lokal+fair: Der Verein «Faire Märkte Schweiz» auf neuen Wegen

(Bild: lokal + fair)

Von Meret Schneider

Rede ich mit Menschen über Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Ernährung, so findet sich schnell ein gemeinsamer Nenner: Ob pflanzlich, vegetarisch oder omnivor – frisch, möglichst direkt und regional sollen die Nahrungsmittel von der Produktionsstätte auf den Teller gelangen. Das Fleisch vom Bauern um die Ecke, das Gemüse vom Feld aus der Region und die Eier am liebsten direkt aus dem Stroh, so die ideale Vorstellung. Wunderbar, beste Voraussetzungen für ein nachhaltigeres Konsumverhalten der kurzen Wege und den Erhalt der kleineren Bauern, die auf Direktvermarktung setzen, weil die tiefen Produzentenpreise im Grosshandel kein existenzsicherndes Wirtschaften ermöglichen würden. Das Detail, in dem der Teufel aber bekanntlich steckt, liegt hier im Wort “ideal”.

Denn obwohl Bevölkerungsumfragen und Erhebungen unter Konsumierenden stets konstatieren, dass Regionalität und Saisonalität sowie Tierwohl für die Kaufentscheidungen essentielle und immer wichtigere Kriterien sind, schlägt sich dieser Trend in den Zahlen kaum nieder. Diesem Missverhältnis aus der eigentlich hohen Motivation zu nachhaltigerem, stärker auf lokalen Produkten basierenden Konsumverhalten der Bevölkerung und stagnierenden Absatzzahlen bei Direktvermarktungsangeboten, obwohl immer mehr Bäuerinnen und Bauern auf dieses Geschäftsmodell setzen, begegnet der Verein «Faire Märkte Schweiz» nun mit seinem neuen Projekt “lokal+fair”.

«Faire Märkte Schweiz» hat sich bisher primär einen Namen gemacht als Stimme, die sich für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern in Bezug auf die Preisbildung im Handel und die einseitige Marktmacht der Grossverteiler stark macht. Mittels Studien, Recherchearbeiten und politischen Interventionen hat er sich bisher darauf fokussiert, missbräuchliche Handelspraktiken und die unfaire Margenpolitik in Verarbeitung und Handel mit Zahlen zu belegen, herauszuarbeiten und publik zu machen, denn noch immer werden Bio- und Labelprodukte wesentlich hochpreisiger angeboten, obwohl sich die Produzentenpreise sehr viel weniger stark unterscheiden.

Neben seinem Engagement für lokale, standortgerecht und damit arbeitsintensiver wirtschaftende Produzentinnen und Produzenten gegenüber dem Detailhandel stärkt er nun mit dem neuen Projekt auch einen weiteren Absatzkanal ganz unabhängig von den Grossverteilern: die Direktvermarktung. Im Gespräch mit Bäuerinnen und Bauern erfahre ich immer wieder, dass viele gern stärker auf dieses Geschäftsmodell setzen würden – schliesslich gewährt es maximale Unabhängigkeit und einen direkten Draht zur Kundschaft, was für beide Seiten gewinnbringend ist. Dennoch kommen viele Direktvermarktungsangebote und Hofläden nicht so richtig in Schwung: Der Aufwand für Vermarktung und Kommunikation ist oft zu gross, als dass es sich wirklich lohnen würde.

Das neue Projekt “lokal+fair” des Vereins «Faire Märkte Schweiz» geht dieses Problem nun an. Auf einer Plattform werden lokale Bäuerinnen und Bauern, lokal produzierendes Gewerbe und Gastronominnen und Gastronomen, die mit lokalen Lebensmitteln arbeiten, porträtiert, vernetzt und beworben. Auch Gemeinden werden motiviert, sich mittels Wochenmärkten oder lokalen Produkten bei Anlässen für die Produzentinnen und Produzenten stark zu machen und sich als “lokal+fair”-Gemeinde auszeichnen zu lassen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

Konsumierende sehen so auf einen Blick, wo sie lokal einkaufen oder essengehen können, Gastronomiebetriebe werden mit möglichen lokalen Produzenten vernetzt, wodurch neue Absatzkanäle geschaffen werden und Gemeinden informieren über ihre Aktivitäten wie Wochenmärkte und Informationsveranstaltungen – alles gebündelt an einem Ort.

Am nationalen Direktvermarktungstag am 14. September 2024 gibt es zudem die Gelegenheit, den Hof oder das Restaurant zu präsentieren oder Degustationen anzubieten, die durch lokal+fair beworben und kommuniziert werden, alles mit dem Ziel: Mehr lokale Produkte zu den Kundinnen und Kunden. Der Wichtigste Punkt dabei für teilnehmende Höfe: lokal+fair verbreitet das Hofportrait mit den Einkaufsmöglichkeiten über Social Media, bewirbt die Website mit allen lokalen Angeboten und schafft damit das, was ein Hofladen allein nicht kann: Es bringt die lokalen Konsummöglichkeiten direkt zu den potenziellen Kundinnen und Kunden – ohne Kosten oder Aufwand für den Hof. Direkt ist gut, doch auch Vermarktung ist wichtig! Mit der Ausrichtung der Beschaffungspolitik der Gemeinden auf die Berücksichtigung lokaler Produzentinnen und Produzenten und der Belieferung von Gastronomie und institutionellen Anbietern entstehen so Lebensmittelnetzwerke der kurzen Wege, die letztlich auch den in Umfragen zum Ausdruck gebrachten Bedürfnissen der Konsumierenden zu Gute kommen.

Nun gilt es, das Projekt bekannt zu machen: Bei Bauern und Bevölkerung! Auf der Website können sich Höfe als lokal+fair-Produzenten melden und Bürgerinnen und Bürger können ihre Gemeinde als lokal+fair-Partnergemeinde anmelden. Ein Blick auf das Projekt lohnt sich für alle: https://lokalundfair-fms.ch/


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