Lonza-CEO Stefan Borgas.
Basel – Der Pharmazulieferer Lonza baut für 1,4 Mrd USD ein zweites starkes Standbein auf und vergrössert seinen Umsatz auf einen Schlag um rund die Hälfte. Mit dem Kauf der amerikanischen Arch Chemicals wird Lonza zum Marktführer im Geschäft mit so genannten Bioziden zur Bekämpfung von schädlichen Mikroben.
Die kombinierten Umsätze der beiden Unternehmen in diesem Bereich belaufen sich auf 1,6 Mrd USD, erklärte Lonza-Chef Stefan Borgas am Montag vor den Medien. Das Marktvolumen bezifferte er auf 10 Mrd USD. Das bis dato grösste Lonza-Segment Custom Manufacturing, die Auftragsfertigung von Pharmawirkstoffen, erwirtschaftete letztes Jahr einen Umsatz von 1,45 Mrd CHF.
Zweites starkes Standbein
«Nach dem massiven Ausbau des Pharmageschäfts in den letzten Jahren sind wir nun auch in einem zweiten Bereich weltführend», erklärte Borgas. Die Transaktion soll zu einem besser ausbalancierten Produktemix und stabileren Erträgen beitragen. «Wir verringern damit unsere Abhängigkeit von einem einzelnen Geschäftszweig», so Borgas. Der Anteil von Microbial Control am Gesamtumsatz von Lonza wird nach dieser Transaktion auf 43% von zuvor 14% des Konzernumsatzes anschwellen. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, wird das Geschäft als eigener Sektor aufgestellt. «Das heisst, wir werden auch ein eigenes Reporting für Microbial Control publizieren», so Borgas. Heute ist das Geschäft Teil des Lonza-Sektors Life Science Ingredients (SLI).
Problem Frankenstärke wird etwas entschärft
Der hohe Kurs des Frankens hat Lonza in den letzten Monaten vor Herausforderungen gestellt. Mit der Übernahme sollen die Auswirkungen derartiger Probleme künftig verringert werden, da dank den zusätzlichen Standorten im Ausland ein höherer Anteil der Kosten in anderen Währungen anfallen wird. «Der Deal verbessert unseren Natural Hedge deutlich», erklärte der CEO. Die Produktpaletten beider Unternehmen würden sich in hohem Mass ergänzen, bewarb Konzernchef Borgas den Deal. Auch geographisch seien Arch Chemicals und Lonza komplementär: So werde Lonza mit der Übernahme insbesondere seine Position in den aufstrebenden Märkten in China, Indien, Brasilien und Südafrika stärken. Zwischen den beiden Unternehmen bestünde seit 20 Jahren eine Zusammenarbeit, die sich in den vergangenen eineinhalb Jahren intensiviert habe. Der starke Franken habe die Übernahme erleichtert, so Borgas.
Akquisition wird fremdfinanziert
Lonza offeriert 47,20 USD pro Aktie von Arch Chemicals, entsprechend einem Gesamtangebot von rund 1,4 Mrd USD (rund 1,25 Mrd CHF). Der Verwaltungsrat der US-Gesellschaft unterstützt das Angebot. Das Übernahmeangebot soll Ende dieser Woche lanciert werden; Lonza rechnet mit dem Abschluss der Transaktion noch in diesem Jahr. Die Akquisition wird vollständig fremdfinanziert. Nach einer Brückenfinanzierung ist die Ausgabe von Anleihen in Schweizer Franken sowie in Euro und unter Umständen einer Wandelanleihe vorgesehen, sagte CFO Thoralf Haag an der Telefonkonferenz.
Arch soll unmittelbar positiven Ergebnisbeitrag leisten
Lonza verzeichnet heute im Biozidgeschäft eine EBIT-Marge von 11,6%, während es bei Arch 7,9% sind. Nach Abschluss der Integration und der Realisierung von Synergien werde die Profitabilität des Sektor nahe am heutigen Lonza-Wert liegen, sagte Borgas. Der Grossteil der Synergien werde im Overhead realisiert, fügte er an. Lonza versprechen sich bis in zwei Jahren Einsparungen von 50 Mio USD. Die Integrationskosten werden für die nächsten zwei Jahre auf 85 Mio USD beziffert. Arch wird Finanzchef Haag zufolge unmittelbar einen positiven Ergebnisbeitrag leisten. Der Gewinn je Aktie werde bereits im ersten Jahr um mindestens 0,40 CHF pro Aktie steigen. Der Economic Value Added, eine Messgrösse zur Berechnung der Vorteilhaftigkeit einer Investition, werde im zweiten Jahr positiv sein.
Börse reagiert verhalten
Der Aktienkurs von Lonza reagiert auf die Bekanntgabe der Übernahme nur leicht und liegt am Montagnachmittag mit minus 0,1% auf 66,75 CHF nur leicht unter dem Niveau vom Freitagabend. Der Leitindex SMI verliert derweil 1,23%. Die Akquisition ergibt Analysten zufolge strategisch durchaus Sinn, allerdings richte sich Lonza damit stärker auf ein tiefermargiges Geschäft aus. Die Akquisition verwässere den Lonza-Investmentcase «Biotech», hiess es. (awp/mc/upd/ps)