Lindt&Sprüngli im H1 mit organischem Wachstum von 4,4%
Ernst Tanner, CEO Lindt&Sprüngli (Foto: PHOTOPRESS/Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG)
Kilchberg – Lindt&Sprüngli hat im ersten Halbjahr 2016 mehr umgesetzt und verdient. Wegen schwieriger Marktbedingungen und der Bereinigung des Portfolios bei der vor zwei Jahren übernommenen Russell Stover blieb das organische Wachstum aber unter dem langfristigen Ziel. Da der Konzern aber eine Beschleunigung erwartet, werden die strategischen Vorgaben für das Gesamtjahr bestätigt.
Der Umsatz kletterte von Januar bis Juni um 6,6% auf 1,5 Mrd CHF, organisch waren es 4,4%, wie der Kilchberger Premiumschokoladen-Hersteller am Freitag mitteilte. Weil sich das Währungsumfeld etwas verbessert hat und sich vor allem Euro und US-Dollar zum Franken etwas erhöht haben, blieb das Wachstum in Lokalwährungen erstmals seit langem unter demjenigen in Franken.
Ohne Einbezug von Russell Stover fiel das organische Wachstum mit 6,6% im Rahmen der Ziele (6-8%) aus. Lindt wies ausserdem auf ein beschleunigtes Wachstum im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2015 hin.
Der Betriebsgewinn (EBIT) stieg um 8,6% auf 98,4 Mio CHF und unter dem Strich resultierte eine Steigerung des Reingewinns um 11% auf 72,2 Mio CHF. Die vorgelegten Zahlen lagen beim organischen Wachstum etwas unter den Schätzungen.
Teure Rohstoffe und stagnierende Märkte
Lindt sprach von einem «erfreulichen Wachstum» unter «schwierigen Rahmenbedingungen». Zu den Herausforderungen zählten demnach vor allem hohe Rohstoffpreise, stagnierende Schokolademärkte und die schwache Konsumentenstimmung. Weiter passte der Konzern das Produktportfolio des 2014 zugekauften Premiumherstellers Russell Stover an, was sich entsprechend auf das Gruppenwachstum auswirkte. Zudem war der Konzern im ersten Halbjahr 2015 mit über 9% enorm stark und überdurchschnittlich gewachsen. Insgesamt sei es Lindt aber gelungen, auch im ersten Halbjahr 2016 schneller als der Markt zu wachsen.
Im Segment Europa legte Lindt organisch um 5,7% auf 738,5 Mio CHF zu. In der Schweiz sei man trotz anhaltendem Einkaufstourismus leicht gewachsen, sehr gute Ergebnisse hätten die Ländergesellschaften in Deutschland und Frankreich, aber auch Grossbritannien erzielt.
Schwächere Dynamik in Nordamerika
Der Bereich Nordamerika, wo Lindt&Sprüngli über 40% seiner Schokolade verkauft, wuchs organisch lediglich um 0,8% auf 569,1 Mio CHF. Neben der schwachen Entwicklung des Gesamtmarktes sind hier die Produktanpassungen bei Russell Stover ein Grund für die langsame Entwicklung. Strategisch nicht geeignete Produkte würden zurzeit eliminiert, Preise erhöht und Konditionen angepasst.
Dies habe einen kurzfristigen Einfluss auf das Wachstum, sei aber die Grundlage für zukünftiges profitables Wachstum. Russell Stover sei «keine Baustelle», sagte Konzernchef Ernst Tanner im Gespräch mit AWP. Es sei aber ein Familienunternehmen, das viele Dinge produziert habe, die für Lindt nun «keinen strategischen Sinn» mehr machen würden.
Eigene Shops sind der Renner
Als eine Erfolgsgeschichte erweist sich der Verkauf von Schokolade in den eigenen Shops (Global Retail). Für dieses Jahr sind bis zu 65 Eröffnungen geplant, so dass Lindt per Jahresende an die 400 Shops betreiben würde.
Für den weiteren Geschäftsverlauf zeigte sich Tanner «sehr zuversichtlich». Er erwartet für das zweite Halbjahr eine Beschleunigung des Umsatzwachstums, womit die strategischen Ziele für das Gesamtjahr mit einem organischen Wachstum von 6-8% und einer um 20 bis 40 Basispunkte verbesserten EBIT-Marge erreicht werden sollten. Präziser wollte Tanner «zum jetzigen Zeitpunkt» nicht werden. «Wir werden aber im Gesamtjahr 2016 organisch ganz bestimmt über 6% wachsen», meinte er.
«Positive Signale» gebe es etwa von den Handelspartnern in Bezug auf das bald anlaufende Weihnachtsgeschäft, sagte Tanner, auch wenn die definitiven Bestellungen dann erst im September erfolgen würden. Zuversichtlich stimme ihn auch die Entwicklung in Ländern wie Japan, Brasilien oder Russland, wo man das Geschäft «ganz gezielt» ausbaue.
Die Lindt-Papiere büssten anfänglich etwas an Wert ein, schlossen den Handel aber im Plus ab (PS +1,1%, N-Aktie +0,5%). Analysten sprachen insgesamt von soliden Resultaten, wobei zumeist die Anpassungen bei Russell Stover etwas unterschätzt wurden. (awp/mc/upd/ps)