Genf – Der Genfer Luxusgüterkonzern Richemont hat im Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende März) unter dem Eindruck der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Uhren und Schmuck weniger Umsatz erzielt. Richemont entschied sich in der schwierigen Lage dazu, aus den vollen Lagern der Händler Uhren zurückzukaufen, was auf die Marge gedrückt hat. Immerhin gibt es Anzeichen einer Markterholung. An der Börse werden zunächst aber Gewinne mitgenommen.
Im Berichtsjahr ging der Umsatz von Richemont sowohl in der Berichtswährung Euro als auch in Lokalwährungen um 4% auf 10,6 Mrd EUR zurück, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Damit hat sich die Lage am Markt aber aufgehellt, denn im ersten Halbjahr ergab sich noch ein Minus von 12%.
Besonders stark sind die Verkäufe im Gesamtjahr in Europa (-8% in LW) zurückgegangen, wo das Geschäft mit asiatischen Kunden unter Terrorsorgen oder erschwerenden Zoll- und Reisebestimmungen gelitten hat. In Japan nahm der Umsatz gar um 12% ab. Demgegenüber entwickelte sich die Region Asien Pazifik vom Wachstum in Festlandchina, Korea und Macau getragen, seitwärts und in Amerika legten die Richemont-Maisons gar um 2% zu.
Die Schmuckhäuser Cartier und Van Cleef&Arpels zeigten sich im schwierigen Marktumfeld von der robusten Seite: Der Umsatz sank nur um 2% und die operative Marge verharrte mit 28,4% (VJ 31,3) auf hohem Niveau. Im Segment Others (Montblanc, Alfred Dunhill, Chloé etc.) gelang dank Restrukturierungen die Rückkehr in die Gewinnzone. Dagegen büssten die Uhrenhersteller (IWC, Piaget, Jaeger LeCoultre etc.) mit 11% tieferen Verkäufen und einer auf 7,8% halbierten Marge an Gewicht ein.
Uhrenrückkäufe belasten
Der Gruppen-EBIT brach mit Blick auf die rückläufigen Umsätze um 14% auf 1,76 Mrd EUR ein, während die entsprechende Marge um 2 Prozentpunkte auf 16,6% zurückfiel. Dabei wurden die Kosten für die Uhrenrückkäufe durch einen Immobiliengewinn nur teilweise aufgefangen. Ohne Sonderfaktoren hätte sich die EBIT-Marge auf 17,6% belaufen und der Umsatz wäre nur um 2% gesunken, so Richemont.
Unter dem Strich nahm der Gewinn auf 1,21 Mrd EUR von zuvor 2,23 Mrd ab, wobei das Vorjahresergebnis durch einen Buchgewinn aus der Fusion des Onlineportals Net-a-Porter mit dem italienischen Modehändler Yoox begünstigt worden war. Ausserdem hätten im abgelaufenen Jahr höhere Finanzkosten auf das Ergebnis zusätzlichen Druck ausgeübt, hiess es.
Dickes Kapitalpolster
Richemont kann sich aber nach wie vor auf ein dickes Kapitalpolster abstützen: Die Netto-Cash-Position erhöhte sich um 452 Mio auf 5,79 Mrd EUR. Die Aktionäre sollen denn auch mit einer um 10 Rappen auf 1,80 CHF je Titel erhöhten Dividende entschädigt werden und von der Gewinnverdichtung aus einem Aktienrückkaufprogramm über drei Jahre im Umfang von bis zu 10 Mio Aktien profitieren.
An der GV im September sollen mit Clay Brendish, Nikesh Arora, Keyu Jin, Vesna Nevestic sowie Anton Rupert – Sohn des VR-Präsidenten Johann Rupert – frische Kräfte in den VR gewählt werden. Sie ersetzen die abtretenden Yves-André Istel, Bernard Fornas, Richard Lepeu, Simon Murray, Norbert Platt, Lord Renwick of Clifton, Jürgen Schrempp und The Duke of Wellington.
Zurückhaltender Ausblick
Mit Blick in die Zukunft äusserte sich VR-Präsident Johann Rupert zurückhaltend und verwies dabei auf die anhaltende Volatilität und die Unsicherheiten, die das Marktumfeld weiterhin prägen werden. Immerhin sei man im zweiten Halbjahr 2016/17 in den USA, dem grössten Ländermarkt, zu Wachstum zurückgekehrt, während die Nachfrage in Festlandchina, Korea, Macau oder Grossbritannien stark wachse.
An der Börse brachen die Richemont-Aktien derweil in einem fester tendierenden Gesamtmarkt am frühen Nachmittag um 5,0% auf 81,60 CHF ein und im Sog davon verloren auch Swatch 3,9%. Am Markt war von einem durchzogenen Abschluss und von Gewinnmitnahmen nach der starken Performance der vergangenen Monaten die Rede. (awp/mc/upd/pg)