Lonza spürt Finanzierungsprobleme der Biotechs
Basel – Nach einem Unterbruch von vier Jahren hat Lonza am Mittwoch erstmals wieder darüber berichtet, wie die Geschäfte zu Jahresbeginn gelaufen sind. Und der Pharmazulieferer bestätigte die von Mitbewerbern gemeldeten schwierigen Trends. Gleichwohl halten die Basler an ihrem Ausblick für 2023 fest.
Analysten ist die Wiederaufnahme der Zwischenberichte sehr willkommen, zumal sich die Visibilität zuletzt deutlich eingetrübt hat und verschiedene Wettbewerber aus der Industrie mit negativen Kommentaren aufgefallen waren. Zuletzt hatte Catalent die Anleger mit deutlich nach unten geschraubten Prognosen geschockt.
Auch Lonza berichtete, dass sich die Nachfrage nach Dienstleistungen für Entwicklungsprojekte in frühen Phasen abgeschwächt habe. Gleiches gelte für die Nachfrage nach Dienstleistungen für Zell- und Gentherapien in der frühen Entwicklung: Sie litt unter den Finanzierungsproblemen der Kunden.
Denn mit den steigenden Zinsen wurde die Finanzierung neuer Projekte für Biotech-Firmen immer schwieriger. Die Kunden der Pharmazulieferer müssen sich daher einschränken und ihre Projekte fokussieren.
Das geht in der Regel zu Gunsten der bereits laufenden fortgeschritteneren Studien. Entwicklungsprojekte von heute sind bei Lonza die möglichen Umsatztreiber von morgen.
Prunkstück Biologics gut unterwegs
Auf der positiven Seite konnte Lonza vermelden, dass der Bereich Biologics eine «gute» Dynamik erfahren habe, mit einer anhaltenden Kundennachfrage nach bereits zugelassenen Produkten. Die Wirkstoffherstellung mit Mitteln der Biotechnologie steht bei Lonza für mehr als die Hälfte des Umsatzes.
Gleichzeitig schritten auch die Wachstumsprojekte wie geplant voran, betonte Lonza. Der Konzern hatte im Februar noch berichtet, zwei Wachstumsprojekte im Bereich Biologics seien aufgrund von Lieferengpässen bei der Ausrüstung rund ein halbes Jahr hinter den Zeitplan zurückgefallen.
Lonza bleibt bei seinen früheren Aussagen: 2023 wird ein stärkeres zweites Halbjahr das schwächere erste Semester ausgleichen. Daher wurden die Prognosen für das laufende Jahr bestätigt – ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von 30 bis 31 Prozent.
Zeit nach Corona
2022 war Lonza noch um 15 Prozent gewachsen und hatte eine Profitabilität von 32,1 Prozent erreicht. Damals hatte Corona dem Konzern noch gute Einnahmen beschert, weshalb er sich nun wieder auf «normalere» Zeiten einstellt.
Lonza ist seit dem Verkauf der Spezialchemiesparte vor zwei Jahren ein reiner Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie – und zwar der weltgrösste. Das Unternehmen wurde während Corona vor allem für den Impfstoff-Auftrag von Moderna bekannt und setzte im vergangenen Jahr 6,2 Milliarden Franken um. (awp/mc/pg)