LafargeHolcim-CEO Eric Olsen. (Foto: Lafarge)
Jona – Der Baustoffkonzern LafargeHolcim hat die Zahlen für das erste Halbjahr letztmalig für die Unternehmen separat vorgelegt. Während Holcim einen Rückgang beim Umsatz verbuchte, konnte Lafarge den Absatz steigern. Holcim senkt zudem seine Guidance für den Betriebsgewinn deutlich. Daneben hat der Konzern seinen Fahrplan für die zweite Jahreshälfte vorgelegt. Die Aktien stehen deutlich unter Druck.
«Die Zahlen haben das herausfordernde Umfeld widergespiegelt», sagte CEO Eric Olson an der Telefonkonferenz am Mittwoch. «Insgesamt betrachtet hat das Wirtschaftsumfeld weniger Unterstützung geboten als früher im Jahr erwartet.» Bei Holcim ging der Nettoumsatz um 3,1% auf 8,65 Mrd CHF zurück. Der um die einmaligen Mergerkosten in Höhe von 86 Mio CHF adjustierte betriebliche EBITDA sank um 3,7% auf 1,56 Mrd und der bereinigte Betriebsgewinn um 5,5% auf 912 Mio. Demgegenüber stieg der der Reingewinn nach Minderheiten um 18% auf 573 Mio, wobei der im ersten Quartal erzielte Veräusserungsgewinn aus der Siam-City-Beteiligung enthalten ist.
Zementabsatz gesunken – Übrige Produktegruppen legen zu
Die Verkaufsvolumen haben sich demgegenüber im ersten Halbjahr bis auf den Zementabsatz verbessert. Der konsolidierte Zementabsatz sank um 2,0% auf 67,6 Mio Tonnen. Die Zuschlagstofflieferungen wuchsen hingegen um 3,4% auf 72,0 Mio Tonnen und die Transportbetonvolumen um 0,6% auf 18,2 Mio Kubikmeter. Der Asphaltabsatz stieg um 13% auf 4,6 Mio Tonnen.
Der Zementabsatz sei aufgrund von Rückgängen in den Konzernregionen Asien, Ozeanien, Europa und Afrika sowie Naher Osten gesunken. Europa und Nordamerika waren für die Volumenzuwächse bei Zuschlagstoffen verantwortlich. Beim Transportbeton konnten die Verbesserungen in Europa aufgrund des Erwerbs der Aktivitäten von Cemex in Westdeutschland die Rückgänge in Nord- und Lateinamerika sowie Afrika und im Nahen Osten kompensieren, heisst es weiter.
Guidance für Betriebsgewinn gesenkt – Anlaufkosten und Veräusserungen belasten
Für 2015 hat Holcim für sich allein gerechnet die Guidance für den Betriebsgewinn gesenkt. Auf vergleichbarer Basis und bereinigt um Mergerkosten soll er nun rund 10% unter dem ursprünglich angestrebten Mindestwert von 2,7 Mrd CHF zu liegen kommen.
Lafarge mit Umsatzwachstum – Nettogewinn gesteigert
Bei Lafarge wuchs der Nettoumsatz in der Berichtsperiode um 5% auf 6,32 Mrd EUR und der betriebliche EBITDA um 6% auf 1,22 Mrd. Der Betriebsgewinn stieg um 8% auf 813 Mio EUR, während das Nettoergebnis mit -477 Mio EUR angegeben wird. Um einmalige Aufwendungen bereinigt weist Lafarge einen um 57% höheren Nettogewinn von 182 Mio aus. Auf vergleichbarer Basis blieb der Umsatz unverändert, während beim Betriebsgewinn ein Anstieg um 6% verbucht wurde.
Der enttäuschenden Preisentwicklung im zweiten Quartal will CEO Olsen aktiv entgegensteuern. Dazu seien in 16 Märkten Aktionspläne im Bereich Verkauf gestartet worden. Dort wo die Preise stärker unter Druck geraten, würden auch verstärkte Anstrengungen unternommen, um die Kostenstruktur zu verbessern. Als Beispiele nannte er hier Indonesien, Brasilien oder Ägypten.
In Indien habe sich vom ersten zum zweiten Quartal der Fokus der Strategie vom Preis in Richtung auf das Volumen verschoben. «Die hohen Erwartungen an das Marktwachstum haben sich trotz des grossen Potenzials nicht erfüllt», so Olsen.
Strategie-Fahrplan für das zweite Halbjahr
Das Management erwartet einen guten Start des Integrationsprozesses und hat erste Ziele für das zweite Halbjahr formuliert. Bis Ende Jahr sollen Synergien von mindestens 100 Mio CHF realisiert werden, und die Investitionsausgaben sollen um mindestens 200 Mio CHF tiefer liegen, verglichen mit den ursprünglichen Plänen der Einzelunternehmen. Das Capex soll unter 1,4 Mrd CHF betragen. Der Konzern will eine attraktive Dividendenpolitik verfolgen und nennt für 2015 eine Ausschüttung von mindestens 1,30 CHF pro Aktie als Ziel. Der Ertrag aus den Devestitionen in Höhe von 6 Mrd soll dazu verwendet werden, die Schulden bis Jahresende auf unter 15 Mrd CHF zu senken.
Auch eine Überprüfung des Portfolios wurde angekündigt. Dabei seien laut Olsen auch weitere Verkäufe oder der Tausch von Einheiten denkbar. «Akquisitionen stehen dabei erst einmal nicht auf der Agenda», so Olsen weiter.
Die Analysten sehen insbesondere die Holcim-Zahlen als enttäuschend und rechnen mit einer Senkung der Schätzungen. Die Aktien des Konzerns notieren in einem freundlichen Gesamtmarkt aktuell 5,1% tiefer auf 65,90 CHF. (awp/mc/pg)