Neuenburg – Im Jahr 2010 waren rund 2 von 3 Arbeitsstellen, bei denen der Bruttolohn weniger als 3500 Franken pro Monat beträgt, durch Frauen besetzt. In der Gesamtwirtschaft haben die Lohnungleichheiten zwischen den Geschlechtern von 2008 bis 2010 weiter schrittweise abgenommen. Im privaten Sektor sind auch die diskriminierenden Lohnunterschiede zuungunsten der Frauen zurückgegangen, von durchschnittlich 745 Franken monatlich im Jahr 2008 auf 677 Franken pro Monat im Jahr 2010, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag in einer Mitteilung schreibt.
Tieflohnstellen grösstenteils durch Frauen besetzt
Im Jahr 2010 waren die Arbeitsstellen, bei denen der Bruttolohn (standardisiert auf Vollzeit) weniger als 3500 Franken monatlich beträgt, in der Gesamtwirtschaft grösstenteils durch Frauen besetzt (67,0%). Des Weiteren betrug der Frauenanteil bei den Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von unter 4000 Franken 64,5 Prozent (Männeranteil von 35,5 Prozent). Das obere Segment der Lohnpyramide, d.h. Arbeitsstellen, bei denen der Bruttolohn mehr als 8000 Franken pro Monat beträgt, war zu 78,1 Prozent durch Männer und zu 21,9 Prozent durch Frauen besetzt. Bei den Arbeitsstellen mit einem Lohnniveau von über 16’000 Franken pro Monat betrug der Frauenanteil lediglich 13,4 Prozent verglichen mit einem Männeranteil von 86,6 Prozent.
Lohnunterschiede zwischen Geschlechtern nehmen weiter ab
Im privaten Sektor verdienten die Frauen im Jahr 2010 durchschnittlich 23,6 Prozent weniger (arithmetisches Mittel) als ihre männlichen Kollegen (2008: 25,0%). Diese Differenz lässt sich teilweise durch strukturelle Faktoren erklären, beispielsweise durch Unterschiede im Bildungsstand, in der Anzahl Dienstjahre oder in der Höhe der Kaderfunktion innerhalb des Unternehmens. Es ist allerdings festzustellen, dass die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern im Allgemeinen umso grösser ist, je höher das Anforderungsniveau der Stelle oder die Kaderfunktion ist. Auch nach Wirtschaftszweigen variieren die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern stark. Im Gastgewerbe beispielsweise betrug die Differenz 8,2 Prozent, in der chemischen Industrie 13,3 Prozent, im Detailhandel 20,9 Prozent, in der Textilindustrie 31,8 Prozent und im Kredit- und Versicherungsgewerbe 38,8 Prozent.
Im öffentlichen Sektor (Bund) belief sich der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern im Jahr 2010 auf 14,7 Prozent (2008: 16,5%).
Lohndiskriminierung variiert stark nach Wirtschaftszweigen
Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sind teilweise auf strukturelle Faktoren zurückzuführen, die gleichermassen mit persönlichen Merkmalen (Alter, Ausbildung, Dienstjahre), der besetzten Stelle und dem Tätigkeitsbereich zusammenhängen. Der Teil des Lohnunterschieds, der nicht durch diese objektiven Faktoren erklärt werden kann, stellt die Diskriminierung dar.
Im privaten Sektor belief sich der Lohnunterschied in Zusammenhang mit diskriminierenden Faktoren (nicht erklärbarer Teil) im Jahr 2008 auf 745 Franken monatlich und ging auf 677 Franken pro Monat im Jahr 2010 zurück. Mit dieser Entwicklung wird der seit den 2000er-Jahren beobachtete allgemeine Trend fortgesetzt: Das Phänomen der Lohndiskriminierung zwischen den Geschlechtern geht in der Gesamtwirtschaft langsam aber stetig zurück. Werden die Wirtschaftszweige einzeln betrachtet, sind grosse Unterschiede festzustellen. So betrug der diskriminierende Lohnunterschied im Gesundheitsbereich beispielsweise 388 Franken pro Monat. Anders gesagt verdienten in dieser Branche die Frauen, die dieselben strukturellen Merkmale aufweisen wie die Männer, 388 Franken pro Monat weniger als ihre männlichen Kollegen. Im Gastgewerbe belief sich der diskriminierende Lohnunterschied zuungunsten der Frauen auf 187 Franken pro Monat, im Detailhandel auf 633 Franken pro Monat, im Bereich Verkehr und Lagerei auf 666 Franken pro Monat, in der Information und Kommunikation auf 802 Franken pro Monat, in der Lebensmittelindustrie auf 862 Franken pro Monat, in der chemischen Industrie auf 878 Franken pro Monat, in der Textilindustrie auf 1150 Franken pro Monat und im Kredit- und Versicherungsgewerbe auf 1397 Franken pro Monat.
Im öffentlichen Sektor (Bund) betrug der diskriminierende Lohnunterschied zuungunsten der Frauen im Jahr 2010 monatlich 259 Franken gegenüber 254 pro Monat im Jahr 2008.
Detailliertere Ergebnisse folgen im Rahmen einer gemeinsamen Publikation des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann und dem Bundesamt für Statistik. Die Broschüre zur Studie erscheint voraussichtlich im Frühling 2013. (BFS/mc/ps)