LafargeHolcim-CEO Eric Olsen tritt nach Syrien-Bericht zurück

Jona – Die Affäre um das syrische Lafarge-Werk Jalabiyeh führt zu einem Wechsel an der Spitze von LafargeHolcim. CEO Eric Olsen tritt nach Abschluss eines internen Untersuchungsberichts zurück. Im diesem hält der Konzern fest, dass das Lafarge-Management über die Vorgänge in Syrien in den Jahren 2011 bis 2014 «gut unterrichtet» war.

Der Verwaltungsrat habe den Rücktritt von Olsen per 15. Juli 2017 angenommen, schreibt das Unternehmen am Montag. Die vorliegenden Informationen liessen nicht darauf schliessen, dass die Vorwürfe einen «wesentlichen nachteiligen Einfluss auf die Finanzlage des Konzerns» haben werden, wird zugleich betont. Olsen war nach Meinung des Verwaltungsrates weder für Fehlverhalten verantwortlich, noch habe man den Eindruck gehabt, dass er davon Kenntnis hatte. Olsen wolle mit seinem Schritt aber Ruhe in das Unternehmen bringen.

«Meine Entscheidung wurde getrieben von meiner Überzeugung, dass sie dazu beitragen wird, die Spannungen, die sich in letzter Zeit rund um den Syrien-Fall entwickelt haben, beizulegen», wird der abtretende CEO im Communiqué zitiert. Olsen, der LafargeHolcim seit der Fusion 2015 leitet, war zuvor ab 2013 Vice President Operations bei Lafarge. In dieser Funktion fiel das Werk in Syrien nicht in seinen Zuständigkeitsbereich, wurde in früheren Stellungnahmen erklärt.

Die Suche nach einem Nachfolger werde umgehend eingeleitet. VRP Beat Hess werde die Übergangsphase bis zur Ernennung eines neuen CEO beaufsichtigen, ab 15. Juli als Interim-CEO. Zu diesem Zeitpunkt übernimmt zudem Roland Köhler den Posten des COO.

Bericht bestätigt Fehlverhalten
Im Bericht habe sich bestätigt, dass einige Massnahmen, die für die Weiterführung eines sicheren Betriebs des Werks in Syrien getroffen wurden, nicht akzeptierbar waren und dass «wesentliche Fehleinschätzungen vorlagen, die gegen den geltenden Verhaltenskodex verstiessen». Obwohl diese Massnahmen vom lokalen und regionalen Management veranlasst wurden, hatten bestimmte Mitglieder des Lafarge-Konzernmanagements «Kenntnis von Umständen, die darauf hindeuteten, dass eine Verletzung bestehender Geschäftsgrundsätze von Lafarge stattgefunden hat».

«Ich nehme zur Kenntnis, dass die für Syrien Verantwortlichen offenbar in der Absicht gehandelt haben, wie sie dies für das Unternehmen und die Mitarbeitenden für richtig hielten», lautet das Statement von VRP Beat Hess zum Bericht.

Gelder an bewaffnete Gruppierungen bezahlt
LafargeHolcim hält in einer auf der Internetseite des Konzerns veröffentlichten Zusammenfassung des Berichts fest, dass die Tochter Lafarge Cement Syria (LCS) über Mittelsmänner Gelder an verschiedene bewaffnete Gruppierungen gezahlt habe. Das LCS-Management habe in der volatilen Situation in den Jahren 2011 bis zur Schliessung 2014 etwa versucht, durch diese Massnahmen Passierscheine für die Mitarbeitenden zu erlangen und das Werk durch Rohstoff- und Öllieferungen in Betrieb zu halten.

Lafarge-Management war informiert
Das Lafarge-Management sei dabei währen der gesamten Zeit über die Entwicklungen und die Sicherheitsbedenken gut informiert gewesen. Das LCS-Management habe zudem seine Entscheidungen unter dem Eindruck getroffen, dass ihre Bemühungen vom führenden Lafarge-Management voll verstanden, unterstützt und anerkannt würden, heisst es dort weiter. Angesichts der laufenden Gerichtsverfahren in Frankreich werde das Unternehmen keine weiteren Kommentare zu den Ergebnissen oder dem individuellen Verhalten abgeben, wird betont. Seit Oktober ermittelt die französische Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit den Geschäften in Syrien.

Als Folge der Untersuchung hat das Unternehmen Korrekturmassnahmen angekündigt. Dazu zählen etwa die Anwendung eines strikteren länderspezifischen Risikobewertungsverfahrens, die Einführung eines erweiterten «Restricted Party Screening»-Programms sowie neue Sanktionsrichtlinien und Exportkontrollen. Zudem wird ein Ethik-, Integritäts- und Risikoausschuss eingerichtet.  (awp/mc/upd/pg)

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