Kuoni-CEO Peter Meier. (Foto: Kuoni)
Zürich – Der Reisekonzern Kuoni rechnet damit, dass sich die Frankenaufwertung «signifikant negativ» auf das Betriebs- und Konzernergebnis 2015 auswirken wird. Im zum Verkauf stehenden Reiseveranstaltergeschäft sanken in den ersten fünf Monaten die Buchungszahlen stark. Die Mittelfristziele werden unterdessen bestätigt. Die Kuoni-Aktien gehören am Donnerstag zu den klaren Verlierern an der Schweizer Börse.
Das anspruchsvolle und wettbewerbsintensive Geschäftsumfeld halte an, teilte Kuoni am Donnerstag an einer Investorenkonferenz mit. Im Reiseveranstaltergeschäft habe besonders der Schweizer Markt unter der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gelitten. Preisnachlässe und geringere Flugkapazitäten führten zu weniger Buchungen.
Nachfrage vor allem wegen deutlicher Reduktion der Flugkapazitäten gesunken
Die Buchungszahlen sanken in Schweizer Franken gerechnet um 13% und in Lokalwährungen um 8%. Im anhaltend schwierigen Marktumfeld in Skandinavien und Finnland habe sich der Buchungstrend zwar leicht verbessert, die Nachfrage sei aber vor allem aufgrund einer deutlichen Reduktion der Flugkapazitäten geringer ausgefallen. Positiv entwickelten sich die Märkte Indien, Hongkong, China und Benelux.
Verkauf belastet Jahresergebnis
Das Reiseveranstaltergeschäft soll noch im Laufe dieses Jahres verkauft werden, heisst es in der Medienmitteilung. Kuoni erwartet einen deutlich negativen Beitrag auf das Konzernergebnis aus diesen nicht weitergeführten Aktivitäten. Die Gründe dafür seien die schwierige Situation auf dem Schweizer Markt und Kosten aus dem Verkaufsprozess von rund 25 Mio CHF.
Der 1906 gegründete Reisekonzern Kuoni hatte im Januar angekündigt, sein Reiseveranstaltungsgeschäft verkaufen zu wollen. Für die Sparte mit rund 3’800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 2 Mrd CHF im Jahr 2014 wird einer oder mehrere Käufer gesucht. Kuoni selbst will sich als Dienstleister profilieren.
Visa-Geschäft brummt
Und besser lief es bei Kuoni denn auch in diesem Dienstleistungsgeschäft für die globale Reiseindustrie und für Regierungen, das fortgeführt werden soll. Der Visa-Dienstleister VFS Global verarbeitete bis Ende Mai 11% mehr Anträge als in der Vorjahresperiode. Mehr Anträge wurden vor allem aus Asien/Pazifik und Afrika verzeichnet. Gebremst wurde die Zahl der Anträge durch eine deutlich geringere Nachfrage in Russland und der Ukraine aufgrund der angespannten politischen Situation.
Zulegen konnte Kuoni ebenfalls bei den Buchungsplattformen für Hotelübernachtungen und Destinationsdienstleistungen (Division Global Travel Distribution). Die Buchungsstände und die Umsätze per Ende Mai nahmen gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 4% in CHF und um 12% in Lokalwährungen zu.
Die Division Global Travel Services (GTS) erlitt hingegen einen Rückgang im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Vorjahres um 14% in CHF und 7% in Lokalwährungen. Hier habe sich bei Gruppenreisen aus dem chinesischen Markt ein solides Wachstum gezeigt, während die Nachfrage in Japan weiterhin rückläufig gewesen sei, hiess es. Die wirtschaftliche Situation in Russland habe zudem besonders an den Destinationen im Mittleren Osten und in Indien zu einem deutlichen Rückgang an russischen Kunden geführt. Dagegen stiegen die Buchungszahlen für die Destinationen in den USA und in Asien/Pazifik.
Mittelfristziele bestätigt
Die Mittelfristziele hat Kuoni unterdessen teilweise präzisiert, insgesamt aber bestätigt, wie der Präsentation zur Investorenkonferenz zu entnehmen ist. So soll bis 2017 weiterhin eine EBIT-Marge von mindestens 3% erzielt werden und der Free Cashflow in Prozent des Nettoerlöses soll bei mindestens 2,5% liegen. Für das jährliche Umsatzwachstum werden neu mindestens 5% anvisiert und für 2017 ein Wert von 3,5 Mrd CHF in Aussicht gestellt. Bislang hatte Kuoni das Ziel formuliert, deutlich über dem von der UN-Welttourismusorganisation prognostizierten Jahreswachstum von 3,8% zu wachsen. Nun muss sich das Unternehmen an einer konkreten Zahl messen lassen.
Aktie gibt deutlich nach
An der Börse kamen die News unterdessen nicht gut an. Die Kuoni-Titel büssten am Donnerstag bei verhältnismässig hohen Volumen 8,0% auf 289,25 CHF ein. (awp/mc/upd/pg)