Lindt&Sprüngli wächst 2017 unter Erwartungen – Aktien unter Druck
Kilchberg – Lindt&Sprüngli (L&S) ist im vergangenen Geschäftsjahr 2017 zwar unter den Analysten-Erwartungen, aber doch schneller als der Gesamtmarkt gewachsen. Während das Geschäft in Europa und dem Rest der Welt gut läuft, musste Lindt in der Nafta-Region wegen Schwierigkeiten bei der vor drei Jahren übernommenen Russell Stover einen Umsatzrückgang hinnehmen. Die Lindt-Papiere gerieten am Dienstag denn auch von Anfang an unter Druck.
Der Gruppen-Umsatz stieg um 4,8% auf 4,09 Mrd CHF. Organisch, d.h. ohne Wechselkurs- oder Akquisitionseffekte, waren es +3,7%, wie der Premiumschokoladen-Hersteller am Dienstag mitteilte.
Der Konzern blieb damit unter seinem eigenen strategischen Zielwert von 6-8%, hatte dies zum Halbjahr aber bereits angedeutet. Die 3,7% für das Gesamtjahr sind aber nur eine ganz leichte Beschleunigung gegenüber dem ersten Halbjahr (3,6%), im Markt war eine deutlichere Verbesserung (AWP-Konsens für GJ 4,2%) erwartet worden.
Gesättigte Märkte und Preisdruck
Lindt habe nicht nur Marktanteile in fast allen Märkten erzielt, sondern sei erneut schneller gewachsen als der Gesamtschokolademarkt, hiess es von Seiten des Konzerns. Dies sei vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen eine «gute Leistung». Erwähnt in diesem Zusammenhang werden etwa die gesättigten Schokolademärkte, die sich verändernde Handelslandschaft oder der zunehmende Preisdruck.
In Europa erzielte Lindt ein organisches Wachstum von 6,2%. «Besonders positiv» entwickelte sich das Geschäft in Grossbritannien und Deutschland. Aber auch die Schweiz, Frankreich und Italien hätten eine positive Umsatzentwicklung gezeigt, hiess es.
Sehr zufrieden ist Lindt auch mit dem Segment «Rest der Welt». Das Geschäft der darin zusammengefassten Länder wuchs organisch um 12,4%. Und auch das Segment Global Retail (aktuell 410 eigene Lindt-Shops) lief gut. Mit einem erneut zweistelligen Wachstum und über 50 Neueröffnungen an Top-Adressen auf der ganzen Welt hätten die Shops wesentlich zum Gesamtergebnis beigetragen, so die Mitteilung.
Umsatzrückgang in den USA
Weniger rund lief es hingegen im grössten Markt USA. Lindt musste in der Region Nafta insgesamt gar einen organischen Umsatzrückgang von 1,6% hinnehmen. Als Highlight nannte der Konzern hier das Ergebnis von Lindt Kanada mit einem zweistelligen Wachstum. Die US-Gesellschaften Lindt und Ghirardelli hätten derweil in einem sich stark verändernden Handelsumfeld nur einen leichten Zuwachs erzielt.
Bei Russell Stover führte die «Kombination eines schwächeren Gesamtmarktes, gepaart mit den Schwierigkeiten einzelner Handelspartner und der Neuausrichtung des Sortiments» zu einem Rückgang der Verkäufe. Im zweiten Halbjahr sei aber die Lancierung der zuckerfreien Schokoladelinie «erfolgreich» durchgeführt worden, zudem sei das Weihnachtsgeschäft «gut» gelaufen. Insgesamt sieht sich Lindt mit den drei US-Marken jedenfalls weiterhin auf Kurs: man habe letztes Jahr die «Basis für weiteres profitables Wachstum» geschaffen, so die Formulierung des Managements.
EBIT-Marge im Rahmen – Langfristausblick bestätigt
Noch nichts Genaues ist über die Gewinnzahlen bekannt, der vollständige Abschluss wird erst am 6. März veröffentlicht. Lindt erwartet aber eine Verbesserung der Betriebsgewinnmarge innerhalb der strategischen Zielsetzung (+20-40 BP), wie es hiess. Auch für die weitere Zukunft zeigt sich der Konzern zuversichtlich und hält entsprechend an der mittel- bis langfristigen Zielsetzung fest.
Die Lindt-Papiere hatten am Berichtstag allerdings einen schweren Stand. Der PS ist mit einem Abschlag von 3,3% bei 5’755 CHF aus dem Handel gegangen. Vor allem das US-Geschäft sorgte für grosse Enttäuschung. Angesichts des schwächeren Entwicklung dort (auch ex Russell Stover) dürften immer mehr Investoren Zweifel an den Langfristzielen hegen, meinten Analysten. Dennoch halten viele Experten an ihrer Kaufempfehlung fest. (awp/mc/ps)