Holcim will Lafarge-Merger neu verhandeln

Holcim will Lafarge-Merger neu verhandeln

Holcim-VRP Rolf Soiron. (Foto: Holcimfoundation)

Jona – Die Fusion der Zementkonzerne Holcim und Lafarge könnte im Streit zerbröckeln. Die Modalitäten des Merger treffen offenbar auf Widerstand im Holcim-Verwaltungsrat. Sowohl das 1:1-Umtauschverhältnis der Aktien, als auch die Führungsstruktur sollen neu verhandelt werden. Lafarge will zwar über das Verhältnis reden, lehnt weitergehende Veränderungen aber ab. Die Aktien beider Unternehmen verlieren, Lafarge jedoch deutlich stärker.

Der Holcim-Verwaltungsrat sei zum Schluss gekommen, dass der Zusammenschlussvertrag mit Lafarge in der vorliegenden Form nicht vollzogen werden kann, heisst es in einem Statement von Holcim. Man habe Lafarge vorgeschlagen, über das Austauschverhältnis und Fragen der Governance «in guten Treuen» neu zu verhandeln.

Lafarge meldete den Eingang eines entsprechenden Schreibens von Holcim-VRP Wolfgang Reitzle, bekennt sich aber weiter zur Fusion. Man sei bereit, Möglichkeiten auszuloten, das Umtauschverhältnis in Übereinstimmung mit den jüngsten Marktveränderungen anzupassen. Darüber hinaus gehende Veränderungen seien jedoch nicht möglich, so Lafarge weiter.

Lafarge sei bereit, dass Tauschverhältnis auf 0,93 zu 1 zugunsten der Holcim-Aktionäre nachzubessern, heisst es in einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise. Die Schweizer wollen dem Bericht zufolge aber nur noch 0,875 Holcim-Aktien für einen Lafarge-Anteil hergeben. Zudem wolle Holcim nicht mehr, dass Lafarge-Chef Bruno Lafont das fusionierte Unternehmen leitet.

Fusion noch kein Thema an Holcim-GV
Die Agenda für die Holcim-Generalversammlung am 13. April werde keine Tagesordnungspunkte beinhalten, welche die Transaktion betreffen, heisst es weiter. Als Grund wird auf die ausstehenden Fusionskontrollbewilligungen in den USA und Indien verwiesen, sowie die EU-Bewilligung von CRH als Käufer der zu veräussernden Aktiven. Weiter habe es Verzögerungen im Konsultationsverfahren mit Betriebsräten in Frankreich gegeben.

Bei der vereinbarten Fusion ist ein Umtauschverhältnis von Lafarge-Aktien in neue LafargeHolcim-Aktien von 1:1 vorgesehen. Aufgrund der Zahl der Aktien beider Unternehmen entspricht dies einem prozentualen Verhältnis von 53:47 zugunsten von Holcim. Der aktuelle Börsenwert umgerechnet zum derzeitigen Euro-Franken-Kurs beträgt jedoch rund 58:42.

Der Merger sieht bisher vor, dass die Aktionäre von Holcim einer Kapitalerhöhung und der Ausgabe neuer Aktien mit Zweidrittelmehrheit zustimmen müssen. Auch bei einer schnellen Einigung, wäre damit eine zweite aoGV bei Holcim notwendig, bevor den Lafarge-Anteilseignern eine Offerte unterbreitet werden kann, bestätigte ein Unternehmenssprecher von Holcim. Auch bei dem Angebot ist wiederum eine Zweidrittelschwelle vorgesehen. Der ursprünglich avisierte Zeitplan, mit einem Abschluss im ersten Halbjahr, dürfte damit Makulatur sein.

Holcim und Lafarge hatten Anfang Februar in einem langdauernden Bieterverfahren dem irischen Konzern CRH Unternehmensteile im Wert von 6,5 Mrd EUR zum Kauf angeboten. Diese Devestition war zentral bei der Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter. Auch die CRH-Transaktion steht jedoch ebenfalls unter dem Vorbehalt, dass erstens der Merger überhaupt vollzogen wird und zweitens die EU-Kommission CRH grünes Licht für den Kauf gibt.

Auch die designierte Führungsmannschaft von LafargeHolcim wurde bereits benannt. Die zehnköpfige Konzernleitung sollte aus fünf Lafarge- und fünf Holcim-Leuten bestehen, als designierter Verwaltungsratspräsident wurde Wolfgang Reitzle und als CEO Bruno Lafont benannt.

Analysten von Schritt nicht überrascht
Die Analysten zeigen sich vom Schritt selbst nicht überrascht, hatten damit jedoch erst später gerechnet. In den vergangenen Wochen hatte es bei Analysten und Aktionären immer wieder Stimmen gegeben, die die Werthaltigkeit der Unternehmen auseinanderdriften sahen. Auch wenn die Aktienkurse zumindest bis zum Fall der Euro-Untergrenze gekoppelt waren, so habe sich doch der Ausblick für Holcim, zum Beispiel in Indien, aufgehellt. Lafarge sei demgegenüber stärker in derzeitigen Krisenländern präsent oder Ländern, deren Konjunktur stark vom Ölpreis abhänge.

Das Holcim in der aktuellen Situation am längeren Hebel Sitz, glauben mehrere Experten. Während die Holcim-Titel aktuell 0,9% verlieren, geben Lafarge um 4,7% ab. (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar