Basel – Die Messebetreiberin MCH Group befindet sich im Umbruch. Alte Messeformate werden gestrichen, neue sind geplant. Zudem wird gespart. Gleichwohl zeichnen sich für das laufende Jahr tiefrote Zahlen ab.
Das Jahr 2018 wird für MCH noch schlimmer als erwartet. Neu wird ein negatives Ergebnis vor Sondermassnahmen von mindestens 14 Millionen Franken erwartet, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Bisher war man von einem Minus im einstelligen Millionenbereich ausgegangen.
Unter dem Strich dürfte somit ein Verlust von rund 170 Millionen Franken anfallen, wie Sprecher Christian Jecker gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte. Zuvor war ein Fehlbetrag in «bis zu dreistelliger Millionenhöhe» in Aussicht gestellt worden.
Messen liefen schlecht
Die Rückgänge bei den Publikumsmessen Züspa und Comptoir Suisse sowie der nochmals unter den Erwartungen liegende Abschluss der Grand Basel hätten zu schlechteren Ergebnisbeiträgen geführt als im September bei der Publikation der Halbjahreszahlen erwartet, hiess es zur Begründung.
Im Rahmen des eingeleiteten Restrukturierungs- und Transformationsprozesses rechnet die MCH Group im Geschäftsjahr 2018 ausserdem neu mit Rückstellungen von 30 bis 40 Millionen Franken.
Wertberichtigung auf Messehallen
Wie bereits Anfangs September angekündigt, muss die Messebetreiberin zudem weitere Sonderabschreibungen für die Wertberichtigung der Messehallen in Basel in dreistelliger Millionenhöhe vornehmen.
Hintergrund war die Absage des grössten Ausstellers Swatch für die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld 2019. Neben Swatch hatten etwa auch Raymond Weil oder Corum ihren Rückzug von der Baselworld angekündigt. Bereits die diesjährige Ausgabe der Uhren- und Schmuckmesse hatte eine Halbierung der Ausstellerzahl auf rund 650 gesehen. Durch diesen Bedeutungsverlust hatte MCH schon 2017 über 100 Millionen Franken auf die Messegebäude abschreiben müssen.
Messen gestrichen
Die Transformation des Unternehmens führt auch zu Streichungen im Messekalender. Interimschef Hans-Kristian Hoejsgaard, der nach dem Rücktritt von René Kamm im August das Steuer übernommen hatte, nahm eine grundlegende Strategieüberprüfung vor. Im November wurde dann das Aus für die Konsumgütermessen Comptoir Suisse in Lausanne und Züspa in Zürich bekanntgegeben. Bereits im Mai hatte MCH das Ende der Mustermesse Basel nach der Ausgabe im Februar 2019 angekündigt.
Auch die Anfang September erstmals durchgeführte Show für Oldtimer- und Sammler-Automobile «Grand Basel» wird nun nicht wiederholt. «Wegen des hohen Defizits wird sie nicht neu aufgelegt», sagte der Unternehmenssprecher. «Die Einnahmen haben nicht den Erwartungen entsprochen, und die Kosten waren aufgrund der Anlaufkosten deutlich höher als erwartet», sagte Jecker. «Wir haben erheblich Geld verloren.» Die Veranstaltung verbuchte fast 12’000 Besucher. Auch die geplante Show der «Grand Basel» im Februar in Miami wurde abgesagt.
Event statt Konsum
Die Messebetreiberin will sich nun mit neuen Konzepten besser aufstellen. Man arbeite an neuen innovativen Formaten, die etwa ab 2020 an die Stelle der Züspa oder der Comptoir Suisse treten könnten. Dabei soll ein physisches Erlebnis mit digitalen Angeboten verbunden werden, wie das Unternehmen im November mitteilte, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen.
Die Veränderungen betreffen aber nicht nur die Veranstaltungen selbst. Auch durch die Veränderung der Organisation und der Strukturen sollen Kosten eingespart werden. Dazu zählen etwa die Zusammenlegung von gruppenweiten Diensten wie der Buchhaltung und des Marketing. Zudem sollen die erst vor wenigen Jahren erworbenen Beteiligungen an der Art Düsseldorf und der India Art Fair verkauft werden. Auch auf die Zusammenarbeit mit der Art SG in Singapur wird verzichtet.
An der Börse kommt der nun erwarteten grössere Verlust nicht gut an und die MCH-Aktien verloren am Montag in einem klar positivem Gesamtmarkt 2,8 Prozent auf 25,50 Franken. Seit Jahresbeginn haben die Titel damit rund 64 Prozent an Wert eingebüsst. (awp/mc/ps)