MCH Group: CEO René Kamm tritt zurück
Basel – Nach dem Verlust von Swatch als Aussteller bei der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld kommt es bei der Messebetreiberin MCH Group zum Chefwechsel: CEO René Kamm tritt zurück.
Mit dem Rücktritt von René Kamm will die MCH Group der anspruchsvollen Situation des Unternehmens gerecht werden, wie Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer am Freitag vor den Medien sagte. Vom Chefwechsel erhoffe sich der Verwaltungsrat neue Impulse.
Bis die Nachfolge Kamms geregelt ist, wird Vischer die operative Führung des Unternehmens übernehmen. Kamm werde eine geordnete Übergabe sicherstellen und der MCH Group in den nächsten Monaten bei Bedarf beratend zur Verfügung stehen. Laut Vischer hat MCH einen internationalen Headhunter mit der Suche nach Kandidaten beauftragt. «Ich hoffe, sehr bald jemanden zu finden – in den nächsten zwei bis drei Monaten.»
Seit 15 Jahren als CEO tätig
René Kamm hatte seine Karriere als Messeleiter der Baselworld begonnen. Insgesamt arbeitete er fast 20 Jahre bei der Messe Basel, Messe Schweiz und der MCH Group, seit 2003 war er als CEO tätig.
«Fundamentale Transformationsphase»
Er habe gespürt, dass der Verwaltungsrat «nicht mehr so zufrieden» sei mit der Leistung des Unternehmens, sagte René Kamm. «Gemeinsam und einvernehmlich» mit dem Verwaltungsrat sei er daher zur Überzeugung gelangt, dass der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze gekommen sei.
Die MCH Group befindet sich gemäss Kamm in einer «fundamentalen Transformationsphase». Das Messegeschäft in der traditionellen Form sei immer weniger gefragt. Die Unternehmen hätten zunehmend das Geld reduziert, das in das Messegeschäft investiert werde.
Die Bedürfnisse der Unternehmen haben sich gemäss Vischer in den vergangenen drei Jahren «blitzartig» geändert. Strategisch hat die MCH Group gemäss Kamm Antworten auf diese Entwicklung – sie müsse jedoch operativ besser werden.
Dabei wird gemäss den Verantwortlichen ein ausgeglicheneres Leistungsportfolio angestrebt. Dieses soll das Unternehmen «weniger anfällig» machen. Die Messegruppe muss sich laut Vischer «stabilisieren»; die Ertragskraft müsse gesteigert werden. Neue Akquisitionen könnten in dieser Phase nicht getätigt werden.
Rückzug von Swatch
Nachdem die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld schon dieses Jahr den Rückzug der Hälfte ihrer Aussteller verdauen musste, sorgte der grösste Aussteller Swatch am Wochenende für einen Knall. Swatch-Chef Nick Hayek hatte in der «NZZ am Sonntag» verkündet, dass die Gruppe der Messe den Rücken kehren werde. Gemäss einem Swatch-Sprecher war die Kündigung am Montag zuvor abgeschickt worden.
Hayek sparte nicht mit Kritik. Die MCH-Gruppe habe die Aussteller bei der Erarbeitung des neuen Konzepts zu wenig einbezogen. Der MCH fehle der Mut für tiefgreifende Veränderungen. Swatch war mit fast allen seiner 18 Marken und einem Messebudget von über 50 Millionen Franken der bisher grösste Aussteller an der Baselworld.
Vischer und Kamm wiesen die Kritik Hayeks am Freitag zurück, wonach die Aussteller vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Es habe in den verschiedenen Comités der Baselworld mehrere Gespräche gegeben. Die Vorschläge Hayeks seien zudem in das neue Konzept eingeflossen. Vischer zeigte sich zuversichtlich, dass die anderen grossen Uhrenmarken auch für die Ausgabe 2019 an Bord bleiben.
Die einzelnen Aussteller der Messe hätten ausserdem verschiedene Bedürfnisse, sagte Kamm weiter. Diese reichten vom Wunsch einer reinen Händlermesse bis zu einer Eventplattform.
Auswirkungen auf Ergebnis
Auch wenn durch die Absage der Swatch-Gruppe die Durchführung der Baselworld nicht grundsätzlich in Frage gestellt werde, habe der Rückzug dieses wichtigen Ausstellers Fragen nach den Konsequenzen für die Ergebnisentwicklung der Gruppe ausgelöst, hiess es weiter. Die Absage werde Auswirkungen auf das Ergebnis 2019 haben, die zurzeit noch nicht konkret abschätzbar seien.
Auch eine weitere Wertberichtigung auf die Messehallen in Basel könnte notwendig werden. Dies hängt gemäss den Verantwortlichen indes davon ab, wie viele Aussteller künftig zur Baselworld kommen und welche Fläche bespielt werde.
Schon 2017 hatte der Bedeutungsverlust des wichtigen MCH-Standbeins Baselworld die Messebetreiberin das erste Mal in ihrer Geschichte in die roten Zahlen gedrückt. Infolge der Schrumpfkur bei Baselworld musste die MCH Group über 100 Millionen Franken auf ihrem Messegebäude abschreiben.
Aktie legt deutlich zu
An der Börse setzten die MCH-Aktien am Freitag nach der Bekanntgabe von Kamms Abgang und der Medienkonferenz zu einer Kurserholung an. Sie legten bis Börsenschluss um 5,7 Prozent zu. In den Vortagen hatten Anleger die Papiere reihenweise verkauft. Alleine am Montag stürzten sie um 11,3 Prozent ab. Auf Wochensicht liegt die Aktie rund 15 Prozent im Minus. (awp/mc/pg)