Lonza verhandelt über Zukauf von Kapselhersteller Capsugel

Richard Ridinger

Lonza-CEO Richard Ridinger. (Foto: Lonza)

Basel – Der Basler Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza wirbt um das US-Unternehmen Capsugel. Lonza bestätigte Medienberichte, wonach Lonza an dem Arzneikapselhersteller interessiert sei. Der mögliche Zukauf könnte der grösste in der Unternehmensgeschichte werden.

Lonza habe eine starkes Interesse an diesem erfolgreichen Unternehmen bekundet, schreibt der Basler Pharmazulieferer in einer Mitteilung vom Montag. Die Firma aus dem US-Bundesstaat New Jersey würde perfekt zu Lonza passen und solle Lonzas Position als führender Zulieferer für eine Reihe wichtiger Gesundheitsmärkte stärken.

Das Unternehmen betonte aber, das Ergebnis der Diskussionen sei offen. Es stellte mehr Informationen in Aussicht, sollten sich signifikante Entwicklungen ergeben. Medien hatten berichtet, die Gespräche zwischen Lonza und dem Capsugel-Eigentümer, dem amerikanischen Finanzinvestor KKR, könnten bereits Anfang dieser Woche zu einer Einigung führen.

Möglicher Kaufpreis von 5 Mrd Dollar
Der Aktienkurs von Lonza gab nach den Neuigkeiten bis Börsenschluss um 5,3% nach. Marktbeobachter erklären die Kursschwäche damit, dass Lonza für den Kauf möglicherweise eine Kapitalerhöhung durchführen müsse. Denn laut der Nachrichtenagentur Reuters soll der Zukauf Lonza mehr als 5 Mrd USD kosten – damit wäre Capsugel der grösste Zukauf in der Firmengeschichte.

Nach Berechnungen von Vontobel-Analystin Carla Bänziger würde ein Kauf zu diesem Preis zu einer Kapitalerhöhung im Umfang von rund 2,3 Mrd CHF führen. Denn das Management habe in der Vergangenheit mehrmals betont, die Nettoverschuldung Lonzas solle nicht mehr als das Dreifache des Betriebsgewinns auf Stufe EBITDA betragen.

Die Analystin zeigte sich zudem überrascht, dass sich Lonza für eine Grossübernahme Capsugel ausgesucht hat. Capsugel stellt unter anderem kleine Kapseln her, in die medizinische Wirkstoffe eingefüllt werden können, die Patienten dann schlucken.

Zukäufe würden ihres Erachtens in anderen Geschäftszweigen mehr Sinn ergeben, um Lonzas starke Position im sogenannten Biologic Manufacturing auszubauen, schreibt Bänziger in einem Kommentar. So etwa im Bereich sterile Abfüllung und Endproduktion. Die Produkte von Capsugel seien zum Beispiel nicht kompatibel mit Proteinen, denn diese würden bei einer Einnahme via Kapseln lediglich verdaut.

KKR hatte Capsugel im Jahr 2011 von Pfizer zu einem Preis von 2,4 Mrd USD übernommen. Der Kapselhersteller hatte bis vor zehn Jahren auch einen Sitz in Arlesheim.

Fusionswelle in Chemiebranche
Lonza versucht seit längerem, das Geschäft mit Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche durch Zukäufe auszubauen. Nach mehreren kleineren Übernahmen trat der Konzern im April mit einer milliardenschweren Kaufofferte an den US-Pharmazulieferer Catalent heran, zu einer Transaktion kam es aber nicht. Das zweite Standbein der Basler sind industrielle Chemieprodukte wie Desinfektions- und Konservierungsmittel oder Holzschutzprodukte.

Die Chemieindustrie ist derzeit im Übernahmefieber. Für die noch nicht abgeschlossene Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta will der chinesische Staatskonzern ChemChina umgerechnet 44,2 Mrd USD auf den Tisch legen. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer wiederum will für 66 Mrd USD den amerikanischen Konkurrenten Monsanto kaufen. (awp/mc/upd/ps)

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