Genf – Der in Schwierigkeiten steckende Detailhändler Manor setzt zu einer Restrukturierung an: Mehrere Läden werden geschlossen. Dutzende Mitarbeiter und Kaderleute sind betroffen. Verstärkt werden soll demgegenüber das Online Geschäft.
Durch die unfreiwillige Schliessung des Flaggschiff-Warenhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse müssen in diesem Jahr beträchtliche finanzielle Einbussen kompensiert werden, wie Manor am Freitag in einem Communiqué schreibt. Die Einschnitte sollen helfen, die Profitabilität zu steigern.
Manor Bachenbülach schliesst Ende April
So werde das Warenhaus in Bachenbülach per Ende April 2020 geschlossen. Davon seien 27 Mitarbeitende betroffen. Man sei bemüht, innerhalb des Unternehmens oder auf dem regionalen Arbeitsmarkt eine Weiterbeschäftigung für die Betroffenen zu finden. Ein Sozialplan werde erarbeitet. Als Grund für die Schliessung gibt das Unternehmen an, dass zu wenige Kunden in das Geschäft im Industriegebiet von Bülach kämen.
Zudem sollen zwei der insgesamt 31 Supermärkte nicht weiterbetrieben werden. Betroffen sind Liestal und Delsberg. Hier werde eine Nachfolgelösung gesucht und man sei bereits in Gesprächen mit Mitbewerbern, hiess es. Die Supermärkten müssten eine gewisse kritische Grösse erreichen, damit sie ohne Abstriche die Qualitätsansprüche profitabel erfüllen könnten, schrieb Manor weiter.
Warenhäuser werden im Verbund geführt
Auch die Anpassung der Führungsstruktur kostet Stellen. Die Strategie, einzelne Warenhäuser in einem Verbund zusammenzuschliessen, werde nun flächendeckend umgesetzt. 60 Manor-Warenhäuser werden in 28 Verkaufseinheiten gebündelt. Diese Reorganisation betrifft ein Dutzend Warenhausdirektoren und rund 40 weitere Mitarbeitende, schrieb Manor.
Auf der anderen Seite will der Konzern das Onlinegeschäft stärken. Im Digital- und IT-Infrastruktur-Bereich sollen dieses Jahr mehr als 30 neue Stellen geschaffen werden. Der Online-Anteil soll in den kommenden fünf Jahren markant gesteigert werden.
Manor will das führende Warenhaus der Schweiz werden, das Online- und stationären Handel miteinander verbindet. «Digitalisierung bedeutet Chance und Herausforderung gleichermassen «, wird Konzernchef Jérôme Gilg in der Mitteilung zitiert. Um bei der Verlagerung vom stationären Geschäft ins Onlinegeschäft Schritt zu halten, müsse Manor die Transformation weiter vorantreiben und in die Digitalisierung investieren.
Strukturwandel in Detailhandel
Manor und anderen Detailhändlern macht bereits seit Jahren der Strukturwandel in der Branche zu schaffen. Der starke Wettbewerb durch neue Anbieter im Onlinehandel und durch den Einkaufstourismus führt zu sinkenden Umsätzen in den Läden. Die Manor-Mutter Maus Frères Holding hatte bereits im Sommer 2018 die Sportartikelkette Athleticum an die französische Decathlon verkauft.
Die Schliessung des Warenhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit der Vermieterin Swiss Life hat – wie bekannt – ebenfalls einen Arbeitsplatzabbau zur Folge. Hier sind 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Manor betroffen sowie 190 Angestellte eingemieteter Firmen.
Manor steht mit den Problemen nicht alleine da. Auch die Migros hat in einigen Bereichen zu kämpfen und sucht einen Käufer für ihre Warenhaus-Kette Globus. Bereits getrennt hat sich der «orange Riese» etwa von der Gries Deco Holding mit ihrer Marke Depot und von einem Teil seiner Interio-Läden. (awp/mc/pg)
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