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Zürich – Der Lifesciencekonzern Lonza ist angeblich an einer Übernahme des amerikanischen Pharmazulieferers Catalent Inc. interessiert. Gemäss einer Meldung der Agentur Reuters hat Lonza ein Übernahmeangebot für Catalent abgegeben. Die Nachrichtenagentur bezieht sich dabei auf drei mit der Materie vertraute Personen. Der Deal würde das Angebot von Lonza im Bereich Lifescience ausweiten. Die Anleger reagieren zurückhaltend.
Gemäss der Meldung sind sich Catalent und Lonza noch nicht über den Preis einig, und es sei deshalb auch noch offen, ob die Verhandlungen weitergeführt würden. Gegenüber AWP hiess es dazu seitens Lonza, dass Marktgerüchte nicht kommentiert würden.
Kapitalisierung von knapp 3,7 Mrd Dollar
Catalent erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 1,8 Mrd USD und verfügt über 33 Fabrikationsstätten weltweit. Mit dem Kurssprung am Mittwoch von über 4% bringt die US-Gesellschaft eine Kapitalisierung von knapp 3,7 Mrd USD auf die Waage. Catalent wurde im Jahr 2007 von der Investmentgesellschaft Blackstone gekauft, und zwar für 3,3 Mrd USD von Cardinal Health. 2014 erfolgte der Börsengang an der NYSE, Blackstone hält aber weiterhin ungefähr 20% der Anteile.
Die letzte Grossakquisition von Lonza datiert aus dem Jahr 2011, als für 1,4 Mrd USD Arch Chemicals gekauft wurde – ein US-Hersteller von Bioziden. Übernahmen waren danach unter dem neuen Firmenlenker Richard Ridinger wegen der hohen Verschuldung des Konzerns lange kein Thema mehr. Erst seit Kurzem denke Lonza wieder an «kleine bis mittlere» Akquisitionen, wie Ridinger im Frühjahr 2015 erklärte.
«Durchaus sinnvoll»
Die Lonza-Papiere liegen am Donnerstag im Angebot und büssen gegen 10.50 Uhr in einem freundlichen Gesamtmarkt 0,4% auf 163,90 CHF ein. Der Rückgang ist einerseits wohl der entstandenen Unsicherheit rund um die mögliche Grossakquisition geschuldet. Andererseits gilt zu bedenken, dass die Papiere nahe ihrem Allzeithoch bei 166,10 CHF notieren.
ZKB-Analyst Michael Nawrath würde eine Verstärkung von Lonza im Bereich Life Science für «durchaus sinnvoll» erachten. Von der Grösse und vielmehr der strategischen Ausrichtung beider Unternehmen her wäre die Übernahme fast eher ein «Merger of Equals», denkt der Analyst. Nawrath könnte sich auch vorstellen, dass sich Lonza über die Zeit nur noch auf den Bereich Life Science fokussiert; heute ist das Unternehmen auch im Bereich Spezialchemie tätig. Denn laut Nawrath ist die Healthcare-Industrie vor rund zwei Jahren an einer Art Umkehrpunkt angelangt.
Seither steige die Produktivität mit immer hochwertigeren Produkten in den Sektoren Pharma und Medtech an und werde dies weiter tun. Entsprechend seien in jüngster Zeit auch Player aus anderen Industriesektoren in den Healthcare-Markt eingestiegen, wie etwa Nestle, Google, Apple oder Samsung.
Die Prämie, die Lonza entrichten muss, sollte sich das Unternehmen tatsächlich für Catalent interessieren, veranschlagt Nawrath auf rund 50%. Es handle es sich aber lediglich um eine Schätzung, weshalb er keine abschliessende Meinung zu einer möglichen Transaktion abgeben könnte, so der interimistisch bei der ZKB für Lonza zuständige Analyst. (awp/mc/pg)