgruppe Carlo Gavazzi und des Verpackungsherstellers SIG 2003 seinen Karrierehöhepunkt: Den Chefposten bei Sulzer.
2007 gab er diesen zugunsten des Amtes als Verwaltungsratspräsident ab, wurde zwei Jahre später jedoch abgewählt. Er war in einem Machtkampf gegen den russischen Investor Viktor Vekselberg unterlegen. Heute ist Berg Präsident der Ems Chemie, Verwaltungsrat beim Verpackungsmaschinenhersteller Bobst und Partner bei der Investmentgesellschaft BLR & Partners.
Wachstumsaussichten
Bei Kuoni sieht Berg «vielversprechende Wachstumsaussichten» für die drei verbleibenden Geschäftsfelder, wie es in der Mitteilung heisst. Kuoni bearbeitet heute noch Visa-Anträge, betreibt einen Engros-Verkauf von Hotelübernachtungen und verkauft Gruppenreisen. Das einstige Kerngeschäft, die Organisation und der Vertrieb von Reisen für Privatpersonen, wurde letztes Jahr verkauft.
Die drei verbliebenen Geschäftsfelder funktionieren weitgehend selbständig. Sie weisen nur wenige Überschneidungen auf, wie es in der Mitteilung heisst. Die Strategie, die Kuoni Chef Zubin Karkaria im November eingeleitet hatte, sieht vor, in alle drei Divisionen zu investieren. Dadurch sollen diese in ihren jeweiligen Märkten Anteile gewinnen können.
Berg unterstütze diese Strategie «vollumfänglich», heisst es in der Mitteilung. Die strategische Führung der drei Divisionen wird indes nicht einzig beim ausgedünnten Verwaltungsrat liegen. Jede der drei Sparten erhält nämlich zusätzlich einen sogenannten Beirat zur Seite gestellt. Dieser solle «den beschleunigten Ausbau der Aktivitäten unterstützen und die Innovationskraft stärken», wie es in der Mitteilung heisst.
Die Kuoni-Aktien werden am Montag um 12 Uhr mit 363 CHF (-0,2%) weiterhin knapp unter dem EQT-Angebot von 370 CHF je Aktie gehandelt. (awp/mc/ps)