Lonza schafft hunderte neuer Arbeitsplätze
Basel – Der Lifesciencekonzern Lonza ist in der ersten Jahreshälfte sehr profitabel gewachsen. Uns das soll so weitergehen: Am Standort Visp wird in einen modularen Produktionskomplex für die Pharmaindustrie investiert. Die Börse reagiert sehr positiv.
Der Umsatz stieg in der Berichtsperiode um 15% auf 2,32 Mrd CHF, wie Lonza am Mittwoch mitteilte. Der EBITDA stieg um 19% auf 529 Mio CHF, entsprechend einer 0,9 Prozentpunkte höheren Marge von 22,8%. Während der EBIT um 16% auf 373 Mio stieg, zog der Reingewinn um 20% auf 233 Mio an. Daneben weist Lonza die um Wertberichtigungen und Restrukturierungsaufwendungen bereinigten Zahlen aus: Der sogenannte «Kern-EBIT» stieg um 19% auf 447 Mio CHF und der «Kern-Reingewinn» um 47% auf 310 Mio. Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Lonza die Schätzungen der Analysten deutlich übertroffen.
Im Detail entfällt mit 1,06 Mrd CHF knapp die Hälfte des Semesterumsatzes auf das Segment Pharma & Biotech, das im ersten Semester um 27% zulegte. Besonders beeindruckend war die Gewinnentwicklung: der Kern-Betriebsgewinn EBIT stieg um fast 72% auf 273 Mio. Die Sparte stellt pharmazeutische Inhaltsstoffe her.
Das Spezialchemie-Segment ist mit 1,24 Mrd CHF Umsatz grösser, legte jedoch nur um 6,3% zu und der operative Gewinn um 9,8% auf 213 Mio.
Ibex Solutions als «Leuchtturm-Projekt»
Auf den Namen «Ibex Solutions» – englisch für Steinbock – hat Lonza das neue modulare Angebot für die Pharma- und Biotech-Kundschaft getauft. Lonza-Chef Richard Ridinger erklärte am Mittwoch vor den Medien in Visp, das Projekt sei nicht nur für das Wallis und die Schweiz von grösster Bedeutung, sondern für die gesamte Pharma-Industrie und nannte es deshalb ein «Leuchtturm-Projekt».
Und Mark Funk, Chef der Lonza-Sparte «Pharma & Biotech» ergänzte, dass sich diese Innovation nicht auf die Herstellung neuer Moleküle beschränke, sondern dass damit die Zeit der Entwicklung eines Medikaments bis zur Markteinführung «um mindestens zwölf Monate» verkürzt werden könne.
Denn die ganze Pharmaindustrie werde sich in den nächsten Jahren verändern, sagte Firmenchef Ridinger. Einerseits hätten die Aussichtsbehörden ihre Vorschriften gelockert und deutlich mehr beschleunigte Zulassungen eingeleitet. Und in dieser beschleunigten Entwicklung befänden sich immer mehr komplexe Moleküle. «Wir antizipieren diese Veränderungen», sagte Funk.
Fünf Anlagen reserviert
Für dieses Schlüsselprojekt will der Konzern auf seinem Areal in Visp am Rhoneufer mindestens fünf Gebäude hochziehen. Dafür vorgesehen ist einen Fläche von 100’000 Quadratmetern. Spatenstich war Ende Juni und ab 2018 sollen die Produktionsanlagen je nach Bedarf Schritt für Schritt in Betrieb genommen werden.
Einer Gebäude ist bereits für das Joint Venture mit Sanofi reserviert. Ein zweiter Teil wird ebenfalls schon gebaut, um die ersten Kundennachfragen zu befriedigen. Die Bauten können aus dem regulären Investitionsbudget bestritten werden. «Der Capex wird auch in den kommenden Jahren im Bereich von rund 9% des Nettoumsatzes liegen», versicherte Ridinger.
Auch für den Kanton Wallis verspricht das Lonza-Projekt einen Pluspunkt: Mit Ibex stellt Lonza mehrere hundert neue Arbeitsplätze zusätzlich in Aussicht.
Auf dem Weg zu 2022
Für Lonza ist das Projekt ein Meilenstein auf dem Weg bis 2022: Dann wird der Konzern sein 125-Jahr-Jubiläum feiern, und bis dann will der Konzern seinen Umsatz auf 7,5 Mrd CHF steigern. Bis zum genannten Jahr soll zudem die Kern-EBITDA Marge auf 30% steigen. Zum Vergleich: Im ersten Semester 2017 stand der Wert bei 24,8%. Der Kern-RONOA soll bis 2022 einen Wert von 35% erreichen.
Die Börse spendet Applaus: Die Papiere schlossen mit einem Kursplus von 7,7% bei 231,10 CHF.
Auch wenn die neuen Mittelfristziele nicht einfach so ohne weiteres zu erreichen und in gewisser Weise noch Zukunftsmusik seien, sprächen diese Zielvorgaben in Kombination mit dem soliden Zahlenkranz für höhere Kursnotierungen, sagten Händler. (awp/mc/pg)