Lonza-CEO Richard Ridinger. (Foto: Lonza)
Basel – Am Ende war Lonza zumindest mit Blick auf das erste Halbjahr wohl etwas zu vorsichtig, als der Lifesciencekonzern für 2016 ein Wachstum beim Kern-Ebit von mehr als 5% in Aussicht gestellt hatte. Denn tatsächlich hat das Unternehmen ein Rekordquartal hinter sich und das zweite Quartal ist so gut bislang gelaufen, dass Lonza für das erste Halbjahr nun ein zweistelliges Wachstum in Aussicht stellt. Für das Gesamtjahr werde man die Schätzungen bis zur Vorlage der Halbjahreszahlen im Juli überprüfen.
«Das war ein Rekordquartal, in dem wir unsere eigenen Erwartungen übertroffen haben», kommentiert CEO Richard Ridinger am Dienstag während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. «Alle Geschäftsfelder haben zu der guten Entwicklung beigetragen», ergänzt der Manager. Lonza ernte nun die Früchte seiner Fokussierung.
Gutes Wachstum – Sondereffekte helfen
Auf die Frage nach dem Umsatzwachstum im ersten Quartal gibt sich der CEO etwas bedeckt. «Es war ein sehr gutes Wachstum, das aber durchaus durch einige Sondereffekte getragen wurde.» Zu diesen Sondereffekten zählt Ridinger etwa das sehr gute Abschneiden im Agro-Geschäft ebenso wie der Trend im Bereich Chemicals, der sich in einem gemischten Markt sehr gut gehalten habe.
Dass die Jahresprognose erst im Juli überarbeitet werde, begründet der CEO mit der Transparenz. Diese sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht ausreichend, um schon jetzt Aussagen über das Gesamtjahr zu machen. Das liege auch an den Plänen der Kunden, die bis zum Halbjahr dann besser abschätzbar seien. «Grundsätzlich kann ich aber nur immer wieder betonen, dass wir für 2016 positiv gestimmt sind».
Alle Geschäftsfelder gut unterwegs
Mit Blick auf die Entwicklung der einzelnen Sparten im abgelaufenen Quartal zeigt sich Ridinger mit allen zufrieden. Im Geschäftsfeld Pharma & Biotech habe die Nachfrage weiter angezogen und die operative Entwicklung sei stark gewesen. Die treibenden Kräfte für das Wachstum seien im Biopharma-Bereich Mammalian Manufacturing gewesen. Clinical Development und Emerging Technologies hätten ebenso das Geschäft vorangebracht. Bei den neuen Technologien hebt Lonza vor allem die Anwendungen im Bereich Cell und Viral Therapy hervor. «Die starke Wachstumsdynamik in Biologics führt zu einer vielversprechenden Pipeline für die Zukunft», stellt der CEO in Aussicht.
In der Sparte Specialty Ingredients (LSI) seien im Berichtszeitraum robuste Ergebnisse in allen Geschäftsbereichen erzielt worden. Agro Ingredients erzielte bessere Umsätze als erwartet. Allerdings sei der Ausblick hier in den kommenden Quartalen eher verhalten. Die beiden Geschäftsfelder Wood Protection und Water Treatment, die zuletzt immer wieder Sorgen bereitet hatten, entwickelten sich im Auftaktquartal gut, wobei Wood Protection sogar über Erwartung war.
Für Wasseraufbereitung kommen die wichtigen Monate erst noch
Für das Geschäft mit der Wasseraufbereitung schränkt Ridinger vor den Journalisten beim Blick nach vorne ein, dass die wichtigsten Monate für diese Sparte noch bevorstehen. Man habe ohne Frage deutliche Fortschritte gemacht, aber erst zwischen Mai und August erlebe Water Protection sein Hauptgeschäft.
Gut habe sich auch der Cashflow im ersten Quartal entwickelt. Ridinger geht davon aus, dass er auch weiterhin stark bleiben werde. Das wiederum ermögliche es Lonza, die Verschuldung weiter abzubauen.
Kein Kommentar zu Übernahmegerüchten
Zu den jüngsten Spekulationen, wonach Lonza ein Auge auf den US-Pharmazulieferer Catalent habe, kommentierte Ridinger derweil nicht. Man werde vor allem durch Brownfield-Investitionen wachsen, also nicht selbst neue Produktionsstandorte hochziehen.
Auf die Frage, ob Lonza auch in einigen Jahren noch in der Form existieren werde wie jetzt, sagte der Manager, man unterstütze alle Geschäftsfelder des Unternehmens. «Wie ich bereits kürzlich gesagt habe: Wir sehen in all unseren Aktivitäten noch Spielraum für weitere Wertsteigerungen».
Zuletzt hatte es angesichts der Übernahme-Spekulationen Gedankenspiele von Analysten gegeben, Lonza könnte sich künftig nur noch auf den Bereich Life Science fokussieren.
Das Echo der Analysten auf die Zahlen war durchweg positiv. An der Börse fiel die Reaktion ebenfalls freundlich aus: Die Lonza-Aktien legten 0,2% bzw. 0,30 CHF zu. Gebremst hat allerdings der Dividendenabgang von 2,50 CHF je Anteilsschein. Der am SPI gemessene Gesamtmarkt schloss 0,11% höher. (awp/mc/pg)