Leistungsbilanz-Überschuss von 17,6 Mrd Franken in Q2
(© SNB)
Zürich – Weil inländische Unternehmen weniger Bussen im Ausland berappen mussten, hat die Schweiz im zweiten Quartal den Leistungsbilanzüberschuss deutlich gesteigert. Der Überschuss aus der engen Verflechtung der Volkswirtschaft mit dem Ausland betrug rund 18 Mrd CHF.
Das sind 6 Mrd CHF mehr als im Vorjahresquartal. Die Entwicklung sei vor allem auf den Rückgang des Ausgabenüberschusses bei den Sekundäreinkommen zurückzuführen, teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Montag mit. Das heisst, Zahlungen ohne Gegenleistung ins Ausland wurden zurückgeschraubt.
Im zweiten Quartal 2014 waren unter dem Strich 7 Mrd CHF mehr ins Ausland geflossen als umgekehrt in die Schweiz. Zwischen April und Juni 2015 waren es noch 3 Mrd. Unter die Sekundäreinkommen fallen etwa Überweisungen von ausländischen Arbeitnehmern ins Heimatland, Beiträge an internationale Organisationen und Entwicklungshilfe.
Den Ausschlag für die geringeren Zahlungsflüsse dürften aber Bussen von Unternehmen im Ausland gegeben haben, wie die SNB auf Anfrage erklärt. Diese werden ebenfalls den Sekundärausgaben zugerechnet. Allein die Credit Suisse musste für die Einigung im Steuerstreit mit den USA tief in die Taschen greifen. Im Mai vergangenen Jahres brummten ihr die US-Behörden eine Busse von 2,6 Mrd USD auf.
Mehr Kapitaleinkommen
Weiter erhöhte sich auch der Einnahmenüberschuss der Schweiz bei den Primäreinkommen, also den Arbeits- und Kapitaleinkommen. Der Saldo von Löhnen an Mitarbeiter, die aus dem Ausland in die Schweiz pendeln, und von Löhnen von Schweizer Arbeitskräften im Ausland blieb zwar stabil. Weiterhin fliessen unter dem Strich 5 Mrd CHF an Arbeitseinkommen ins Ausland.
Umgekehrt verdienten ausländische Anleger aber weniger an Kapitalanlagen in der Schweiz. Vor allem wegen tieferer Erträge aus Direktinvestitionen reduzierten sich die ins Ausland fliessenden Kapitaleinkommen von 28 auf 23 Mrd. Da die Einnahmen von inländischen Anlegern im Ausland weniger stark schrumpften, erhöhte sich das Saldo für die Schweiz auf 8 Mrd CHF.
Der Saldo im Handel mit Waren und Dienstleistungen blieb derweil stabil. Allerdings gab es Verschiebungen innerhalb der Dienstleistungsbranche. So warf der Verkauf von Telekommunikations-, Computer- und Informationsdiensten im Ausland mehr Geld ab, während die Einnahmen aus dem Tourismus, den Transportdiensten und den Finanzdiensten schrumpften.
Höherer Devisenberg
Wie weiter die Kapitalbilanz zeigt, investiert die Schweiz nach wie vor insgesamt mehr Kapital im Ausland als umgekehrt. Vor allem aber, weil die Schweiz mehr Währungsreserven anhäufte, schwoll die Kapitalbilanz auf 35 Mrd an, nach 19 Mrd im Vorjahreszeitraum. Ein beträchtlicher Teil des Anstiegs der Währungsreserven dürfte auf die SNB zurückzuführen sein, die auch nach der Euro-Mindestkursaufhebung noch ausländische Devisen gekauft hat, um den Franken zu schwächen. Die Nationalbank äussert sich dazu allerdings nicht.
Trotz einem Überschuss in der Kapitalbilanz nahm das Nettovermögen von Inländern im Ausland in Form von Investitionen, Derivaten und Währungsreserven gegenüber dem Vorquartal ab. Es reduzierte sich um 2 Mrd auf 673 Mrd CHF. Zwar führten Börsen- und Wechselkursverluste sowohl bei Aktiven als auch Passiven zu einer Reduktion, wie die SNB schrieb. Die Forderungen gegenüber dem Ausland gingen aber stärker zurück als die Verpflichtungen. (awp/mc/pg)