Lonza trennt sich endgültig von ihren Wurzeln
Basel – Es geht meistens schnell, wenn sich Lonza etwas vorgenommen hat. Gut ein halbes Jahr, nachdem der Pharmazulieferer sein Chemiegeschäft ins Schaufenster gestellt hat, ist bereits ein Käufer gefunden. Lonza trennt sich damit von seinen Wurzeln.
Der Bereich mit dem Namen Lonza Specialty Ingredients (LSI) geht für 4,2 Milliarden Franken an die beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven. Die beiden Investoren hätten die überzeugendste industrielle Strategie präsentiert und wollten in das Geschäft investieren, teilte Lonza am Montagabend mit.
Mit der Trennung kann sich Lonza nun voll und ganz auf seine Rolle als Produktionspartner der Pharma- und Biotechindustrie konzentrieren. Das Segment Pharma Biotech & Nutrition (LPBN) wirft deutlich höhere Profite ab.
Lonza-Präsident Albert Baehny hatte den LSI-Verkauf letzten Sommer auch mit der hohen Komplexität bei der Lonza begründet: «Wir sind gleichzeitig eine kleine BASF und eine kleine Roche. Alles in der gleichen Firma».
Wurzeln gekappt
Lonza trennt sich damit von seinen Wurzeln. Das Unternehmen wurde 1897 in Gampel im Wallis am Ufer der Lonza gegründet, einem Nebenfluss der Rhone. Produziert wurden Calciumcarbid und Acetylen. Zehn Jahre später kam mit dem Umzug nach Visp zunächst Kunstdünger dazu. In die Biotechnologie stieg Lonza erst weitere hundert Jahre später ein.
Mittlerweile liefert der Pharmabereich den Löwenanteil zum Umsatz und zum Gewinn. LBPB, das unter anderem Pharmakonzerne mit Wirkstoffen für Medikamente oder Coronaimpfungen beliefert, machte die Schwächen der Chemiesparte in der Vergangenheit Jahr für Jahr jeweils mehr als wett. Mit dem Erlös aus dem Verkauf will Lonza denn auch das neue Kerngeschäft stärken.
Zusammenarbeit in Visp
Der Deal soll, sofern die behördlichen Genehmigungen vorliegen, im zweiten Halbjahr 2021 über die Bühne gehen. Die Zukunft der Chemiesparte betrifft rund 2’800 Angestellte. Die arbeiten an 17 Produktionsstandorten und in 11 Forschungszentren rund um den Globus. Insgesamt beschäftigt Lonza knapp 17’000 Mitarbeitende.
Eine besondere Rolle kommt dabei dem Stammwerk in Visp zu. Dort beschäftigt Lonza rund 800 Personen in der Chemie-Sparte, mehr als 3’000 sind für den Pharma-Teil tätig. Daneben hat Lonza nur noch eine andere «gemeinsame» Produktionsstätte – in China.
Die beiden Käufer haben mit dem Chemiegeschäft nun aber grosse Pläne. Unter anderem seien Zukäufe geplant, erklärten Bain und Cinven. Und die heutige Lonza-Sparte solle als Plattform für die weitere Branchenkonsolidierung genutzt werden. Um das Portfolio zu optimieren seien auch Investitionen in die Produktionsanlagen in Visp vorgesehen. (awp/mc/pg)