Landwirtschaftspolitik ist laut Bericht des Bundes auf Kurs

Kuh

(Photo by Ryan Song on Unsplash)

Liebefeld BE – Nach zehnjährigem Reformstau ist die Landwirtschaftspolitik wieder auf Kurs. Das ist das Fazit des Agrarberichts 2023. Dennoch gebe es weitere Herausforderungen. Dass die Bauern trotz Sparvorgaben immer mehr leisten sollen, sorgt in der Branche für Kopfschütteln.

Mit der Verabschiedung der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) durch das Parlament im Frühjahr sei ein wichtiger Meilenstein erreicht worden, sagte Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), am Dienstag vor den Medien. Zusammen mit den neuen Regeln für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werde die Landwirtschaft ökologischer, ökonomischer und sozialer.

«Wir sind wieder zurück in geordneten Bahnen», hielt Hofer fest. Die letzte Agrarreform sei vor zehn Jahren gelungen. «Es gab ein gewisses Vakuum.» Die in diesem Jahr verabschiedeten Änderungen im Landwirtschaftsgesetz seien eine «wichtige Grundlage, um die Ernährungssicherheit in der Schweiz weiter zu stärken».

Direktzahlungssystem vereinfachen
Ausruhen kann sich die Branche aber nicht. Die nächste Reformetappe folge, sagte Hofer. Bis 2027 muss der Bundesrat auf Antrag des Parlaments eine Botschaft ausarbeiten. «Wir haben nun gewisse Zeit, mit den Akteuren und Branchen die nächsten Schritte gemeinsam zu entwickeln.»

Der Fokus dabei liegt – wie im aktuellen Agrarbericht 2023 dargelegt – auf den Direktzahlungen. Dreissig Jahre nach dessen Einführung ist dieses Förderinstrument sehr komplex geworden und kommt an seine Grenzen, wie Hofer betonte. Zur Erfüllung gesellschaftlicher Ziele gerade im Umweltschutz reichten ausschliesslich finanzielle Anreize nicht.

Seit der Einführung der Direktzahlungen ist deren Umfang von rund 1,25 Milliarden auf rund 2,8 Milliarden Franken pro Jahr gestiegen. Die Gelder unterstützten laut Hofer den Wechsel zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft und sind heute eine wichtige Einkommensstütze für Bäuerinnen und Bauern. Die Direktzahlungen seien neben dem Grenzschutz das wichtigste Instrument der Schweizer Agrarpolitik.

Lebensmittelverschwendung vermindern
Dass das System an die Limiten kommt, hat der Bundesrat in einem Postulatsbericht dargelegt. Künftig sollen die Gelder ergebnisorientierter eingesetzt werden. Zur Diskussion stehen auch Lenkungsabgaben oder Einmalzahlungen.

Insgesamt solle die künftige Agrarpolitik alle Akteure der Lebensmittelkette einbeziehen, sagte Hofer. «Alle müssen Verantwortung übernehmen – auch die Detailhändler und Konsumentinnen und Konsumenten.» Letztere könnten sehr gut steuern, wie die Landwirtschaft produzieren solle.

Hofer hob die Vermeidung von Lebensmittelabfällen hervor. «Der Aktionsplan Food Waste ist einer der grössten Hebel.» Untersuchungen zeigten, dass heute ein Drittel der Lebensmittel im Abfall landet.

Grosse Anforderungen an kleine Betriebe
Wegen der angeschlagenen Bundesfinanzen steht auch die Landwirtschaft unter Druck. Der Bundesrat möchte die Ausgaben in den kommenden Jahren um zwei Prozent drosseln. Das stösst in der gut vernetzten Agrarlobby auf Widerstand.

Hofer kann dies nachvollziehen: «Die Landwirte haben kein Verständnis dafür, dass sie immer mehr leisten, aber immer weniger erhalten sollen.» Es gibt gute Chancen, dass dies das bürgerlich dominierte Parlament ähnlich sieht. Im Hinblick auf die Budgetdebatte im Dezember beantragt die Finanzkommission des Ständerats (FK-S), die Landwirtschaft von den Sparplänen des Bundes weitgehend auszuklammern.

Hofer liess durchblicken, dass er diese Korrekturen sinnvoll fände. «Unsere Bäuerinnen und Bauern leisten einen grossen Effort», betonte er. Insbesondere an kleine Betriebe würden immer mehr Anforderungen gestellt. «Das bereitet mir teilweise Sorgen.» Der Bauernberuf müsse attraktiv bleiben. Es sei an der Politik, die Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass die Landwirtschaft eine Perspektive habe. (awp/mc/ps)

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