Bern – Medikamente sind in der Schweiz weiterhin teurer als in den Nachbarländern. Generika kosten zum Teil fast doppelt so viel wie im europäischen Ausland. Der Preisunterschied ist jedoch gesunken.
Der Preisunterschied gegenüber dem europäischen Ausland liegt dieses Jahr bei 11 Prozent. Das entspricht einer Abnahme um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, wie der Krankenkassenverband Santésuisse und der Interessenverband der forschenden Pharmaunternehmen Interpharma am Mittwoch mitteilten.
Gründe dafür seien die kontinuierlichen Preissenkungen des Bundesamt für Gesundheit sowie tiefere Schweizer Preise bei sogenannten Biologika-Originalprodukten. Das sind Medikamente, die biotechnologisch oder mithilfe von gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden.
Die Preise der patentgeschützten Medikamente im Ausland sind im Durchschnitt immer noch 5,4 Prozent tiefer als in der Schweiz. Vergangenes Jahr war der Unterschied mit 8,8 Prozent aber grösser. Originalpräparate mit abgelaufenem Patent kosten im Ausland 10,8 Prozent weniger als in der Schweiz, womit die Preisdifferenz im Vergleich zu 2022 um 3,6 Prozentpunkte gesunken ist.
Generika und Biosimilars bedeutend teurer
Weiterhin fast doppelt so teuer wie im Ausland sind in der Schweiz Generika. Der Preisabstand betrug dieses Jahr 46 Prozent, was einer leichten Abnahme um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch sogenannte Biosimilars, Generika von biologisch hergestellten Arzneimitteln, kosten im Ausland 27,5 Prozent weniger. Vergangenes Jahr war der Unterschied mit 34 Prozent jedoch grösser.
Santésuisse sieht vor allem bei diesen Nachahmerprodukten ein grosses Einsparungspotenzial. Die Preise von Generika und Biosimilars sollten laufend überprüft und gesenkt werden, um sie dem europäischen Niveau anzupassen, forderte der Verband. Dadurch könne rund eine Milliarde Franken gespart werden.
Konsumentenschutz: Dringend nötige Entlastung
Für den Konsumentenschutz wäre diese Entlastung für Konsumentinnen und Konsumenten «angesichts der aktuellen Preisexplosion» und der steigenden Prämien dringend nötig. Solche Preisunterschiede seien «nicht mal annähernd gerechtfertigt», teilte die Stiftung mit.
Es sei unverständlich, dass die bürgerliche Mehrheit im Parlament die Profite der internationalen Pharmaunternehmen höher gewichtet als die Kaufkraft der Schweizer Konsumentinnen. Das Sparpotenzial bei Generika solle nun endlich ausgeschöpft werden, so der Konsumentenschutz.
Der Preisvergleich wurde zum vierzehnten Mal durchgeführt. Dabei wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und Medikamente mit abgelaufendem Patent sowie für Generika und Biosimilars im Zeitraum Januar bis April 2023 verglichen. (awp/mc/pg)