(Foto: Swissmem)
Zürich – Die Auftragseingänge in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) sanken im dritten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode erneut um 12,8 Prozent. Rückläufig sind auch die Umsätze. Sie reduzierten sich im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr im um 6,7 Prozent. Der Abwärtstrend in der MEM-Branche setzt sich damit ein weiteres Quartal fort. Es gibt derzeit kaum Hinweise, dass die Talsohle bereits erreicht ist. Swissmem geht davon aus, dass sich der durch die massive Überbewertung des Schweizer Frankens ausgelöste, beschleunigte Strukturwandel fortsetzen wird. In den kommenden Monaten dürfte es deshalb zu einem weiteren Stellenabbau in der MEM-Industrie kommen.
In den ersten drei Quartalen 2015 sanken die Auftragseingänge in der MEM-Industrie im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt um 14,1 Prozent. Mit dem Minus von 12,8 Prozent im dritten Quartal 2015 durchlebte die MEM-Branche bereits das vierte Quartal in Folge mit rückläufigen Bestellungseingängen (Q4 2014: -1,8% / Q1 2015: -17,1% / Q2 2015: -12,3%). Der Index der Auftragseingänge in der MEM-Industrie sank damit auf den zweittiefsten Stand seit 2005. Auch die Umsätze reduzierten sich deutlich. In den ersten drei Quartalen 2015 lagen sie um insgesamt 7,0 Prozent (Q1: -8,1% / Q2: -6,2% / Q3: -6,7%) unter dem Vorjahresniveau. Von den Umsatzeinbussen sind KMU generell stärker betroffen als Grossunternehmen. Die Kapazitätsauslastung in der MEM-Branche blieb weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt von 86.3 Prozent. Im dritten Quartal 2015 lag sie bei 88,1 Prozent. Bei der letzten Erhebung durch das KOF im Oktober 2015 reduzierte sie sich leicht auf 87,5 Prozent.
Unterschiedliche Entwicklung der Exportmärkte
Die Güterausfuhren der MEM-Industrie reduzierten sich gemäss den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung in den ersten neun Monaten 2015 um 3,9 Prozent und erreichten einen Warenwert von 46,8 Milliarden Franken. Die Exportrückgänge haben sich im Verlaufe des Jahres deutlich beschleunigt. Im ersten (-1,4%) und zweiten (-2,9%) Quartal fielen die Einbussen noch moderat aus. Im dritten Quartal 2015 brachen die Exporte um hohe 7,3 Prozent ein. Betrachtet man die einzelnen Produktbereiche, so sanken die Ausfuhren des Maschinenbaus (-6,7%), der Metalle (-4,9%) und des Bereiches Elektrotechnik/Elektronik (-6,3%) substanziell. Nur die Präzisionsinstrumente konnten das Exportniveau knapp halten (-0,7%). Die Exportzahlen für den Monat Oktober, die gestern veröffentlich wurden, weisen ebenfalls einen deutlichen Rückgang der Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresmonat aus. Die globalen Märkte entwickelten sich dabei sehr unterschiedlich. Die Ausfuhren in die EU, dem mit Ab-stand wichtigsten Absatzmarkt der MEM-Branche, reduzierten sich in den ersten drei Quartalen 2015 um 5,7 Prozent. Die Güterexporte nach Asien zogen dagegen moderat (+1,6%) und jene in die USA kräftig (+7,0%) an. Der US-Markt bietet auch den einzigen Lichtblick in der zurzeit schwierigen Situation. Zum einen hat sich der Franken gegenüber dem US-Dollar spürbar abgeschwächt, was die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporteure stärkt. Zum anderen ist der US-Markt seit einiger Zeit der dynamischste Wachstumsmarkt für die Schweizer MEM-Industrie. Mittlerweile gehen fast ein Achtel (12,3%) aller Exporte der MEM-Branche in die USA.
Noch keine Entspannung in Sicht
Die Geschäftszahlen der MEM-Industrie zeigen die einschneidenden Folgen der massiven Überbewertung des Schweizer Frankens. Neben den Einbrüchen beim Auftragseingang und dem Umsatz wirken sich insbesondere die hohen Margenverluste aus. Über ein Drittel der Unternehmen rechnet deswegen für 2015 mit einem operativen Verlust. Die Unternehmerinnen und Unternehmer schätzen auch die künftige Geschäftsentwicklung nicht besonders optimistisch ein. Nur gerade 30 Prozent der Firmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit höheren Bestellungseingängen aus dem Ausland. Von einer sich weiter verschlechternden Auftragslage gehen 26 Prozent der Unternehmen aus.
Die erneute, massive Überbewertung des Schweizer Frankens löste in diesem Jahr einen beschleunigten Strukturwandel in der Industrie aus. Viele Betriebe der MEM-Branche stehen vor der Frage, welche industriellen Tätigkeiten in der Schweiz noch wirtschaftlich betrieben werden können. Arbeiten mit geringer Wertschöpfung haben einen zunehmend schweren Stand. Entsprechend kam es im Verlauf des Jahres immer wieder zu Meldungen über Produktionsverlagerungen und Stellenabbau. Zwischen Januar und Juli 2015 gingen in der MEM-Industrie gemäss offiziellen Statistiken des Bundes rund 4’500 Stellen verloren. Aufgrund des rückläufigen Bestellungseinganges und der nach wie vor bestehenden Frankenstärke rechnet Swissmem damit, dass sich dieser Trend vorerst fortsetzen wird. (Swissmem/mc/ps)