Bern – Die Fachkräfteinitiative von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann zeigt offenbar Wirkung. Laut einem neuen Bericht wurde das in der Schweiz vorhandene Arbeitskraftpotenzial zwischen 2010 und 2016 besser ausgeschöpft. Das Resultat sind fast 120’000 zusätzliche Vollzeitstellen.
Die 2011 lancierte Fachkräfteinitiative (FKI) möchte mit einer Reihe von Massnahmen den Fachkräftemangel lindern und die Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften reduzieren. In diesem Rahmen leisten Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Formen Beiträge zur Linderung des Fachkräftemangels.
Die Wirkung dieser Massnahmen lasse sich zwar nicht direkt quantifizieren, heisst es in einem Monitoring-Bericht zur Initiative, der am Mittwoch vom Bundesrat gutgeheissen wurde. Auf volkswirtschaftlicher Ebene lasse sich jedoch eine stärkere Ausschöpfung inländischer Arbeitskräfte feststellen.
Frauen stocken Pensen auf
Zwischen 2010 und 2016 kamen demnach in der ganzen Schweiz rund 322’700 Vollzeitstellen für Personen ab 25 Jahren neu dazu. Davon seien 118’600 auf eine höhere Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung zurückzuführen, heisst es im Bericht. Der übrige Anstieg des Arbeitskräfteangebots sei auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen.
Die Autoren stellen weiter fest, dass insbesondere die Erwerbsbeteiligung von Frauen (25-bis 54-jährig) zugenommen hat. Diese sei um 81’900 Vollzeitstellen gewachsen, was teilweise auch auf eine Erhöhung des durchschnittlichen Arbeitspensums zurückzuführen sei.
Gleichzeitig ging im selben Zeitraum die Erwerbsbeteiligung der Männer aus derselben Altersgruppe um 4600 Vollzeitstellen leicht zurück. Die Autoren begründen dies mit einer leicht stärkeren Verbreitung von Teilzeitarbeit.
Dafür stieg zwischen 2010 und 2016 die Arbeitsmarktbeteiligung der älteren Arbeitnehmenden (55 Jahre und älter) um rund 41’300 Vollzeitstellen an. Drei Viertel davon seien auf die erhöhte Partizipation von Frauen zurückzuführen, heisst es im Bericht.
Stellenmeldepflicht wirkt ergänzend
Die Massnahmen, an denen fünf Departemente beteiligt seien, würden mithelfen, das inländische Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen, halten die Autoren fest. Sie gehen davon aus, dass sich die vom Parlament beschlossene Stellenmeldepflicht bei der Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials ergänzend auswirken wird.
Die Fachkräfteinitiative setzt zur besseren Ausschöpfung beim Potenzial der erwerbstätigen und -fähigen Personen an. Im Fokus stehen Berufsfelder mit starken Anzeichen von Fachkräftemangel.
Demgegenüber setzt die Stellenmeldepflicht, die als Umsetzung der Zuwanderungsinitiative ins Leben gerufen wurde, zur besseren Ausschöpfung bei den Potenzialen der Stellensuchenden an, die bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet sind.
Fachkräfte bleiben knapp
Aufgrund des voranschreitenden demografischen Wandels, der Zuwanderungspolitik und der Digitalisierung würden Fachkräfte aber weiterhin knapp bleiben, schreibt das Wirtschaftsdepartements (WBF) in einer Medienmitteilung. Über das weitere Vorgehen werde der Bundesrat zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. (awp/mc/pg)