Der Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche der Schweiz ist in 24 Jahren von 6 auf 7,5% gestiegen.
Neuchâtel – Während 24 Jahren hat die Siedlungsfläche der Schweiz um 584 km2 zugenommen. Dies entspricht der Grösse des ganzen Genfersees. Der Zuwachs geht vorwiegend auf Kosten von Landwirtschaftsflächen. In den höheren Lagen breitete sich der Wald aus und gleichzeitig verschwand ein Viertel der Gletscher. Dies sind aktuelle Ergebnisse der Arealstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS), die erstmals für zwei Perioden von zwölf Jahren Dauer gesamtschweizerisch vorliegen.
Der Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche der Schweiz stieg innert 24 Jahren von 6,0 Prozent auf 7,5 Prozent. Die neuen Siedlungsflächen waren früher zu 32 Prozent Ackerland, 33 Prozent Naturwiesen, 13 Prozent Obstbau, Rebbau, Gartenbau und 8,7 Prozent Weiden. 52 Prozent der neuen Siedlungsflächen werden als Gebäudeareal (Gebäude und Umschwung), 17 Prozent als Verkehrsflächen und 14 Prozent als besondere Siedlungsflächen (Baustellen, Abbau, Deponie sowie Ver- und Entsorgungsanlagen) genutzt. Die restlichen 17 Prozent werden zu gleichen Teilen als Industrieareal oder als Erholungs- und Grünanlagen genutzt. Die stärksten Zunahmen der Siedlungsflächen erfolgten in den Agglomerationsgürteln sowie in den städteübergreifenden Metropolitanräumen, wie zwischen Genf und Lausanne oder zwischen Olten und Zürich. Auch der ländliche Raum des Mittellandes, die Talebenen im Alpenraum sowie Teile des Juras waren vom Siedlungswachstum besonders betroffen.
Langsameres Siedlungswachstum
Zwischen den Beobachtungsperiode 1985-1997 und 1997-2009 lässt sich gesamtschweizerisch eine Abschwächung des Siedlungswachstums beobachten. Deutlich abgeschwächt hat sich das Wachstum des Industrie- und Gewerbeareals (von 22% auf 8,7%), etwas weniger beim Gebäudeareal (von 18% auf 12%) und bei den Verkehrsflächen (von 9,5% auf 5,5%). Ungebremst hoch blieb die flächenmässige Zunahme bei den Erholungs- und Grünanlagen mit gut 17 Prozent in beiden Perioden. Zum Wachstum der Erholungsanlagen haben insbesondere auch die Golfplätze beigetragen, deren Fläche sich im zweiten Zeitintervall fast verdreifacht hat. Damit übersteigt das Areal der Golfplätze erstmals jenes der Schrebergärten.
Kulturlandverlust in Berg und Tal
Zwischen 1985 und 2009 gingen in der Schweiz pro Sekunde 1,1 m2 Kulturland verloren. Die landwirtschaftliche Gesamtfläche verkleinerte sich dadurch um 5,4 Prozent. Dies entspricht einer Fläche von 850 km2, vergleichbar mit der zehnfachen Grösse des Zürichsees. Der Verlust war im Zeitraum 1985-1997 mit 3,3 Prozent etwas stärker ausgeprägt als 1997-2009 mit noch 2,2 Prozent. Die verschwundenen Landwirtschaftsflächen wurden mehrheitlich in Siedlungsflächen und zu einem kleineren Teil in Wald, Gehölze und unproduktiven Flächen verwandelt, wobei die Veränderungsprozesse je nach Höhenlage in unterschiedliche Richtungen zeigten. Während im tief gelegenen Dauersiedlungsgebiet aus 80 Prozent der ehemaligen Landwirtschaftsflächen Siedlungsflächen entstanden, dominierte im Berggebiet die Einwaldung von Alpwirtschaftsflächen.
In Höhenlagen mehr Wald und weniger Eis
Wald und Gehölze haben in 24 Jahren um 3,1 Prozent zugenommen. Wie bei den Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen war die Veränderung 1985-1997 mit 2,2 Prozent stärker als in der darauffolgenden Periode 1997-2009 mit noch 0,9 Prozent. Der Zuwachs des Waldes beschränkte sich hauptsächlich auf den Alpenraum, während im Mittelland und Jura in der zweiten Periode sogar eine leichte Abnahme der Waldfläche zu beobachten war. Im Hochgebirge fällt vor allem der Rückgang der Gletscher auf. In 24 Jahren haben sie einen Viertel ihrer Fläche verloren. Der Gletscherschwund im Ausmass von 390 km2 entspricht der zehnfachen Grösse des Bielersees.
Ein Siebtel der Schweiz umgestaltet – mit grossen regionalen Unterschieden
Innert 24 Jahren hat sich auf 15 Prozent der Landesfläche die Bodennutzung verändert. Besonders stark waren die Veränderungen im südlichen Alpenraum (Tessin und Wallis) sowie in den Metropolitanräumen Genf-Lausanne und Zürich. Nur in den hochalpinen Lagen sind grössere zusammenhängende Flächen ohne Veränderungen zu finden. (BFS/mc/ps)