MEM-Branche: 95 % der Unternehmen zu Massnahmen gezwungen
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Zürich – Katerstimmung nach dem Franken-Schock bei den KMU in der MEM-Branche. Gemäss einer repräsentativen Umfrage von Swissmechanic müssen über 95% der rund 1‘400 Mitgliedsunternehmen Massnahmen ergreifen, um die erlittenen Verluste zu kompensieren. In Form von Prozessoptimierungen, Anpassungen der Arbeitszeiten oder Stellenabbau. Sie sind gezwungen Massnahmen einzuleiten, weil sie ausschliesslich vom Werkplatz Schweiz aus operieren. Produktionsverlagerungen oder Kompensationen über ausländische Standorte sind kaum möglich.
Für die KMU in der MEM-Branche (Maschinen-, Elektro- und Metall-Branche) ist und bleibt die Situation drei Wochen nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses kritisch. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von Swissmechanic, dem führenden Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche. Die rund 1‘400 Mitgliedsunternehmen mussten innert weniger Tage Verluste von bis zu 20 Prozent in Kauf nehmen. Die zwischenzeitliche Erholung des Eurokurses auf 1,06 Franken bringe keine Entspannung, schreibt Swissmechanic in einer Mitteilung. Für 70 Prozent der befragten Unternehmen sei ein Eurokurs von 1,10 Franken die unterste Schmerzgrenze, um wettbewerbsfähig zu bleiben und für 20 Prozent bräuchte es eine Rückkehr zu 1,20 Franken für eine Normalisierung.
In der Folge geben rund 95 Prozent der befragten Unternehmen an, Massnahmen ergreifen zu müssen. Diese reichen von Prozessoptimierungen, Preisverhandlungen mit Kunden und Lieferanten, Anpassungen von Arbeitszeiten oder Löhnen bis hin zum Stellenabbau. Derzeit laufen bei den betroffenen Unternehmen die Vorbereitungen für kurzfristige Massnahmen auf Hochtouren.
Kosten reduzieren
Die rasche Verteuerung der Preise gegenüber der europäischen Konkurrenz liesse vielen keine andere Wahl, sagt Verbandsdirektor Oliver Müller. „Die Zitrone war schon mit einem Eurokurs von 1,20 Franken ausgepresst. Die KMU sind deshalb gezwungen, die Kosten zu reduzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Teilweise mussten schon vor der Euro-Krise Reserven angezapft und geplante Investitionen reduziert oder verschoben werden.“ Der Lohnkostenanteil gemessen an den Gesamtkosten liegt bei den KMU in der MEM-Branche zwischen 50 bis 70 Prozent, deshalb müssen vielerorts in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden Massnahmen ergriffen werden.
Stellenabbau als letztes Mittel
Dies ist jedoch heikel, da die meisten Stellen durch Fachkräfte besetzt sind, welche für die KMU in der MEM-Branche die wichtigste Ressource darstellen. Gemäss der aktuellen Umfrage wird deshalb vorerst mit Anpassungen der Löhne oder einer Verlängerung der Arbeitszeiten versucht, die Kosten in den Griff zu bekommen. In Einzelfällen mussten dennoch Stellen abgebaut werden. Wie viele Stellen betroffen sind, lässt sich nicht beziffern.
„Die Unternehmen versuchen alles, um einen Abbau zu verhindern. Hält der Preisdruck länger an, dann wird die Zahl jedoch steigen und wir müssen auch mit Geschäftsaufgaben rechnen“, prognostiziert Müller. Er bringt die Gefühlslage der Branche auf den Punkt: „Unsere Unternehmen leisten hervorragende Arbeit, unsere Produkte sind weltweit geschätzt. Wir stecken nicht in der Krise, weil wir schlechte Arbeit abliefern oder geschlafen haben. Unsere Preise sind aufgrund der externen Einflüsse schlicht zu hoch.“ (Swissmechanic/mc/pg)