Zürich – Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM) hat wegen der Coronakrise einen Einbruch erlitten. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im zweiten Quartal sind die Umsätze und Auftragseingänge um rund ein Fünftel abgestürzt.
Die Exporte fielen gegenüber dem Vorjahresquartal gar um knapp ein Viertel in den Keller, wie der Branchenverband Swissmem am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Dabei hatte die MEM-Industrie bereits im vergangenen Jahr erheblich Federn lassen müssen.
Konkret sanken die Auftragseingänge im zweiten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode um 19,5 Prozent. Die fast weltweiten Corona-Eindämmungsmassnahmen hätten die MEM-Industrie massiv getroffen, schrieb Swissmem. Über das gesamte erste Halbjahr 2020 gesehen nahmen die Bestellungseingänge um 10,2 Prozent ab.
Ähnlich sieht es bei den Umsätzen aus: Diese sackten im zweiten Quartal um 19,7 Prozent ab. Im gesamten ersten Halbjahr tauchten sie um 12,9 Prozent. KMU und Grossunternehmen hätten im Durchschnitt denselben Einbruch erlitten, schrieb Swissmem.
Exporte leiden massiv
Die Exporte schmolzen zwischen April und Juni um 24,6 Prozent. Damit wurden im gesamten ersten Halbjahr noch MEM-Güter von 28,9 Milliarden Franken ausgeführt. Das sind 16,4 Prozent weniger als im Vorjahressemester.
Von den grossen Wirtschaftsräumen knickten die Ausfuhren in die EU von Januar bis Juni um 18,5 Prozent ein. Die grössten Rückschlage gab es bei den Exporten nach Frankreich, Italien und Spanien, die in Europa am heftigsten unter der Pandemie litten.
Die Exporte in die USA sanken um 15,4 Prozent, während jene nach Asien um 10,6 Prozent fielen. Die Ausfuhren nach China, wo die Seuche ihren Ursprung hatte, fielen lediglich um 7,8 Prozent.
Am schlimmsten wurden die Werkzeugmaschinenhersteller getroffen, deren Exporte im zweiten Quartal gar um gut 40 Prozent wegbrachen. Die Förder- und Lagertechniker mussten einen Rückschlag um über ein Drittel hinnehmen. Am besten kam der Werkzeug- und Formenbau mit einem Minus von lediglich 1,5 Prozent davon.
Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben ging im zweiten Quartal auf 80,9 Prozent zurück, was deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 86,4 Prozent lag. Gemäss der jüngsten KOF-Umfrage fiel sie im Juli auf 77 Prozent. Damit sei die Kapazitätsauslastung auf das Niveau der Finanzkrise von 2009 gesunken, hiess es.
Deutlicher Stellenabbau befürchtet
«Insgesamt präsentiert sich die Lage der Schweizer MEM-Industrie zu Jahresmitte düster», schrieb Swissmem. Der Branchenverband befürchtet, dass es in den nächsten zwölf Monaten zu einem deutlichen Stellenabbau kommen werde. Dabei hat der Abbau schon eingesetzt. Im zweiten Quartal arbeiteten 319’600 Personen in der MEM-Branche. Das sind 3’200 weniger als im ersten Quartal.
Der Grund für diesen Rückgang liege jedoch eher darin, dass die Lage in den MEM-Firmen bereits vor dem Lockdown angespannt gewesen sei und diese Stellen zu streichen begonnen hätten, schrieb Swissmem: Die Auswirkungen der Pandemie würden in den kommenden Monaten zweifellos weitere Konsequenzen auf die Mitarbeiterzahl in der MEM-Branche haben.
Schon vor der Coronapandemie sei die Situation in der MEM-Industrie angespannt gewesen, schrieb Swissmem. Die Folgen des Lockdowns hätten die Talfahrt massiv beschleunigt. Seit der Trendumkehr im Jahr 2018 seien die Auftragseingänge nun bereits in acht aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft.
Auftragsvolumen über ein Drittel tiefer als Mitte 2018
Wie dramatisch der gesamte Einbruch ausfalle, zeige sich daran, dass die Branche 35,1 Prozent des Auftragsvolumens seit Mitte 2018 verloren habe, schrieb Swissmem. Neben dem deutlich unterbewerteten Euro mache jetzt auch noch der Taucher des Dollar den Schweizer Firmen zu schaffen. Denn dieser verteuert Schweizer Produkte im Ausland.
Wenig Optimismus für Zukunft
«Der kurzfristige Ausblick lässt wenig Optimismus zu und ist von grossen Unsicherheiten geprägt», schrieb Swissmem. Der Anteil der MEM-Unternehmer, die in den kommenden zwölf Monaten mit steigenden Aufträgen aus dem Ausland rechnen, habe zwar von 10 Prozent im ersten Quartal auf jüngst 22 Prozent zugenommen.
Demgegenüber befürchte aber noch immer die Hälfte der Unternehmer eine weitere Verschlechterung der Auftragslage. Mit einer schrittweisen Erholung sei für die meisten Firmen erst im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen, erklärte Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. (awp/mc/pg)