Richard Ridinger steht seit Anfang Mai an der Lonza-Spitze. (Foto: Lonza)
Basel – Der Lifesciencekonzern Lonza sieht sich auf Kurs, seine Ziele für das Jahresergebnis 2012 zu erreichen. Das Ergebnis habe im ersten Quartal 2012 den Erwartungen entsprochen, weshalb die Guidance für das laufende Jahr bestätigt werden könne. Demnach werden die Basler den Betriebsgewinn EBIT gegenüber dem Vorjahr um 10 bis 15% steigern.
Zusammenfassend betrachtet haben Custom Manufacturing und teilweise Microbial Control eine weitgehend solide Entwicklung gezeigt, während die Division Life Science Ingredients unverändert einem stärkeren Gegenwind ausgesetzt ist. Die höheren Rohstoffkosten sowie ein stellenweise ausgeprägter Wettbewerbs-und Preisdruck setzen Lonza hier zu.
Custom Manufacturing und Microbial Control gut unterwegs
Das Lonza-Segment Custom Manufacturing, die Auftragsfertigung von Pharmawirkstoffen, erfreut sich den Angaben zufolge einer «guten» Kapazitätsauslastung und wachsender Projektpipelines. Bei Chemical Manufacturing, der chemischen Synthese der Wirkstoffe, habe Lonza neue Verträge für im Markt befindliche Produkte und Entwicklungsprodukte unterzeichnet. Die Kapazitätsauslastung blieb der Präsentation zufolge im ersten Quartal mit rund 74% stabil.
Bei Biological Manufacturing ging die Kapazitätsauslastung auf 75% zurück, die neue Anlage in Singapur allerdings eingerechnet. Die Erweiterung der Anlage in Slough sei auf Kurs und könne Ende 2012 in Betrieb genommen werden, heisst es weiter.
Bei Microbial Control schreite die Integration von Arch planmässig voran und die Auftragseingänge entsprächen den Erwartungen. 75% der Synergiemassnahmen seien implementiert, dabei kämen 50% bereits dem EBIT 2012 zugute. Der US-Markt habe in den meisten Bereichen ein «starkes» Ergebnis verzeichnet; auch für den Geschäftsverlauf in der EU und in Asien zeichneten sich Verbesserungen ab.
Bioscience: Staatliche Sparzwänge bremsen
Das Bioscience Geschäft verzeichnete Lonza zufolge ein «substantielles» Wachstum in seiner Cell- und Viral-Projektpipeline sowie ein «solides» Ergebnis im Research-Geschäft. Die neue Produktionskapazität für Cell Therapy in Singapur werde wie geplant im zweiten Halbjahr 2012 in Betrieb genommen. Die akademische Nachfrage nach Forschungsprodukten in den USA und in Europa wurde weiterhin durch staatliche Sparzwänge gebremst.
Life Science Ingredients unter Druck
Life Science Ingredients verzeichnete ein gutes Wachstum beim Agro-Geschäft, erlebte aber weiterhin einen Preisdruck bei den Nikotinaten, so Lonza weiter. Die Margen seien durch den intensiven Wettbewerb und insbesondere durch höhere Rohmaterialkosten beeinflusst worden. Insbesondere die Renditen bei Nutrition Ingredients seien «unbefriedigend».
Sparprogramm in Visp
An dieser Stelle setzt das auf die nächsten drei Jahre angelegte Sparprogramm von mehr als 100 Mio CHF im Visper Werk an. In der Summe würden zwischen 85 und 100 Einzelmassnahmen umgesetzt, umriss Finanzchef Thoralf Haag an einer Telefonkonferenz das Projekt. Die Kosteneinsparungen werden dem CFO zufolge «ziemlich regelmässig» über die drei Jahre verteilt eintreffen.
Der Personalbestand in Visp werde sinken, Entlassungen seien aber nicht nötig. Natürliche Abgänge und Frühpensionierungen dürften nach Ansicht von Haag ausreichen, um die erforderliche Reduktion zu erreichen.
Verwirrung um Guidance
Für Gesprächsstoff sorgt die von Lonza genannte Guidance für den Betriebsgewinn 2012. Das Ziel eines EBIT-Wachstums um 10 bis 15% wurde verschiedenen Analysten zufolge erstmals in dieser Form publiziert. Bis dato habe die Firmenspitze lediglich ein «zweistelliges Wachstum» in Aussicht gestellt. VR-Präsident Rolf Soiron stellte sich hingegen an einer Telefonkonferenz für Nachrichtenagenturen auf den Standpunkt, Lonza habe die besagte Guidance bereits Ende Januar anlässlich der Bilanzmedienkonferenz genannt.
Lonza Namen heben sich am Freitagmittag mit Aufschlägen (+0,8% auf 43,19 CHF) von einem leichteren Gesamtmarkt (SPI: -0,18%) ab. Der Zwischenbericht deckt sich weitestgehend mit den Erwartungen der Analysten, so der Tenor. Einzig das neue Wachstumsziel wird als konservativ erachtet. (awp/mc/pg)