London / Jona – Der Zementkonzern LafargeHolcim hat an einem Analystentreffen wenig Optimismus versprüht. CFO Ron Wirahadiraksa habe am gestern Montag in London stattfindenden Sell-Side-Meeting vorsichtige Töne zur Geschäftsentwicklung in einigen Schlüsselmärkten angeschlagen, lautet der Tenor der in Nachgang veröffentlichten Analystenkommentare. Die Aktien schlossen auch den Handel am Dienstag in einem schwächeren Gesamtmarkt mit Kursverlusten ab (-0,9% auf 56 CHF), nachdem sie bereits am Montag um 4,6% an Wert eingebüsst hatten.
Die Wachstumsstrategie von LafargeHolcim fokussiert nach Abschluss der Fusion vor allem auf die Schwellenländer, wo der Konzern vergleichsweise stark vertreten ist. Aussagen zur Entwicklung der einzelnen Länder und Regionen stossen deshalb bei den Analysten jeweils auf grosses Interesse. Diesbezüglich seien die Ausführungen des Finanzchefs etwas zurückhaltender ausgefallen als noch Ende Juli, schreibt der Experte der ZKB.
Verstärkte Konkurrenz in Schwellenländern
In Mexiko hätten sich die Zementpreise in letzter Zeit aussergewöhnlich stark entwickelt, was die Schwäche des Pesos gegenüber dem Dollar mehr als aufgewogen habe, heisst es in einem Kommentar der Privatbank Berenberg. Der CFO habe aber durchblicken lassen, dass es aufgrund der Angebotserweiterung eines Konkurrenten künftig schwierig werde, weitere Preiserhöhungen durchzusetzen.
Ähnlich präsentiert sich die Situation in Algerien, das gemäss der Schätzung von Berenberg 8 bis 9% zum Konzern-EBITDA beisteuert. Auch in diesem traditionell hochmargigen Markt habe die Konkurrenz zusätzliche Kapazitäten geschaffen und ausserdem nehme die Regierung die Zementpreise genauer unter die Lupe. Dies dürfte sich ab 2018 verstärkt auf den Geschäftsgang bei LafargeHolcim auswirken.
Ebenfalls anspruchsvoll sei die Situation in Kolumbien (Lokale Konkurrenz), Philippinen (wenige Infrastrukturprojekte), sowie währungsbedingt in Ägypten und Nigeria, so die kolportierten Aussagen des Finanzchefs. In Indonesien sei die Volumenentwicklung gut, allerdings auch der Preisdruck hoch. Solide scheint dagegen die Preis- und Volumenentwicklung im grössten Markt Indien zu sein.
Anpassung der Guidance?
In den USA wurde der Volumenabsatz im dritten Quartal durch die Hurrikan-Saison gebremst. Auch die US-Nachfrage aus dem Infrastruktur-Segment bleibe verhalten, allerdings seien die Werke laut CFO weiterhin gut ausgelastet und auch bei den Preisen bestehe noch Raum gegen oben. Mit Blick auf Europa zeige sich in Westen eine Stagnation, während sich Osteuropa erfreulich entwickelt habe.
Insgesamt bestätigte der Finanzchef laut den Angaben aber den Ausblick, wonach der globale Zementmarkt im laufenden Jahr um 1% bis 3% wachsen dürfte. Die Ausführungen hätten aber Anlass zur Annahme geboten, dass die Erwartungshaltung zum dritten Quartal erneut nach unten angepasst werde, schreibt der Natixis-Experte. Auch gehe er nicht davon aus, dass die Guidance eines betrieblichen EBITDA von 7 Mrd CHF bis 2018 vom neuen CEO Jan Jenisch aufrecht erhalten werde.
Keine Neuigkeiten gab es am Analystentreffen zur Causa des Lafarge-Werks in Syrien. Der Konzern erwarte aus den laufenden Verfahren in Frankreich keinen materiellen Einfluss auf die Finanzen und habe auch keine Kenntnis von einer möglichen weiteren Untersuchung durch das DoJ, bestätigte das Management frühere Aussagen. (awp/mc/ps)