Basel – Dieses Jahr wird die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld deutlich kleiner ausfallen als bisher. Die Halbierung der Ausstellerzahl hat auch Auswirkungen auf die Bilanz der Messebetreiberin MCH Group: Sie muss den Wert der Messegebäude in Basel deutlich nach unten korrigieren und schreibt 2017 einen hohen Verlust.
Die Wertberichtigung der Gebäude beläuft sich auf 102,3 Mio CHF, wie die MCH Group am Freitag bekannt gab. Der Abschreiber sowie Sonderrückstellungen im Zusammenhang mit der Reorganisation des Schweizer Messegeschäft zieht denn auch das Ergebnis 2017 tief ins Minus. Die MCH Gruppe rechnet mit einem Konzernverlust von voraussichtlich 110 Mio CHF. Es ist das erste Mal in der Unternehmensgeschichte der einstigen Messe Schweiz respektive Schweizer Mustermesse AG, dass ein Fehlbetrag resultiert.
Die roten Zahlen kommen überraschend: Noch Anfang Februar verwies CEO René Kamm in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» auf die im September gemachte Guidance. Damals sprach die MCH Group zwar davon, dass sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr mindestens halbieren würde, nicht aber von roten Zahlen. 2016 hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von rund 34 Mio CHF erwirtschaftet.
Selbst unter Ausklammerung der nun getätigten Sonderabschreiber uns -rückstellungen von total 120,0 Mio CHF beträgt der Gewinn gemäss der am Freitag veröffentlichten provisorischen Rechnung nur 10 Mio CHF. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) kommt mit 16,1 Mio CHF ebenfalls deutlich unter dem Wert des Vorjahres zu liegen (41,6 Mio CHF). Beim Umsatz weist die MCH Group aufgrund der Akquisition des amerikanischen Live-Marketing-Unternehmens MC2 ein Plus von 12% auf 493,3 Mio CHF aus.
Strukturwandel setzt Baselworld zu
Hintergrund des Abschreibers ist der Strukturwandel in der Messebranche. Die prestigereiche Baselworld verliert derzeit aufgrund der Konzentration in der Uhren- und Schmuckbranche sowie dem stark wachsenden Onlinehandel an Bedeutung. Alleine im letzten Jahr musste die MCH Group bei ihrer grössten Messe einen Rückgang um 200 Aussteller und 7000 Quadratmeter Ausstellungsfläche hinnehmen. Für 2018 ist nun eine deutliche Redimensionierung der Messe projektiert. So wird sich die Zahl der Aussteller im Vergleich zu 2016 halbieren. Zumindest gemessen an Quadratmetern Messefläche wird daher die Baumesse Swissbau erstmals grösser ausfallen als die Baselworld, wie CEO René Kamm am Freitag vor den Medien ausführte.
«Der Rückgang des Messegeschäfts in Basel – namentlich jener der Baselworld – machen rechnungslegungstechnisch eine Abschreibung notwendig», sagte Kamm. Die Abschreibung erfolgt dabei nicht bloss auf den Wert der 2013 eröffneten neuen Messehalle, sondern auf den Wert des gesamten Immobilienportfolios in Basel. Insgesamt wird dessen Wert um rund 25% berichtigt.
Neuausrichtung des Geschäfts mit Expo Beaulieu in Lausanne
Herausgefordert ist die MCH Group aber nicht nur mit der Baselworld. Auch das Geschäft mit lokalen Publikumsmessen wie der Muba, der Züspa oder der Comptoir Suisse leidet. So hat das Unternehmen unlängst die Einstellung der Herbstwarenmesse in Basel bekannt gegeben. Und in Lausanne, wo 2021 die Miet- und Vermarktungsverträge für das Messegelände Expo Beaulieu auslaufen, strebt die MCH Group ebenfalls eine Neuausrichtung des Geschäfts an. Namentlich will der Konzern inskünftig in Lausanne nur noch einzelne Messen durchführen und nicht mehr das Messegelände an Dritte vermarkten, wie CEO René Kamm ausführte. Für diese und andere Restrukturierungen im nationalen Geschäft sind 2017 Sonderrückstellungen in Höhe von 17,7 Mio CHF gebildet worden.
Als strategische Antwort auf die Veränderungen im nationalen Messegeschäft setzt die MCH Group bereits seit einigen Jahren auf eine Diversifizierung und Internationalisierung. Während bei den Marken Art Basel, Grand Basel und Masterpiece auf organisches Wachstum gesetzt werde, strebe man bei regionalen Kunstmessen ein Wachstums mittels Beteiligungen an, führte Kamm aus. Daneben hat auch der Geschäftsbereich in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen.
Noch kein Entscheid zur Dividende
Ob trotz der tiefroten Zahlen 2017 im laufenden Jahr eine Dividende ausgeschüttet wird, ist noch nicht klar. Wie Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer am Freitag vor den Medien ausführte, hat der Verwaltungsrat noch nicht über den Dividendenantrag befunden. Dieser werde erst an der nächsten Sitzung diskutiert und zusammen mit den definitiven Geschäftszahlen am 20. März publiziert, so Vischer.
2018 erwartet die MCH Group nochmals als eher schwierig, obwohl vom Messezyklus her mit der Swissbau ein eher ertragreiches Jahr ansteht. Schwarze Zahlen sollten aber erreicht werden. Ab 2019 sollen die Effekte der Strategieumsetzung dann aber wieder zu einer positiven Ergebnisentwicklung und, wie es Vischer ausdrückte, mit den Jahren wieder an die guten Ergebnisse der Vergangenheit angeknüpft werden. (awp/mc/upd/pg)