Kilchberg – Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli hat im vergangenen Jahr beim Umsatz erstmals die 5-Milliarden-Franken-Marke überschritten. Für das laufende Geschäftsjahr hält das Unternehmen an der langfristigen Zielsetzung fest.
Der Schokoladenhersteller aus Kilchberg hat 2023 Produkte wie Lindorkugeln, Pralinés oder Schoggihasen im Wert von 5,20 Milliarden Franken verkauft, wie er am Dienstag mitteilte. Organisch, also ohne Währungseffekte und Akquisitionen, entspricht das einer Steigerung um 10,3 Prozent. Ein Belastungspunkt war allerdings der starke Schweizer Franken: In Heimwährung ging der Umsatz nämlich lediglich um 4,6 Prozent hoch.
Höhere Kakao-Preise
Dass dem Unternehmen das zweistellige organische Wachstum gelungen ist, liegt hauptsächlich daran, dass es von seinen Kunden mehr Geld für seine Schokoladeprodukte verlangt hat. «Der Hauptteil des Wachstums ist auf die Preiserhöhungen infolge gestiegener Rohmaterialpreise zurückzuführen», erklärt es.
Der Preis für Kakao habe sich im Jahresverlauf «fast verdoppelt», so Lindt. Tatsächlich legte der Rohstoff im vergangenen Jahr an den Warenmärkten in New York über 60 Prozent, in London um fast 80 Prozent zu. Erstmals seit 45 Jahren wurden über 4000 US-Dollar bezahlt für eine Tonne der begehrten Bohnen. Grund dafür war unter anderem schlechtes Wetter und die Verbreitung von Baumkrankheiten in der wichtigsten Anbauregion Westafrika.
Laut einer früheren Einschätzung der UBS ist Lindt jedoch gegenüber anderen Herstellern im Vorteil: Denn im Premiumsegment, in dem sich der Schweizer Hersteller bewegt, kaufen die Kunden auch dann noch Schokolade, wenn diese teurer wird.
Lindt & Sprüngli selbst bestätigt in der Mitteilung diese Einschätzung: Während die Verkaufspreise anstiegen, habe die Verkaufsmenge nicht etwa ab-, sondern zugenommen. Und dies bei gleichzeitig leicht schrumpfenden Volumenverkäufen im globalen Schokoladenmarkt. «Es zeigt, dass die Kunden Lindt & Sprüngli trotz Preissteigerungen treu bleiben», gibt sich das Unternehmen überzeugt.
Erneut zweistelliges Wachstum in Nordamerika
Die Mehrverkäufe führt die Firma vom linken Zürichseeufer unter anderem auf den erstarkenden Tourismus zurück. Mehr Menschen hätten die Läden von Lindt, die sich unter anderem an Flughäfen und Touristenflaniermeilen befinden, besucht. Der Online-Verkauf von Lindt-Schokolade sei zudem nach der Pandemie weiter gewachsen.
Ausserdem legten sämtliche Regionen stark zu. In der grössten Region Europa (knapp 50 Prozent Umsatzbeitrag) lag das organische Wachstum bei 9,1 Prozent. Ein zweistelliges Umsatzplus habe man etwa in der Schweiz, Italien, Grossbritannien und Osteuropa erreicht. Für die wichtigen Märkte Deutschland und Frankreich ist von «solidem Wachstum» die Rede.
Deutlich nahm mit 11 Prozent jedoch die zweitgrösste Region Nordamerika zu (Umsatzbeitrag von gut 40 Prozent). Sämtliche Tochtergesellschaften – auch die Marke Russell Stover, die früher gekriselt hatte – hätten gegenüber dem Vorjahr «ein starkes Wachstum» verzeichnet, heisst es.
Sowohl für Europa als auch für Nordamerika hatten Analysten im Vorfeld mit geringeren Wachstumsraten gerechnet als Lindt nun erreicht hat. Leicht unter den Erwartungen kam hingegen das Plus im «Rest der Welt» zu liegen mit 12,9 Prozent (AWP-Konsens: 13,1 Prozent). Das Management betont in der Mitteilung hingegen, dass in dieser Region das stärkste Wachstum verzeichnet wurde. Mit einem Umsatz von 0,68 Milliarden machte dieses Geschäft gut 13 Prozent des Gruppenumsatzes aus, wobei Australien den Angaben zufolge das umsatzstärkste Land war.
Tiefe Steuern werden Gewinn anheben
Gewinnzahlen gibt Lindt & Sprüngli noch nicht bekannt. Sie werden dann zusammen mit der Jahresbilanz im Frühling veröffentlicht. Doch das Unternehmen gibt sich in der Mitteilung zuversichtlich, eine EBIT-Marge von rund 15,5 Prozent zu erreichen. Das ist im oberen Bereich der zuvor angepeilten Marge von 15,3 bis 15,5 Prozent.
Beim Reingewinn erwartet das Management laut Mitteilung «einen nennenswerten, einmaligen positiven Effekt, welcher zu einer einmaligen Steuerrate von unter 15 Prozent führen wird». Grund dafür sei die Einführung einer globalen Mindestbesteuerung und der Vorlage «Steuerreform und AHV-Finanzierung» (STAF) in der Schweiz. Dieser positive Effekt habe keinen Einfluss auf den Free Cashflow im Geschäftsjahr 2023. Laut einer Präsentation, die zum Halbjahresresultat im letzten Juli veröffentlicht worden war, soll sich die Steuerrate danach wieder auf etwa 23 bis 25 Prozent normalisieren.
Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt das Unternehmen derweil. Die Verantwortlichen sehen ein Umsatzwachstum von 6 bis 8 Prozent und eine Verbesserung der operativen Gewinnmarge von 20 und 40 Basispunkten. Damit soll sich das Unternehmen im Rahmen der Mittelfristziele entwickeln. (awp/mc/ps)