Kuoni: Schwedische EQT lanciert Übernahmeangebot
Zubin Karkaria, CEO Kuoni Group. (Foto: Kuoni)
Zürich – Nun ist es definitiv. Kuoni soll an EQT verkauft werden. Wie mehrheitlich erwartet, hat sich die vom Kuoni-Management bevorzugte Bietern damit durchgesetzt. Konkret offeriert das zum Wallenberg-Imperium gehörende Private-Equity-Haus für alle im Publikumsbesitz befindenden B-Namenaktien 370 CHF. Die Kuoni-Titel legen am Dienstag markant bis knapp unter den Angebotspreis zu.
Der offerierte Preis entspricht einer Prämie von 34,1% auf den aktuellen Durchschnittskurs der letzten 60 Tage und einem Aufschlag von 60% zum Durchschnittskurs vor dem 5. Januar 2016, als Kuoni erste Gespräche mit potentiellen Bietern bestätigt hatte. Insgesamt beläuft sich der Kaufpreis für alle B-Aktien damit auf knapp 1,4 Mrd CHF, die Kuoni-Gruppe als ganze wird so mit rund 1,5 Mrd CHF bewertet.
Der Kuoni-Verwaltungsrat wie auch die Hugentobler-Stiftung als Kuoni-Ankeraktionärin unterstützen das Angebot.
«Alle Optionen geprüft»
Der Kuoni-Verwaltungsrat habe in den letzten Monaten alle strategischen Optionen sehr sorgfältig geprüft, erklärte VR-Präsident Heinz Karrer. Nach dieser detaillierten und umfassenden Analyse sowie einem kompetitiven Bieterprozess sei man zur einstimmigen Entscheidung gekommen, dass eine öffentliche Übernahme der Kuoni Group die ideale Lösung für alle Stakeholder sei, so Karrer weiter.
EQT will gemäss Mitteilung vom Dienstag die 110-jährige Geschichte von Kuoni weiterführen. Die eingeschlagene Strategie soll mit dem heutigen Management unter CEO Zubin Karkaria beschleunigt umgesetzt werden. Akquisitionen seien dabei in allen drei Bereichen Bestandteil der Strategie, erklärte Michael Bauer, Partner bei EQT in Zürich, am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Ob ein konkretes Interesse an dem von Tui zur Disposition gestellten Bereich Hotelbeds besteht, wollte Bauer indes nicht kommentieren.
Hugentobler-Stiftung bleibt engagiert
Die bisherige Ankeraktionärin «Kuoni und Hugentobler-Stiftung» wird ihre Anteile nicht verkaufen, sondern als aktive Minderheitsaktionärin am Unternehmen beteiligt bleiben und auch weiterhin im Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Dies erfolge in Übereinstimmung mit dem Stiftungszweck, Kuoni auf solider Grundlage langfristig zu erhalten.
Kommt die Übernahme zustande, wird die Kuoni-Aktie von der Schweizer Börse dekotiert. Dies dürfte im zweiten oder dritten Quartal 2016 der Fall sein. Gemäss den Angaben soll der Angebotsprospekt um den 22. Februar 2016 veröffentlicht werden. Die Angebotsfrist wird dann voraussichtlich vom 8. März 2016 bis zum 6. April 2016 dauern.
Aktien legen zu – attraktiver Preis
Das Angebot kommt zustande, wenn die Kuoni-Aktionäre mindestens 50% des Aktienkapitals und 67% der Stimmen andienen, die Wettbewerbsbehörden die Transaktion genehmigen und die statutarischen Aktienübertragungs- und Stimmrechtsbeschränkungen aufgehoben sind. Für letzteres ist voraussichtlich Anfangs April eine ausserordentliche Generalversammlung geplant. Die auf den 26. April 2016 angesetzte ordentliche Generalversammlung wird dagegen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Ist das Angebot erfolgreich, wird der heutige Verwaltungsrat von Kuoni zurücktreten.
An der Börse findet das EQT-Angebot positive Resonanz. Die Kuoni-Aktien steigen am Dienstag in einem schwachen Gesamtmarkt um knapp 19% auf 362 CHF und notieren damit bereits sehr nahe an den gebotenen 370 CHF. Die Analysten bezeichnen den offerierten Preis als attraktiv.
Radikaler Umbau
Kuoni besteht seit dem radikalen Konzernumbau im letzten Jahr noch aus drei Teilen: Einem in Dubai, einem in London und einem in Zürich. In Dubai werden im Auftrag von Regierungen Visa-Anträge bearbeitet. Von London aus bietet Kuoni Dienstleistungen wie Übernachtungen, Transfers oder Exkursionen für andere Reiseunternehmen an. Und von Zürich aus werden Gruppenreisen meist an asiatische Reiseveranstalter verkauft.
Das gesamte Geschäft mit der Organisation und dem Vertrieb von Reisen für Privatpersonen wurde bereits im Juni 2015 verkauft. Das europäische Reiseveranstaltergeschäft ging an den deutschen Rewe-Konzern, jenes in Indien und Hongkong an die kanadische Investmentholding Fairfax. Im Zuge des Konzernumbaus war auch die Konzernspitze ausgetauscht worden. awp/mc/pg)