Kuoni-CEO Peter Meier. (Foto: Kuoni)
Zürich – Kuoni erfindet sich neu. Aus dem einstigen Reiseveranstalter für eher luxuriöse Ferienträume wird ein Dienstleister für die Branche. Im ersten Halbjahr hat sich der Konzern nun von seinem einstigen Kerngeschäft getrennt und die entsprechenden Einheiten verkauft – schneller als geplant. Diese Neuausrichtung sorgt aber zunächst für Wirbel in der Bilanz. Zahlreiche Sondereffekte mischen das Halbjahresergebnis auf und sorgen unterm Strich für einen hohen Verlust.
Das Management sieht sich auf Kurs mit der neuen Strategie, nach dem Abschluss der Verkäufe könne man sich nun ganz auf die neue Kuoni fokussieren. Für das laufende Jahr wird ein neues EBIT-Ziel ausgegeben, die mittelfristige Guidance hat derweil Bestand. Auch die Dividendenpolitik soll bleiben. Der Finanzchef hingegen verlässt den Konzern.
Starker Franken bremst organisches Wachstum aus
Organisch hat Kuoni im ersten Halbjahr 2015 ordentlich zugelegt – um 6,8%. Die Währungseffekte haben dies aber mehr als aufgefressen, sodass der Umsatz letztendlich um 0,6% auf 1,53 Mrd CHF geschrumpft ist. Der EBIT sank um 88% auf 3,6 Mio, wobei im Vorjahr ein Einmalgewinn durch den Verkauf einer Liegenschaft in Höhe von 10,1 Mio angefallen war.
Unterm Strich blieb inklusive der verkauften Einheiten ein Verlust von 172,1 Mio CHF, im Vorjahr waren es noch -14,0 Mio gewesen. Hierin sind allerdings wie bereits angekündigt Belastungen von 178 Mio CHF durch den Verkauf der nicht-fortgeführten Reiseveranstalteraktivitäten enthalten. Das Konzernergebnis aus fortgeführten Aktivitäten fiel um 79% auf 5,9 Mio.
Der Bruttogewinn fiel um 3,5% auf 278,1 Mio CHF. Die entsprechende Marge verringerte sich auf 18,2% von 18,7%. Der Free Cash Flow aus den fortgeführten Aktivitäten sank um 36% auf 31,9 Mio CHF.
VFS und GTD glänzen – GTS hinkt hinterher
Bei den verbliebenen drei Sparten zeigt sich ein recht klares Bild: Der Visa-Dienstleister VFS Global glänzt mit einem Umsatzplus von knapp 29%, der EBIT lag um 23% höher. Auch bei Global Travel Distribution (GTD) konnte ein deutliches Wachstum von immerhin 11% erreicht werden. Allerdings brach hier der EBIT aufgrund von höheren Marketingausgaben und Investitionen sowie tieferen Margen um 79% ein. Auch die aktuellen Buchungszahlen für die beiden Sparten (+11% und +12% jeweils in Lokalwährungen) lassen auf weiteres Wachstum hoffen.
Einzig Global Travel Services (GTS), der Anbieter von Gruppenreisen und Spezialdestinationen, kommt nicht so recht in Schwung. Der Umsatz war um 4,4% rückläufig und der EBIT fiel mit -21,4 Mio nach -10,4 Mio CHF im Vorjahr nochmals tiefer in den roten Bereich. Neben der rückläufigen Nachfrage in Japan wirkte sich der starke Franken sehr negativ aus. Hinzu kamen negative geopolitische Ereignisse insbesondere im Mittleren Osten und Afrika.
Darüber ist auch die Chefetage alles andere als glücklich. Die Profitabilität bei GTS sei «ungenügend», räumte CEO Peter Meier ein. Damit die ganze Gruppe ihre Profitabilität steigern könne, müsse insbesondere GTS nachlegen. Dafür seien bereits Massnahmen ergriffen worden und «vielleicht zeigt sich im zweiten Halbjahr ein etwas besseres Bild».
Neuer Ausblick – Mittelfristziele bleiben
Für das Gesamtjahr 2015 hat Kuoni nun einen Ausblick gegeben und erwartet einen EBIT im Bereich von 40-50 Mio CHF. Darin enthalten sei ein negativer Währungseinfluss von rund 7,5 Mio CHF. Das gesamte Konzernergebnis werde derweil deutlich negativ ausfallen. Dies liege nicht nur am Verlust von 178 Mio der nicht-fortgeführten Aktivitäten.
Hinzu kämen über die Jahre aufgehäufte Währungsverluste in Höhe von 215 Mio, die nach der Dekonsolidierung des verkauften Geschäfts verbucht werden müssten. Auf das Eigenkapital oder die flüssigen Mittel habe dies aber keinen Einfluss.
Grundlage für die Dividende, der weiterhin eine Ausschüttungsquote von 40-50% des Gewinns zugrunde liegt, ist denn auch der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft.
Bestätigt wurden unterdessen die Mittelfristziele. Somit will Kuoni bis 2017 unverändert jährlich um 5% wachsen. Die EBIT-Marge soll bis 2017 bei 3% liegen – das würde dann einem Betriebsergebnis von etwa 100 Mio CHF entsprechen, erläutert der CEO. Zudem soll eine hohe Konversion vom EBIT zum Cashflow erreicht werden. Auch das habe Kuoni bereits im ersten Halbjahr erreicht, somit sei man mit den Zielen auf Kurs.
CFO geht – Aktie fällt
Zusätzlich zum Halbjahresbericht gab Kuoni den Rücktritt von CFO Thomas Peyer bekannt. Die Nachfolgersuche sei eingeleitet und Peyer werde noch bis zum ersten Halbjahr 2016 seine Funktion ausüben.
An der Börse kam insbesondere der Jahresausblick nicht gut an – die Aktie fiel am Freitag in einem schwachen Gesamtmarkt (SPI: -3,2%) um 8,2% auf 225 CHF. (awp/mc/upd/ps)