Zürich – Das Maschinenbauunternehmen Klingelnberg strebt an die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange. Der Schleif- und Fräsmaschinenhersteller will in den kommenden Monaten, abhängig von den Marktbedingungen, den Börsengang wagen. Mit dem angestrebten Bruttoerlös von rund 20 Millionen Euro will das Unternehmen wachsen und Übernahmen tätigen. Die Familie Klingelnberg bleibt dabei im Unternehmen investiert.
Der Streubesitz nach dem Börsengang (IPO) soll rund 50 Prozent betragen, teilte das in Zürich-Oerlikon ansässige Unternehmen mit deutschen Wurzeln am Mittwoch mit. Die Familie will mit einem Anteil von rund 50 Prozent ein starker Ankeraktionär bleiben, wie Unternehmenschef und Inhaber Jan Klingelnberg am Mittwoch vor den Medien sagte. Das mit dem Börsengang (IPO) eingenommene Geld will das in Zürich-Oerlikon ansässige Unternehmen mit deutschen Wurzeln in die Nutzung von Wachstumschancen und Übernahmen stecken.
Auf Konsolidierung vorbereiten
Damit bereitet sich der Maschinenhersteller auf eine Konsolidierungswelle in der Branche vor: «In unserer Industrie werden sich in den kommenden Jahren einzigartige Gelegenheiten für Konsolidierung und Wachstum eröffnen», sagte Klingelnberg. Der geplante Börsengang werde es ermöglichen, das Unternehmen «auf die nächste Stufe zu heben».
Dabei sollen bei dem IPO sowohl bestehende Aktien der heutigen Alleineigentümerin, der Familie, ausgegeben werden, als auch neue Aktien. Zusätzlich gibt es eine Mehrzuteilungs-Option aus bestehenden Aktien in Höhe von zirka 10 Prozent des Basisangebots. Mit der Ausgabe der neuen Aktie will Klingelnberg brutto rund 20 Millionen Euro einnehmen.
Dieses Geld will Klingelnberg in die Nutzung von Wachstumschancen und Übernahmen stecken. Damit bereitet sich das Unternehmen auf eine Konsolidierungswelle in der Branche vor: «In unserer Industrie werden sich in den kommenden Jahren einzigartige Gelegenheiten für Konsolidierung und Wachstum eröffnen», lässt sich Unternehmenschef Jan Klingelnberg in der Mitteilung zitieren. Der geplante Börsengang werde es ermöglichen, das Unternehmen «auf die nächste Stufe zu heben».
Neue Märkte erschliessen
Übernahmen sind einer von vier Pfeilern, mit denen Klingelnberg seine Wachstumspläne angeht. Dazu will das Unternehmen seinen Marktanteil von zirka 30 Prozent bei den Stirnrädern ausweiten und den Markt ähnlich aufrollen wie bei den Kegelrädern. Dort ist Klingelnberg bereits heute mit rund 50 Prozent Marktanteil die Nummer eins. Zudem setzt das Unternehmen auf die Erschliessung neuer Endmärkte wie der Robotik. Und auch das Wartungsgeschäft, das bereits heute rund 23 Prozent zum Umsatz beiträgt, soll weiter ausgebaut werden. «Der Schlüssel zu unserer Marktstellung ist Forschung und Entwicklung», sagte Finanzchef Christoph Küster. Im Geschäftsjahr 2017/2018 steckte der Maschinenbauer 8,5 Prozent seines Nettoumsatzes in die Forschung, wo rund 220 Mitarbeitende seiner Mitarbeitenden tätig sind.
EBIT-Marge von rund 9 Prozent
Im per 31. März 2018 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr setzte Klingelnberg rund 257 Millionen Euro um, ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der um IPO-bezogene Kosten bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) belief sich auf rund 23 Millionen Euro. Das entspricht einer Marge von 8,9 Prozent.
Das Maschinenbauunternehmen zählt laut eigenen Angaben zu den führenden Unternehmen in der Verzahnungsindustrie. Klingelnberg entwickelt und produziert Maschinen für die Fertigung von Verzahnungen, Präzisionsmesszentren sowie Getriebekomponenten im Kundenauftrag. Dazu kommen Dienstleistungen rund um das Engineering, das Fertigungsverfahren und die Qualitätsprüfung von Zahnrädern.
Klingelnberg sei Weltmarktführer für die Kegelradbearbeitung sowie bei Messzentren und sei der zweitgrösste Anbieter von Maschinen für die Stirnradbearbeitung im Bereich Profilschleifen, heisst es in der Mitteilung.
Eingesetzt werden die Maschinen von Klingelnberg etwa in der Autoindustrie, der Nutzfahrzeugindustrie, der Schifffahrt, im Bergbau und im Energiebereich, in der Luftfahrt, der Robotik, der Landwirtschaft und der Industrieautomation. Diese Märkte würden in Zukunft deutlich wachsen, schreibt Klingelnberg. Unterstützt werde das Wachstum von langfristigen Trends wie Industrie 4.0, E-Mobilität, steigende Anforderungen an Getriebe und Oberflächen, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Automatisierung.
Die Innovationskraft sei mit mehr als 210 aktiven und weiteren 170 angemeldeten Patenten unter Beweis gestellt, heisst es weiter. Im Geschäftsjahr 2017/2018 steckte der Maschinenbauer 8,5 Prozent seines Nettoumsatzes in die Forschung. Rund 220 Mitarbeitende sind im Bereich Forschung und Entwicklung tätig.
Management bleibt an Bord
Klingelnberg fertigt an vier Standorten: In Zürich, im deutschen Hückeswagen und Ettlingen sowie in Györ in Ungarn. Dazu unterhält das Unternehmen ein weltweites Netz an Vertriebs- und Serviceniederlassungen. Für Klingelnberg arbeiten insgesamt rund 1’300 Personen. Nach dem geplanten Börsengang soll das bestehende Management-Team unter der Führung von Unternehmenschef Jan Klingelnberg weiterarbeiten.
Klingelnberg führt das Familienunternehmen in siebter Generation. Gegründet wurde das Unternehmen 1863 im deutschen Remscheid. In die Schweiz kam Klingelnberg durch den Industriekonzern Oerlikon: 1991 legte Klingelnberg sein Verzahnungsmaschinengeschäft mit demjenigen von Oerlikon in einem Joint Venture zusammen. Zwei Jahre später übernahm Klingelnberg das Gemeinschaftsunternehmen Oerlikon Geartec. Im selben Jahr verlegte das Unternehmen seinen Hauptsitz nach Zürich.
Klingelnberg ist bereits die sechste Firma, die seit Jahresanfang den Schritt aufs Schweizer Börsenparkett wagt. Bislang haben bereits Polyphor, Asmallworld, Medartis, Sensirion und Ceva Logistics ihr Börsendebüt hingelegt. (awp/mc/ps/cs)