Ernst Tanner, CEO Lindt&Sprüngli (Foto: PHOTOPRESS/Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG)
Kilchberg – Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli hat im vergangenen Jahr trotz des starken Frankens, hoher Rohstoffpreise und eines warmen Sommers den Umsatz deutlich steigern können. Der Hersteller von Goldhasen und Lindor-Kugeln konnte zudem weiter Marktanteile gewinnen. Der Gruppenumsatz stieg in Lokalwährungen um 13,5% auf 3,65 Mrd CHF. In Schweizer Franken entspricht dies einem Wachstum um 7,9%, wie der Schokoladenhersteller mitteilte.
Das organische Wachstum im Gesamtjahr stieg um 7,1% und kühlte sich damit im umsatzstärkeren zweiten Halbjahr signifikant ab. Von Januar bis Juni war der Konzern noch um hohe 9,4% gewachsen. Lindt gibt keine genauen Zahlen für das zweite Halbjahr bekannt, es dürften laut Analysten organisch aber weniger als 6% gewesen sein.
Den Widrigkeiten getrotzt
Genaue Gewinnzahlen werden erst Anfang März veröffentlicht. Laut Mitteilung wird die Betriebsgewinnmarge für 2015 trotz einmaliger Integrationskosten der US-Firma Russell Stover mindestens auf Vorjahreshöhe zu liegen kommen. Der traditionsreiche Süssigkeitenhersteller Russell Stover – die grösste Firmenübernahme von Lindt & Sprüngli überhaupt – hatte das Kilchberger Unternehmen im Sommer 2014 gekauft.
Lindt & Sprüngli zeigte sich umso zufriedener, als der Markt von grossen Unsicherheiten geprägt gewesen sei: der starke Franken, hohe Rohstoffpreise, ein Kurszerfall der Währungen in erdölexportierenden Ländern, Verunsicherung durch Terrordrohungen und Angst vor Deflation und Arbeitslosigkeit hätten zu einer schlechten Konsumentenstimmung geführt.
In Europa legte der Umsatz organisch, das heisst ohne Akquisitionen, um 5,4% zu. Zweistellige Wachstumszahlen konnten dabei im Vereinigten Königreich erzielt werden. In Deutschland und Frankreich, den beiden grössten europäischen Tochtergesellschaften, stiegen die Umsätze überdurchschnittlich.
Nummer drei in den USA
Auch in Nordamerika ist Lindt & Sprüngli gewachsen, und zwar organisch um 7,9%. Die Integration von Russel Stover, der 2015 erstmals für 12 Monate konsolidiert wird, sei eine anspruchsvolle Aufgabe, verlaufe aber nach Plan, heisst es in der Mitteilung. Der Konzern sei mit den Marken Lindt & Sprüngli, Ghirardelli und Russell Stover/Whitman’s inzwischen die Nummer 3 im grössten Schokoladenmarkt der Welt und global die klare Nummer 1 im Premium Segment.
Besonders erfreulich entwickelten sich die übrigen Märkte. Im Rest der Welt ist der Konzern organisch um 11,4% gewachsen. In Australien, Japan, Russland und Brasilien lag dabei das Wachstum im zweistelligen Bereich. Zudem betont Lindt & Sprüngli, dass inzwischen über 10% des Umsatzes in eigenen Läden generiert wird. 2015 wurde das weltweite Netz um weitere 52 Läden ergänzt.
Anleger goutieren Umsatzzahlen nicht
Die Anleger haben sich am Donnerstag trotz der guten Zahlen von den Lindt&Sprüngli-Titeln getrennt. Das organische Wachstum sei unter den Analystenerwartungen ausgefallen, hiess es etwa. So lag der AWP-Konsens bei 8,2%, während Lindt 7,1% erzielte. Zudem hätten die Titel bereits im Vorjahr eine starke Performance gezeigt, was viele Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen verleitet haben dürfte.
Die Partizipationsschein notierten kurz vor 13 Uhr um 4,1% tiefer bei 5’540 CHF und die Namenaktien büssen um 4,7% auf 67’215 CHF ein, dies allerdings in einem ebenfalls deutlich schwächeren Gesamtmarkt (SPI -2,4%). Beide Titelkategorien hatten bereits in den ersten Tagen des neues Jahres überdurchschnittlich an Wert eingebüsst. (awp/mc/upd/pg)