Basel – Der Lifesciencekonzern Lonza hat im Geschäftsjahr 2017 nicht zuletzt dank dem Kauf von Capsugel mehr umgesetzt und verdient. Die US-Firma trug etwas weniger als sechs Monate zum Jahresergebnis bei, hat jedoch bereits die Margen der Basler erhöht. Zudem profitierte Lonza von erheblichen Steuereffekten. Trotzdem werden an der Börse Gewinne mitgenommen.
«2018 war ein transformatives Jahr, aber auch ein erfolgreiches», resümierte Konzernchef Richard Ridinger am Mittwoch vor den Medien. 2018 sei ein Rekordjahr gewesen, aber noch lange nicht das letzte, so die Ansage. Wenn es nach dem Lonza-Chef geht, wurde mit dem milliardenschweren Kauf der US-Firma Capsugel die Tür zu überdurchschnittlichem Wachstum im Gesundheitsbereich aufgestossen, während das restliche Portfolio weiter optimiert wird.
Von Steuerreformen in den USA und Belgien profitiert
Knapp sechs Monate war Capsugel in 2017 bei Lonza dabei, der Umsatz der Basler schwoll in der Folge um 23,5% auf 5,11 Mrd CHF an. Ohne die Amerikaner wären es plus 10,4% gewesen. Der EBITDA stieg um 36% auf 1,15 Mrd CHF und der Reingewinn sprang gar um 140% auf 728 Mio CHF in die Höhe.
Lonza profitierte dabei von erheblichen Effekten aus den Steuerreformen in den USA und Belgien. Diese summierten sich auf 187 Mio CHF.
Daneben weist Lonza um Rückstellungen und Restrukturierungskosten bereinigte Zahlen aus, an denen sich der Konzern messen lässt. Der so berechnete «Kern-EBITDA» stieg um 38% auf 1,27 Mrd CHF bei einer Marge von 24,8%. Der Kauf von Capsugel schlug sich bereits in einer höheren Profitabilität nieder: Lonza alleine hätte eine Marge von lediglich 23,9% erreicht.
Schuldenabbau kommt voran
Trotz Gewinnsprung schlägt Lonza die Auszahlung einer unveränderten Dividende von 2,75 CHF je Aktie vor. «Der Steuereffekt bringt mir keinen Rappen in die Kasse und wir messen uns an den Kern-Ergebnissen», stellte der CEO klar. und fügte an: «Lonza wird auch in Zukunft keine Dividenden-, sondern eine Wachstumsaktie sein.»
Die Integration der im Juli übernommenen Capsugel schreitet laut Lonza wie geplant voran. Ridinger schliesst nicht aus, dass die ursprünglich anvisierten Synergien höher ausfallen, als ursprünglich angenommen. «Das Unternehmen hat ein sehr grosses Potenzial», sagte er.
Auch der Schuldenabbau nach dem Milliardenkauf ist im Plan. Die Nettoverschuldung lag zum Jahresende bei 3,76 Mrd CHF und der Verschuldungsgrad noch beim 2,65-fachen des Kern-EBITDA. Nach Abschluss der Capsugel-Akquisition hatte Lonza noch einen Wert von 2,8x genannt.
Starke Sparte Pharma&Biotech
Besonders stark wuchs die etwas kleinere Sparte Pharma&Biotech, die vor allem pharmazeutische Inhaltsstoffe herstellt. Hier legte der Umsatz – ohne Capsugel – um 19% auf 2,12 Mrd CHF zu und der Kern-EBIT um knapp 32% auf 530 Mio.
Das grössere Segment Specialty Ingredients – das unter anderem Inhaltsstoffe für Nahrungsmittel oder Kosmetikprodukte, Desinfektionsmittel, Rostschutz- oder Holzkonservierungsmittel sowie Pilz- oder Unkrautbekämpfungsmittel herstellt – wuchs ebenfalls um Capsugel bereinigt 5,2% auf 2,40 Mrd CHF und der Kern-EBIT um 15% auf 367 Mio.
Profitables Wachstum bis 2022
Das von Ridinger in Aussicht gestellte Wachstum sieht vor, dass Lonza im Jahr einen Umsatz von 7,5 Mrd CHF schreibt bei einer abermals höheren Profitabilität. Konkret soll die Kern-EBITDA-Marge auf 30% steigen.
Auf dem Weg dorthin stellt Lonza für 2018 ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich in Aussicht, Capsugel eingerechnet sind es rund 15%. Die operative Marge soll dabei um 100 Basispunkte steigen. «Das ist genau der Zwischenschritt auf dem Weg zu den Targets 2022», sagte CEO Ridinger.
An der Börse wurde derweil zu Gewinnmitnahmen in Lonza geschritten und die Valoren büssten 5,9% ein. Dabei kam am Nachmittag mit dem Handelsstart in Übersee zusätzlicher Verkaufsdruck auf. Die Papiere gehörten 2017 mit einer Performance von mehr als 60% jedoch zu den Überfliegern. (awp/mc/upd/pg)