Lonza-CEO Richard Ridinger. (Foto: Lonza)
Basel – Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza ist auf Rekordkurs: der Basler Konzern verzeichnete in den ersten sechs Monaten 2016 das beste Halbjahresergebnis seiner Geschichte. Nun rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr mit einem deutlich besseren Resultat als bisher prognostiziert.
Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten um 6% auf 2,02 Mrd CHF an, Lonza am Mittwoch mitteilte. Der Gewinn fiel mit 194 Mio CHF gar um satte 75% höher aus als im ersten Halbjahr 2015. Und beim Betriebsergebnis auf Stufe EBIT verzeichnete der Konzern eine Steigerung von 52% auf 292 Mio.
Der Vergleich mit den Vorjahreswerten hinkt allerdings ein wenig, profitierte Lonza doch vom Wegfall von Restrukturierungskosten in Höhe von 45 Mio CHF. Auf vergleichbarer Basis – das heisst die Wertberichtigungen und Restrukturierungsaufwendungen des Konzernumbaus ausgeklammert – stieg der sogenannte «Kern-EBIT» aber immer noch um 20% auf 312 Mio CHF und der «Kern-Reingewinn» um 27% auf 211 Mio. Mit diesen Zahlen wurden die Schätzungen der Analysten durchs Band übertroffen.
Schlagkraft zurückgewonnen
Konzernchef Richard Ridinger zeigte sich am Mittwoch vor den Medien geradezu begeistert: Lonza habe ein «hervorragendes Ergebnis» erzielt. Ridinger hatte seinen Posten vor vier Jahren angetreten, um Lonza wieder auf Kurs zu bringen. Inzwischen habe das Unternehmen eine Schlagkraft erreicht, die sich sehr gut anfühle, zog der CEO Bilanz.
Auch finanziell stehe Lonza heute wieder sehr gut da, stellte Finanzchef Toralf Haag fest, der das Unternehmen im September nach elf Jahren verlässt. Seit Mitte 2012 konnte der Konzern die Nettoschulden um 1 Mrd auf 1,5 Mrd CHF senken, weshalb sich Lonza nun auch wieder durch grössere Zukäufe stärken will.
Starke Pharma & Biotech-Sparte
Zulegen konnte Lonza in beiden Geschäftsbereichen. Besonders stark war das Wachstum aber in der kleineren, dafür lukrativeren Sparte Pharma & Biotech, die pharmazeutische Ingredienzien herstellt. Mit 838 Mio CHF verzeichnete Lonza in diesem Bereich eine Umsatzsteigerung von 11%.
Zufrieden ist Ridinger aber auch mit der Entwicklung der Sparte Specialty Ingredients. Mit Inhaltsstoffen etwa für Nahrungsmittel oder Kosmetikprodukte, Rostschutz- oder Holzkonservierungsmittel, erzielte Lonza einen Halbjahresumsatz von 1,165 Mrd CHF, was einem Plus von 3,0% entspricht.
In beiden Sparten konnte der Konzern die Margen steigern. Stark stieg die Profitabilität aber bei Pharma & Biotech. Nun könne diese Sparte die Früchte der operativen Optimierungsprogramme ernten, die der Konzern in den letzten Jahren umgesetzt hatte, sagte der Konzernchef.
Radarschirm weit offen
Zu allfälligen Akquisitionen wollte sich Ridinger nicht konkret äussern. Der Radarschirm sei aber weit offen und «gewisse Dinge» habe man sich auch schon angeschaut. «Wir fühlen uns gerüstet, auch grössere Projekte zu stemmen, aber es muss passen», sagte der Konzernchef.
Im Vordergrund steht für Ridinger die Verbreiterung der Palette im ganzen Gesundheitsbereich. Ziel sei es, möglichst viele Kunden mit möglichst vielen Produkten zu beliefern, sagte der Lonza-Chef und verwies auf das grosse Angebot von 20 Biologics-Wirkstoffen, die das Unternehmen herstellt.
Mit dieser Strategie will Ridinger Schwankungen und Risiken im Portfolio verringern. Dass der Verlust eines Kunden oder eines Produkts wie noch vor wenigen Jahren gleich den ganzen Konzern erschüttere, sei heute nicht mehr der Fall.
Vor Transformation in Visp
Vor weiteren Veränderungen steht nach Angaben Ridingers der Standort Visp, der auf neue Technologien ausgerichtet werden soll. Es gehe dabei um eine Transformation und nicht um eine Restrukturierung, sagte der Konzernchef zu einem Projekt, das die Zukunftsfähigkeit des grössten Produktionsstandorts von Lonza sichern soll. Eines der zentralen Elemente ist dabei laut Ridinger auch die Ausbildung.
Die Börse reagierte mit Applaus und die Papiere zogen um 5,8% auf 179,20 CHF an, während der am SPI gemessene Gesamtmarkt 1,06% höher schloss. (awp/mc/upd/pg)