Auch in der Schweiz gilt weiterhin: Für gleiche Arbeit gibt’s nicht denselben Lohn.
Zürich – Männer verdienen in der Schweiz durchschnittlich 11 Prozent mehr als Frauen. Und: Je höher die Position im Unternehmen, desto grösser ist auch der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern. In der Teppichetage verdienen Männer 16 Prozent mehr als weibliche Chefs, auf den unteren Hierarchieebenen liegt der durchschnittliche Unterschied ‚nur‘ bei 4 Prozent. Diese und weitere spannende Einblicke in das Ungleichgewicht der Saläre gibt der zum zweiten Mal erscheinende Lohnbarometer von jobs.ch.
Seit Januar 2012 erhebt jobs.ch bei seinen registrierten Mitgliedern auf freiwilliger Basis Salärinformationen. Im Fokus der aktuellen Auswertung standen Lohndifferenzen zwischen Männern und Frauen. «Bei den Lohnstrukturen in der Schweiz müssen Frauen nach wie vor für gleich lange Spiesse kämpfen, wie unser aktueller Lohnbarometer zeigt. Wir verfügen inzwischen über rund 130‘000 Datensätze und erhalten laufend neue Daten direkt von Arbeitnehmern. Damit sind wir in der Lage, detaillierte Trendanalysen für bestimmte Schwerpunktthemen zu erheben», so Mark Sandmeier, CEO der JobCloud AG, dem führenden Online-Unternehmen im Schweizer Stellenmarkt, zu dem jobs.ch gehört.
Geschlechterverhältnisse bestätigen das Klischee
Männer verdienen im Schnitt 11% mehr als Frauen, wie der Lohnvergleich über 18 verschiedene Berufsgruppen zeigt. Die grössten Unterschiede zeigen sich bei «Verkauf/Kundendienst/Innendienst», wo Männer satte 28% mehr als ihre weibliche Konkurrenz verdienen. Im «Banking/Versicherungswesen» liegen die Männer mit 21% vorne, und bei «Administration/HR/Consulting/CEO» liegt die Differenz bei rund 16%.
Führungsposition ist nicht gleich Führungsposition
Besonders interessant sind die Auswertungen der verschiedenen hierarchischen Ebenen: Männliche Führungskräfte verdienen ganze 16% mehr als Frauen in gleicher Position, während auf Stufe der «Mitarbeitenden» die Differenz nur noch rund 4% beträgt. Die aktuellste «Schweizerische Lohnstrukturerhebung» des Bundesamts für Statistik (1) bestätigt diese Auffälligkeit ebenfalls: Je höher die berufliche Stellung und das Anforderungsniveau, desto grösser die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau – und desto grösser der Anteil an diskriminierenden Faktoren an diesem Unterschied.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Gegenüberstellung von Führungskräften und Teams, also Personen mit Fachverantwortung und Mitarbeitende zusammengenommen. Männliche Chefs erhalten durchschnittlich 38% mehr als Teammitglieder. Weibliche Führungskräfte hingegen haben im selben Vergleich einen Vorsprung von nur 18%.
Massive Ungleichgewichte je nach Fachbereich
Eine detaillierte Auswertung der im Lohnbarometer erfassten Berufsgruppen und den zugrundeliegenden Fachbereichen fördert einige Auffälligkeiten zutage:
Banking/Versicherungswesen
Allgemein verdienen männliche Führungskräfte 38% mehr als Frauen in der gleichen Position. In Zahlen ausgedrückt ist die Differenz noch eindrücklicher: Männer liegen im Schnitt bei leicht gerundeten CHF 149‘530, Frauen hingegen nur bei CHF 108‘245. Die erwähnte Schweizerische Lohnstrukturerhebung stützt diese Zahlen: Im Banken- und Versicherungsbereich verdienen Frauen zwischen 30% und 39% weniger als Männer (2).
Verkauf/Kundendienst/Innendienst
Allgemein verdienen Männer im Durchschnitt CHF 88’340, Frauen CHF 69’120 – also 28% mehr für die Männer. Auf der Ebene der Führungskräfte liegen diese sogar 31% vor den Frauen. Im Fachbereich «Verkauf Beratung/Management» beträgt der Vorsprung ein ganzes Drittel (33%).
Administration/HR/Consulting/CEO
Männer verdienen insgesamt 16% mehr als Frauen, die Führungskräfte sogar 20%. Innerhalb des Fachbereichs «Juristen/Anwälte/Gericht« liegt das Lohngefälle insgesamt betrachtet bei 15% – auf Führungsebene verdienen die Männer dann aber fast die Hälfte mehr: 42% Differenz.
Lohn ist immer noch ein Tabuthema
Wie eine kürzlich von Stepstone und jobs.ch durchgeführte Studie zum Thema ‚Lohn‘ hervorbrachte, sprechen europäische Arbeitnehmende generell nur ungern über ihren Lohn. 80% der über 10‘000 befragten Arbeitnehmer aus der Schweiz, Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, UK und Schweden geben lieber keine Auskunft zu diesem Thema und diskutieren es mit niemandem, der nicht verwandt oder ein naher Freund ist. Schweizer Arbeitnehmer zeigen sich hingegen eher offen: Nur 18% sprechen kategorisch nicht über das Thema. (jobs.ch/mc/ps)
Die Methodik
Rund 130‘000 Personen haben bereits vom Lohnvergleich Gebrauch gemacht und ihre persönlichen Daten zur Verfügung gestellt. Neben dem eigentlichen Salär erhebt die JobCloud AG auch den Bonus, die Mitarbeiterbeteiligung und weitere Benefits wie das Geschäftsauto oder das Mobiltelefon. Ausreisser auf beiden Seiten des Lohnspektrums wurden ausgeblendet. Um den Arbeitnehmern einen möglichst aussagekräftigen Vergleich zu erlauben, fliessen auch der berufliche Werdegang sowie der Bildungsweg und die Berufserfahrung mit ein. Das Lohnbarometer garantiert vollkommene Anonymität, da keinerlei Angaben, auch nicht die Namen von Arbeitgebern, mit den Lohndaten verknüpft sind.
1) Bundesamt für Statistik, Eidgenössisches Department des Inneren (EDI), Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2010, S. 8 und 14.
2) Bundesamt für Statistik, Eidgenössisches Department des Inneren (EDI), Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2010, S. 8.
Über die JobCloud AG
Die JobCloud AG ist das führende Online-Recruiting-Unternehmen der Schweiz. Entstanden ist das Unternehmen 2013 aus einer Fusion der Firmen jobs.ch ag und Jobup AG. Neben jobs.ch gehören die Portale jobup.ch, ALPHA.CH und Topjobs zum Portfolio. JobCloud beschäftigt rund 140 Mitarbeitende in Zürich und Genf.
Der jobs.ch-Lohnvergleich: http://www.jobs.ch/de/salary
Der JOBSBLOG: http://blog.jobs.ch