Basel – Lonza hat einen neuen Chef gefunden. Als neuen CEO hat der Pharma-Auftragsfertiger per 1. November den Roche-Manager Pierre-Alain Ruffieux auserkoren. Ob dieser eine Lonza mit oder ohne Chemiesparte leiten wird, ist aber noch offen.
Ruffieux blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Biopharmazeutika zurück. Also in dem Bereich, wo die Geschäfte von Lonza florieren. Der 50-jährige Schweizer bringt nach Auffassung von Analysten einen sehr guten Rucksack mit für seine bevorstehenden Aufgaben beim weltgrössten Auftragsfertiger für biotechnologisch hergestellte Medikamente.
Der neue CEO wechselt von Roche zu Lonza – also vom weltgrössten Biotech-Produzenten. Zuvor hatte er bei Novartis und Serono gearbeitet. Bei Roche verantwortete Ruffieux zuletzt den Bereich «Global Pharma Technical Operations» und war für ein Team mit 12’000 Mitarbeitenden verantwortlich. Bei Lonza warten rund 15’500 Mitarbeitende auf ihn.
Baehny kann Doppelmandat beenden
Damit hat Verwaltungsrats-Präsident Albert Baehny eine wichtige Personalie erledigt. Denn seit gut einem halben Jahr brauchte Lonza einen neuen Chef. Mitte November hatte Marc Funk überraschend nach nur acht Monaten im Amt seinen Hut genommen. Seither übt Baehny interimistisch auch diese Funktion aus. Nun kann er im November seine Position als CEO ad interim aufgeben und zu seiner Funktion als nicht-exekutiver Präsident des Verwaltungsrats zurückkehren.
Zukunft der Chemiesparte
Nachdem Lonza einen neuen CEO benannt hat, kann sich der Konzern jetzt der Zukunft seiner Chemiesparte widmen. Denn das Geschäft mit Zusatzstoffen wie Agrochemikalien oder Holzschutzmittel schwächelt seit Jahren. «Unser langfristiger Fokus liegt eindeutig auf Pharma Biotech & Nutrition», hatte VR-Präsident Baehny bereits im Januar an der Bilanzmedienkonferenz erklärt. Die organisatorische Abspaltung von «Specialty Ingredients» (LSI) hatte Lonza bereits letzten Sommer eingeleitet.
Der im Finanzjargon als «Carve out» bezeichnete Vorgang soll Mitte 2020 durch sein. Zur Disposition stehen dann vier verschiedene Optionen für LSI: Lonza behält das Geschäft, verkauft es, spaltet es ab oder bringt es an die Börse.
Der Lonza-Verwaltungsrat habe die ersten Diskussionen über die Zukunft der Chemiesparte bereits aufgenommen, sagte ein Sprecher am Freitag auf Anfrage von AWP. Der Entscheid werde im dritten oder im vierten Quartal 2020 gefällt. Ruffieux werde aber laufend und umfassend über die Diskussionen informiert.
3000 Mitarbeitende bei LSI
Ob behalten, verkaufen oder an die Börse bringen: Die Zukunft der Chemiesparte betrifft rund 3000 der 15’500 Lonza-Mitarbeitenden. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Stammwerk in Visp VS zu.
Dort beschäftigt Lonza rund 700 Personen in der LSI-Sparte und 2700 sind für den Pharma-Teil tätig. Daneben hat Lonza nur noch eine andere «gemeinsame» Produktionsstätte – in China.
Im Total zählt Lonza 100 Standorte weltweit, das schliesst Büros, Labore und die Fertigung ein. Davon sind 32 Standorte nur bei der Sparte LSI angesiedelt. (awp/mc/pg)