Kilchberg – Lindt & Sprüngli hat im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Umsatz gemacht. Zudem hat der Schokoladenhersteller viel mehr verdient.
Von Januar bis Juni verkaufte Lindt Schoggihasen, Lindorkugeln und Schokotafeln im Wert von 2,09 Milliarden Franken. Das sind organisch 10,1 Prozent mehr als im Vorjahr und erstmals in einem ersten Semester mehr als 2 Milliarden Franken, wie Lindt am Dienstag mitteilte.
Doch wie aktuell in der Food-Branche üblich, kommt dieses Wachstum in erster Linie von höheren Preisen. Lindt habe einen Teil der höheren Energie- und Rohstoffkosten an seine Kunden – also die Grosshändler, die von Lindt Produkte beziehen – weitergegeben. Und das nicht zu knapp: Von den 10,1 Prozent organischem Wachstum gingen 9,3 Prozent auf Preiserhöhungen zurück.
Mehr höherpreisige Produkte verkauft
Die restlichen 0,8 Prozent resultierten vor allem aus dem sogenannten Mix-Effekt, also davon, dass Lindt teurere Produkte verkaufen konnte. Die Konsumenten griffen von Januar bis Juni öfter zu teureren Schokoladeprodukten wie Pralinen oder Schokohasen anstatt zu den günstigeren Schokotafeln, wie es heisst.
«Luxus-Schokolade ist nicht wie eine Uhr, die man sich bei abnehmender Kaufkraft nicht mehr leistet», kommentierte Finanzchef Martin Hug an einer Telefonkonferenz diese Entwicklung. Auch in Zeiten schlechter Konsumstimmung laufe Premium-Schokolade noch gut, sagte er.
Das Verkaufsvolumen – also die Menge an verkaufter Schokolade in Tonnen – ging hingegen zurück, wie Hug einräumte. «Doch es ist wichtig, das Volumen zusammen mit dem Mix zu betrachten», betonte er. Denn der Verkauf der höhermargigen Produkte kompensierte den Verlust des Volumens. Zudem soll das Verkaufsvolumen laut Hug im nächsten Jahr wieder steigen.
Höherer Gewinn
Lindt hat jedoch nicht nur mehr Umsatz geschrieben, sondern auch einen massiv höheren Gewinn eingestrichen. Der Betriebsgewinn (EBIT) stieg um knapp 40 Prozent auf 255 Millionen Franken und machte damit 12,2 Prozent des Umsatzes aus. Das ist ein neuer EBIT-Margen-Rekord für ein erstes Semester. Der Reingewinn ging sogar um fast 50 Prozent auf rund 205 Millionen hoch.
Als Grund gab Hug den höheren Umsatz sowie tiefere Materialkosten an. Doch mit solchen Steigerungsraten dürfte das Unternehmen laut Hug im zweiten Halbjahr nicht mehr aufwarten. Denn die Kosten, vor allem für Zucker und Kakao, dürften im zweiten Halbjahr nochmals steigen. Und damit wird die EBIT-Marge laut Hug im zweiten Halbjahr nicht mehr gleich stark steigen wie im ersten.
Kakaobohnen als einer der wichtigsten Rohstoffe für Lindt & Sprüngli sind gemäss Hug im bisherigen Jahresverlauf bereits rund 30 Prozent teurer geworden. Mit den Preiserhöhungen hat Lindt dieser Entwicklung gegengewirkt. Zudem habe man auch Vorräte gekauft, sagte Hug. Doch falls sich Kakao weiter verteuert, stehen auch 2024 Preisesteigerungen an. «Allerdings weniger starke als in diesem Jahr», so Hug.
Für das laufende Gesamtjahr hat das Unternehmen nun dank dem guten Abschneiden im ersten Semester seine Margen-Erwartungen nach oben angepasst. Nachdem Lindt 2022 eine EBIT-Marge von 15,0 Prozent erreicht hat, dürfte diese 2023 um 30 bis 50 Basispunkte steigen, wie es hiess. Demnach sollte also eine Marge von 15,3 bis 15,5 Prozent drin liegen. Beim Umsatz rechnet das Management mit einem organischen Wachstum in der Spannweite von 7 bis 9 Prozent. (awp/mc/ps)