Lindt&Sprüngli-Konzernchef Ernst Tanner.
Kilchberg – Der Premiumschokoladen-Hersteller Lindt & Sprüngli ist im ersten Halbjahr 2012 aufgrund der «nicht ganz einfachen Marktbedingungen» etwas langsamer gewachsen als die mittelfristige Zielsetzung von 6-8%. Trotzdem hat er Marktanteile gewonnen und Betriebs- und Reingewinn um rund 15% gesteigert. Die Ziele für das Gesamtjahr zu Umsatz und Betriebsgewinn wurden ebenfalls bestätigt.
Der Umsatz stieg in der Berichtsperiode um 2,6% auf 1,03 Mrd CHF, organisch und in Lokalwährung waren es +5,3%. Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich derweil um 16% auf 48,7 Mio (Marge 4,7%) und der Reingewinn um 14% auf 36,6 Mio (Marge 3,5%). Die vorgelegten Zahlen liegen – vor allem auf Umsatz- und Volumenstufe – etwas unter den Erwartungen.
Massnahmen gegen Frankenstärke
Man sei «gut» ins Geschäftsjahr 2012 gestartet und habe in allen Hauptmärkten Marktanteile gewonnen, teilte Lindt am Dienstag mit. Das Umfeld sei angesichts von Staatsschuldenkrise und gedämpfter Konjunkturlage erneut «nicht ganz einfach» gewesen. Die wichtigsten europäischen Schokoladenmärkte hätten wert- wie auch volumenmässig stagniert, und in Südeuropa etwa habe sich die Konsumentenstimmung weiter verschlechtert. Auch in Nordamerika seien die Konsumenten angesichts der Unsicherheiten in Bezug auf die Konjunktur etwas zurückhaltender geworden.
Preise für Kakaobohnen stabil
Ausserdem kämpft Lindt weiter mit dem hohen Kostenniveau des Produktionsstandortes Schweiz. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollen die Kostennachteile über Effizienzsteigerungen und Volumenwachstum reduziert werden, heisst es. Keine weitere Verschlechterung gab es dafür an der Rohstofffront. Die Notierungen für Kakaobohnen pendelten sich nach einer guten Welternte auf einem etwas tieferen Niveau ein. Allerdings verharrten die Preise für Milch, Zucker und Nüsse «auf sehr hohem Niveau».
Premium-Positionierung wird nicht in Frage gestellt
Lindt hält laut eigenen Angaben trotz des schwierigen Umfeldes «konsequent» an der Premium-Positionierung fest. Man nehme «nur in sehr limitiertem Ausmass» an Preispromotionen des Handels teil.
Europäische Hauptmärkte laufen gut
«Besonders gute Fortschritte» hat Lindt den Angaben zufolge im ersten Semester in den Schlüsselmärkten Deutschland, Frankreich und Schweiz erzielt. In Nordamerika wuchs der Konzern in Lokalwährungen um 6,7%, wobei beide Marken – Lindt und Ghirardelli – zum Wachstum beigetragen hätten.
Derweil schreitet die geographische Expansion voran. Anfang Monat nahm laut Mitteilung die neu gegründete Tochtergesellschaft in der Volksrepublik China ihre operative Tätigkeit auf. Lindt verspricht sich dort «grosses Potenzial für die Zukunft». Die Tochtergesellschaft in Südafrika entwickle sich «vielversprechend», heisst es ausserdem. Im April 2012 wurde dort eine Boutique mit angegliedertem «Chocolate Studio» eröffnet.
Ausblick bestätigt
Für das Gesamtjahr 2012 bekräftigt die Gruppe ihren Ausblick und rechnet mit einem organischen Wachstum in Lokalwährungen von 6 bis 8% und einer Erhöhung der Betriebsgewinnmarge um 20 bis 40 Basispunkte. Die Eurokrise und die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürften sich in der zweiten Jahreshälfte zwar weiter verschärfen und in manchen Ländern die Konsumentenstimmung entsprechend beeinträchtigen. Ungeachtet dieser schwierigen Voraussetzungen halte man aber an den mittel- bis langfristigen Umsatz- und Gewinnzielen fest, heisst es.
«Oberste Priorität» hätten nach wie vor der kontinuierliche Gewinn von Marktanteilen in Schlüsselmärkten sowie die geografische Expansion in Wachstumsmärkten. Ausserdem soll wiederum ein Schwergewicht auf die Intensivierung der Marketing- und Werbeaktivitäten gelegt werden.
Kein neuer Aktienrückkauf
Entgegen den Erwartungen einiger Marktteilnehmer wurde kein neuer Aktienrückkauf angekündigt. Zwar ist per Mitte Jahr bereits ein Grossteil des laufende Programms (5% des Gesellschaftskapitals) zurückgekauft. In der Mitteilung heisst es aber lediglich, das Programm sollte bis Ende Jahr planmässig abgeschlossen werden. (awp/mc/pg)