Yverdon-les-Bains – Die Neuausrichtung des Batterieherstellers Leclanché zeigt erste Erfolge. Zwar steht im ersten Halbjahr unter dem Strich ein noch grösserer Verlust als im Vorjahreszeitraum. Dennoch sehen sich die Westschweizer auf Kurs; das Unternehmen sei nun an einem Wendepunkt angelangt.
Der Anbieter von batteriegestützten Speichersystemen hat den Umsatz nach Phasen von Einbrüchen steigern können. Er ist im ersten Semester 2016 auf 5,77 Mio CHF gewachsen. Das ist gegenüber der Vorjahresperiode ein Plus von 65%. Für das gesamte Jahr prognostiziert Leclanché indes einen deutlich höheren Wert von rund 28 Mio CHF, das wäre ein Umsatzplus von 55%.
Das ist jedoch weniger als die ursprünglich angekündigte Verdoppelung, weil es unter anderem bei einem Grossprojekt in Kanada Verzögerungen gibt. Beim besagten Projekt hätten sich Auslieferungen ins vierte Quartal 2016 und ins erste Quartal 2017 verschoben, teilt das Unternehmen am Mittwoch mit. Bereits im ersten Semester habe Leclanché 8 Mio CHF weniger als budgetiert eingenommen.
Das Finanzergebnis des ersten Semesters 2016 widerspiegle daher noch nicht die positiven Auswirkungen der geplanten Auslieferungen, betont Leclanché. Die höheren Beschaffungs- und Fertigungskosten mit Blick auf die künftigen Lieferungen liessen den EBITA-Verlust auf 12,9 Mio CHF steigen, nach -8,9 Mio im Vorjahr. Unter dem Strich muss das Unternehmen einen auf 17,3 Mio erhöhten Verlust verkraften. Im ersten Semester 2014 standen noch -11,3 Mio zu Buche.
Am Wendepunkt
Zuvor hat sich das Unternehmen frisches Kapital besorgt und an einer Strategie gearbeitet, um sich vom reinen Batterienhersteller zum Anbieter von grossen Energiespeichern zu machen. Leclanché prüfe zudem Möglichkeiten, um die Kapitalintensität im Unternehmen zu verringern. Dazu würden strategische Partnerschaften und Joint Ventures für die Zellfertigung in Betracht gezogen sowie Lizenzvereinbarungen.
Mit 163 Mitarbeitenden sei nun ein Team aufgebaut, dass die Wachstumspläne umsetzen könne. Im ersten Halbjahr 2015 waren es noch 105 Beschäftigte. Würden die Projekte dank der geleisteten Investitionen ab 2017 vertrieben, werde das Unternehmen einen Umsatz mit hoher Gewinnspanne bei der Durchführung von schlüsselfertigen EPC-Verträgen generieren.
«Wir befinden uns an einem Wendepunkt, wo wir nunmehr aus der Position der finanziellen Stärke heraus unsere Wachstumspläne umzusetzen können und eine breitere und stabilere Projektpipeline steuern können und nicht mehr auf einzelne Projekte angewiesen sind», lässt sich CEO Anil Srivastava zitieren.
EBITDA-Breakeven 2018 oder früher
Leclanché wird mit den Auslieferungen nach Kanada gegen Jahresende hin also Fahrt aufnehmen. An den in Ontario ansässigen Netzbetreiber Hecate Canada Storage liefert Leclanché Energiespeicher mit einer Kapazität von 53 MWh. Den Gesamtauftragsbestand für Energiespeicherlösungen beziffert das Unternehmen auf 75 MWh.
In 2017 dürfte der Wert auf 85 MWh steigen, denn die Auftragspipeline umfasse weitere Projekten über 70 MWh. Zum Vergleich: Im laufenden Jahr rechnet Leclanché mit Auslieferungen von 30 MWh.
Leclanché sei auf dem richtigen Weg, den EBITDA-Break-even «im Jahr 2018 oder früher» zu erreichen, heisst es weiter. Um diesen Break-even zu erreichen, muss Leclanché jährlich Batteriespeicher von 100 MWh liefern und in Betrieb nehmen.
An der Börse teilt man den Optimismus von Leclanché (noch) nicht: Die Aktien der Firma mit Sitz in Yverdon tauchten zwischenzeiltich bei hohen Volumen um 1,9% auf 2,62 CHF. Dies dürfte nicht zuletzt mit dem Ausblick zusammenhängen. Noch im Januar hatte das Unternehmen an einer ausserordentlichen Generalversammlung, nachdem die Aktionäre einer Kapitalerhöhung zugestimmt hatten, für 2016 die erwähnte Umsatzverdoppelung versprochen sowie eine Halbierung des EBITDA-Verlustes. (awp/mc/upd/ps)